(Quelle: Kauer/DJV)

Nutria (Myocastor coypus)

Die Nutria, auch Sumpfbiber genannt, ist kleiner als der Biber, aber deutlich größer als die Bisamratte. Das an Wasser gebundene Nagetier lebt in Familienverbänden und bevorzugt strömungsarme Fließ- und Stehgewässer mit reicher Wasserpflanzenvegetation. Aufgrund ihrer Herkunft aus subtropischen und gemäßigten Arealen in Südamerika, kann die Nutria Gebiete mit langen Frostperioden und hohen Schneelagen nicht dauerhaft besiedeln. Die Nutria wurde in Nordamerika, Europa, Asien, Afrika und im Mittleren Osten eingebürgert. Viele der in den neuen Siedlungsgebieten lebenden Populationen begründeten entflohene Farmtiere.

Nutria (Myocastor coypus)
Nutria (Myocastor coypus) (Quelle: Bredehorn Pixelio.de/DJV)

Kennzeichen

• Körpergewicht: 4-8 kg, Kopf-Rumpf-Länge: 430 -630 mm; der kreisrunde, beschuppte und nur spärlich behaarte Schwanz dient als Steuerorgan beim Schwimmen, der Antrieb erfolgt mit den kräftigen Hinterfüßen durch Schwimmhäute zwischen 1.bis 4. Zehe;
• Geschlechtsdimorphismus: Weibchen kleiner und leichter als Männchen
• Das Fell besteht aus einer dichten graubraunen Unterwolle und borstigen Grannenhaaren, die  gelbgrau bis schwarz, meist braun gefärbt sind; das kurzhaarige Fell im Bereich der Mund- und Nasenöffnung ist weiß
• deutlich sichtbare, orangefarbene Nagezähne (Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer)

Verbreitung und Stellung im Zoologischen System

Ordnung:  Nagetiere (Rodentia)  Familie:  Biberratten (Capromyidae)  Gattung:  Myocastor  Art:  coypus

• Durch ihre semiaquatische Lebensweise und die ursprüngliche Verbreitung in Südamerika, steht die Nutria entfernt von den restlichen Biberratten, die hauptsächlich terrestrisch in Westindien leben
• In Deutschland wurden erstmalig 1867 Tiere zur Farmhaltung (Fleisch- und Pelzgewinnung) eingeführt und 1933 ein Erstnachweis für das Freiland erbracht. Mittlerweile ist die Nutria nahezu deutschlandweit etabliert

Lebensraum

• Gewässer mit Röhrichtsäumen, bevorzugt Altarme von Flüssen, Buchten, Lagunen und stehende Gewässer; Fließgewässer mit angrenzenden Wiesen und Ackerflächen bieten der Nutria ebenso Lebensraum.
• zur Aufzucht der Jungen und als Unterschlupf werden Erdbaue (meterlange Röhrensysteme mit Wohnkessel) im Uferbereich oder in Deichböschungen gegraben   

Nahrung

• hauptsächlich Pflanzennahrung: Wasserpflanzen, Ackerfrüchte wie Rüben und Kartoffeln, selten animalische Kost z.B. Süßwassermuscheln, Schnecken, Würmer  
• lang anhaltende starke Besiedlung führt zur Florenverarmung und Zunahme giftiger und stickstoffliebender Pflanzen

Sinnesleistung und Lautäußerung

• Quietschlaute, bei Bedrohung in Tonhöhe ansteigend; bei gesteigerter Aggression Brummen und Zähneklappern; Zanklaute der Weibchen oft ähnlich wie Kindergeschrei
• Gut ausgeprägter Geruchssinn hilft bei der Futtersuche
• Männchen markieren im Handstand an markanten Stellen z.B. Pflanzenhorsten ihre Reviere mit Urin und unter Ausstülpung der Analdrüsen

Fortpflanzung

• Polyöstrischer Zyklus: Fortpflanzung ganzjährig; zwei bis drei Würfe jährlich mit durchschnittlich 5 Jungtieren; nach einer Tragzeit von 131 Tage werden sehr weit entwickelte Junge geboren
• Vier Zitzenpaare auffallend zu den Dorsalseiten verlagert (ein Säugen der Jungen auch im Wasser möglich)  
• Junge nach einer 5-tägigen Säugezeit bereits allein überlebensfähig;  verbleiben in der Regel 6-10 Wochen bei den Elterntieren  
• Geschlechtsreife mit 3-5 Monaten für im Sommer geborene und mit 6-7 Monaten für im Herbst geborene Tiere   

Lebensweise und Lebenserwartung

• lebt paarweise, in optimalen Habitaten und im Ursprungslebensraum kolonieartige Ansiedlungen
• vorzugsweise nachtaktiv mit höchster Aktivität während Dämmerung
• zur Futtersuche entfernen sich Nutrias höchstens 50 Meter vom Ufer, zur Nahrungsaufnahme im Wasser können Nutrias bis zu 5 Minuten tauchen  
• Lebenserwartung im Freiland 2-3- Jahre, in Gefangenschaft bis zu 10 Jahren     

Schäden in einem Rübenacker verursacht durch Nutrias (Quelle: Kapuhs/DJV)

Konsequenzen für den Artenschutz

• Die Nutria wird seit 2016 auf der EU-Liste der invasiven, gebietsfremden Tierarten geführt
• Die Nahrungsaufnahme von Nutriagruppen kann landwirtschaftliche Schäden verursachen. Nutrias können durch Abfressen großflächig Ufervegetation vernichten und damit verschwinden Brut- und Schutzräume für Wasservögel, Fische und Amphibien.
• Durch ihre Bautätigkeit sind Uferbereiche von Gewässern und Deichanlagen gefährdet
• In den meisten Bundesländer ist die Nutria als jagdbare Art eingestuft

Quellen:

• Nowak,R.M. (1991): Nutria or Coypu (933 – 934) in: Walker’s mammals of the World, Vol. 2. The John Hopkins University Press. Baltimore and London.
• Stubbe,M. (1982): Myocastor coypus – Nutria In: Niethammer,J. und Krapp,F. (Hrsg.) Handbuch der Säugetiere. Band 2/I, Nagetiere II. Akademische Verlagsgesellschaft Wiesbaden.