Wildtiergerechte Gestaltung von Freiflächen-PV-Anlagen
Freiflächen-PV-Anlagen werden aus sicherheitstechnischen Gründen in aller Regel eingezäunt. Derzeit versuchen Naturschutzverbände und einige Landesjagdverbände, diese strenge Regelung zu ändern. Alternative Möglichkeiten sind zum Beispiel eine Einfriedung mit dornentragenden Sträuchern oder Wassergräben. Beide verhindern für Menschen einen einfachen Zutritt zur Anlage ebenso effektiv wie eine Zäunung, bleiben aber für Wildtiere durchlässig.
Nach heutigem Kenntnisstand sind Zäunungen weiterhin das Mittel der Wahl für die Betreiber. Je nach Bauweise des Zauns und Dimension der umzäunten Fläche ergeben sich für Wildtiere gewisse Vorteile. Für größere Säugetiere aber auch gravierende Nachteile bis hin zur Unterbrechung wichtiger Wanderrouten. Um die Flächen als Lebensraum für kleine und mittelgroße Säuger weiterhin zugänglich zu halten, werden verschiedene Bauweisen umgesetzt und Durchlässe in der Einzäunung verwendet – bei vielen Anlagen bereits standardmäßig.
Wanderrouten und Wildtierkorridore
Entlang bekannter Wanderrouten, insbesondere bei weit wandernden und bereits von genetischer Verarmung bedrohten Arten wie dem Rotwild, ist besondere Rücksicht geboten. Gleiches gilt für vorhandene oder ausgewiesene Wildtierkorridore, zum Beispiel nach dem Generalwildwegeplan Baden-Württemberg oder den vom BfN veröffentlichten Verbundachsen für waldgebundene Großsäuger.
An Grünbrücken und Querungshilfen sollte grundsätzlich auf jede Form von Freiflächen-PV verzichtet werden. Die erforderlichen Abstände richten sich nach den örtlichen Bedingungen und lassen sich nicht pauschal festlegen und. Als Orientierung kann ein Mindestabstand von ca. 300 m zu Grünbrücken, Verbundachsen und Wanderrouten gelten. Bei größeren Solarparks, besonders an bekannten Wildwechseln oder zwischen Wald- und Äsungsflächen, sollen Wildwechselkorridore freigehalten werden, indem Bereiche nicht mit Modulen überstellt und von der Einzäunung ausgespart werden. Zwischen den Einzäunungen kann das Wild weiterhin wechseln. Lage, Breite und Größe dieser Korridore ergeben sich aus der Situation vor Ort und der Planung der Anlage. Grundsätzlich gilt: Je länger die umzäunte Fläche, desto mehr Wildtierkorridore sind erforderlich.
Wildtiergerechte Gestaltung von Freiflächen-PV-Anlagen und des Umfeldes
Das großflächige Anlegen von Freiflächen-PV-Anlagen kann zum Verlust von Lebensräumen unserer Wildtiere führen, ist gleichzeitig aber auch eine einmalige Chance, neue, wildtiergerechte Lebensräume in großem Umfang zu schaffen.
Um die Chancen für eine Umsetzung der Vorschläge zu erhöhen, sollten diese immer frühzeitig im Bebauungsplanverfahren – also möglichst bereits im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange – eingebracht werden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Spielräume und Möglichkeiten noch groß, den Bebauungsplan zu ergänzen und anzupassen. Erfolgen die Vorschläge erst zur Offenlage des Bebauungsplans, würden wesentliche Änderungen dazu führen, dass der Bebauungsplan erneut ausgelegt werden müsste.
Ob und in welchem Umfang für einen Solarpark eine Eingrünung erforderlich ist, lässt sich nicht pauschal beurteilen. Besonders bei Solarparks in der offenen Feldflur, an exponierten Standorten oder in der Nähe von Siedlungen und Straßen sind Eingrünungen sinnvoll – und oft auch notwendig – um Auswirkungen auf das Landschaftsbild und Eingriffe in die Natur zu verringern. Niedrigwachsende Hecken im Wechsel mit Blühflächen, Hochstaudenfluren oder Brachestreifen sind häufig das Mittel der Wahl. Hoch- oder Baumhecken sind für den Betreiber wegen Beschattung der Module ungeeignet. Für die meisten Wildtiere und insbesondere das Niederwild können sie sogar negativ wirken – etwa als Ansitzwarten für Beutegreifer.
Als Alternative eignen sich Totholz- bzw. Benjeshecken: Diese Strukturen bieten sofort Deckung und Lebensraum für Niederwild und Kleintiere und werden von Vögeln wie Goldammer, Heckenbraunelle oder Neuntöter oft schon im ersten Jahr zur Brut genutzt.
Grenzen Solarparks an Gewässer oder feuchte Standorte, sind klassische Feldhecken und Blühstreifen oft ungeeignet. In feuchten Randstreifen, Moorstandorten oder nassen Flächen ist das Samenpotenzial im Boden hoch, sodass sich Hochstaudenfluren, Schilf oder Feuchtgebüsche meist von selbst entwickeln. Mit richtiger Pflege und gezielten Initialpflanzungen lässt sich die Entwicklung in die gewünschte Richtung lenken.
Auf trockenen Standorten bieten sich meist ähnliche Maßnahmen wie auf mittleren Standorten an, die Auswahl des Pflanzmaterials und Saatguts muss sich jedoch an den standörtlichen Bedingungen orientieren. Solche Standorte sind interessant für die Entwicklung von artenreichen Grünlandbeständen oder zur Entwicklung von Lebensräumen für Reptilien – insbesondere, wenn sie bisher in ackerbaulicher Nutzung waren.
