(Quelle: Kauer/DJV)

Ringelgans (Branta bernicla)

Die kleine und überwiegend dunkel gefärbte Ringelgans kommt in großer Zahl an der deutschen Nordseeküste vor. Zwei Unterarten treten in den Rast- und Durchzugstrupps auf, der überwinternde Bestand an der deutschen und niederländischen Küste beträgt etwa 10. 000 Tiere, bis zu 80.000 können während des Durchzugs gezählt werden. Mit der Ringel- und der Kanadagans wird sie der Gruppe der eher grauschwarz und weiß gefärbten Meeresgänse zugeordnet.

Ringelgans
Ringelgans (Quelle: Rolfes/DJV)

Kennzeichen

Die Gefiederfärbung ist hauptsächlich dunkelbraun - hellgraubraun, der dunkelbraune Kopf und Hals ist von der hellbraunen Oberseite abgesetzt, im Flugbild wirken Oberseite und Ober- bzw. Unterflügel aber relativ einfarbig dunkelbraun. Der Namengebende kleine weiße Halsfleck unterhalb des Kopfes macht sie in der Gänseverwandtschaft unverwechselbar. Die beiden Unterarten unterscheiden sich durch die Färbung des Brust-Bauchbereiches: Branta b. hrota aus der westlichen Palärktis hat eine zwischen dunklem Hals und hellem Bauch abgesetzte Grenzlinie; Branta b. bernicla der östlichen Verbreitungsgebiete einen einheitlich dunklen Hals und anschließenden Brust-Bauchbereich. Beine und Schnabel schwarzbraun.

Das Flugbild der Ringelgänse ist eher locker, sie fliegen schnell in unregelmäßigen Bändern. Größe: 55-62cm, Gewicht: 1,1 bis 1,8 kg je nach Geschlecht, Alter, Jahreszeit und lokalem Vorkommen. Ringelgänse können bis zu 27 Jahre alt werden.

 

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

Die Ringelgans brütet in zirkumpolaren arktischen Küstengebieten. Zur Brut nutzen sie kleine Inseln, die Meeresküste und höher gelegene Feuchtflächen in der baumlosen Tundra. Im Überwinterungsgebiet und auf dem Durchzug bildet sie große Trupps, die auch auf dem Meer rasten bzw. dort Wasserpflanzen und Tang aufnehmen.

Die Ringelgans gehört zur großen Ordnung der Entenvögel (Anseriformes) und darin zur Familie der Entenverwandten (Anatidae), Unterfamilie Schwäne und echte Gänse (Anserinae).

Vorkommen der Ringelgans in Deutschland

Ringelgänse sind an den Nord- und Ostseeküsten Mitteleuropas Zugvögel und Wintergäste (von Oktober bis März), die Rastbestände können bis zu 89.000 Tiere erreichen, derzeit gilt die Ringelgans nicht als gefährdet, steht aber auf der Vorwarnliste.

Lebensraum

Im arktischen, baumlosen Brutareal werden kleine Inseln oder höher gelegene Feuchtflächen an den Küsten besiedelt. Die in Mitteleuropa durchziehenden und überwinternden Populationen nutzen das Watt und Salzwiesen zur Nahrungsaufnahme. Erwachsene Ringelgänse können Salzwasser trinken, Jungvögel müssen Süßwasser aufnehmen.

Nahrung

Vegetarisch: Salzpflanzen, Algen, Tang und Süßgräser, aber auch Kräuter, Moose und Flechten. Weidet an Land, nimmt aber auch schwimmend im Meer Tang o.ä. auf. Jungtiere ernähren sich in den ersten Lebenswochen von Insekten.

Sinnesleistung und Lautäußerung

Die Ringelgans hat, wie die meisten Gänse, ein sehr gutes Seh- und Hörvermögen. Im Trupp haben immer einige Tiere „Augen und Ohren“ offen, um eine eventuelle Feindannäherung rechtzeitig zu melden. Als Bodenbrüter benötigen sie diese Wachsamkeit ebenfalls und verteidigen ihre Brut sehr engagiert.

Im Trupp während des Fluges, ein kehliger Ruf wie: rott-rott („Rottgans“). Am Boden beim Grasen ein leises bi-bi-bi als Kontaktruf.

Rufton

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Es werden durchschnittlich 3-5 Eier gelegt, die Spanne kann aber von 1 bis 8 Eiern pro Gelege reichen, eine Jahresbrut von Juni bis Juli (Brutdauer 23-26 Tage). Alte Nestanlagen werden weiter genutzt und ausgebessert, sie können einen Durchmesser von 30 cm erreichen. Die Nestmulde ist bis zu 6 cm hoch. Das Nest wird von beiden Gänseeltern aus Grashalmen und Kräuterstängeln gebaut und mit Daunen ausgekleidet.

Nestanlage in der Regel nicht weiter als einen Kilometer von der Küstenlinie entfernt, auf Inseln und an Wasserflächen oberhalb der Wasserlinie.

Gefahren

Gänse sind sehr wehrhaft, erwachsene Vögel haben Seeadler und Füchse als Hauptfeinde, die noch flugunfähigen Jungtiere (Gössel) können von allen im Brutgebiet vorkommenden Raubtieren und aktiv jagenden Vögeln (z.B. Eulen, Greifvögel, Möwen, Raubmöwen) erbeutet werden. Die Gänseeltern verteidigen ihre Brut aber sehr energisch.

An den Nordseeküsten schwinden die Salzwiesenflächen seit einiger Zeit, in wieweit sich dies auf die Zug- und Rastbestände auswirkt ist nicht bekannt.

Ringelgans im Bundesjagdgesetz

1. November bis 15. Januar

 

Quellen

  • Barthel, P.H.; Barthel, C.; Bezzel, E.; Eckhoff ,P.; van den Elzen, R.; Hinkelmann, C,; Steinheimer, F.D. (2020): Deutsche Namen der Vögel der Erde. Vogelwarte 58, 2020: 1 – 214
  • Cramp, S. et al. (1977): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa. Vol. I Ostrich to Ducks. Oxford University Press.
  • Dachverband Deutscher Avifaunisten (2022): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland. Dachverband Deutscher Avifaunisten, www.dda-web.de/vid., aufgerufen am 15.11.2022.
  • Gerlach, B.; Dröschmeister, R.; Langgemach, T.; Borkenhagen, K.; Busch, M.; Hauswirth, M.;  Heinicke, T.; Kamp, J.; Karthäuser, J.; König, C.;  Markones, N.; Prior, N.; Trautmann,S.; Wahl, J.; Sudfeldt; C. (2019): Vögel in Deutschland — Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster
  • Svensson, L.; Mullarney, K.; Zetterström, D. (2011): Der Kosmos Vogelführer. 2.Auflage, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • www.dda-web.de/voegel/voegel-in-deutschland/ Ringelgans