(Quelle: Rolfes/DJV)

Parasiten

Der Kleine Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis ist ein 3-4-mm langer Endoparasit, der im Dünndarm von Carnivoren lebt und nur in der nördlichen Hemisphäre verbreitet ist.

Gemäß ihrer regionalen Verbreitung sind die Hauptendwirte Rotfuchs, Wolf, Kojote und Marderhund, die mit ihrem Kot Bandwurmeier ausscheiden (Vuitton et al., 2003). Verschiedene Kleinsäugerarten, vor allem Wühlmäuse, fungieren als Zwischenwirte, indem sie die Bandwurmeier zusammen mit der Nahrung aufnehmen. Beim Verdauungsprozess werden die Eikapseln aufgelöst und die Larven gelangen über den Blutkreislauf in andere Organsysteme z.B. in die Leber. In diesen Zielorganen entwickeln sich die Finnen zu Bandwurmkopfanlagen weiter und zerstören durch tumorartiges Wachstum das (Leber-)Gewebe. Wird eine mit Finnen befallene Maus vom Fuchs gefressen, schließt sich der Parasitenzyklus: die aufgenommenen Finnen (Bandwurmkopfanlagen) entwickeln sich im Darm des Endwirts zu adulten Bandwürmern. Für den Fuchs und vergleichbaren Endwirten ist auch eine hohe Befallsrate des Kleinen Fuchsbandwurms völlig unproblematisch. Nicht so für den Fehlwirt Mensch: werden vom Menschen Bandwurmeier oral aufgenommen z.B. über ungewaschene bodennahe Vegetabilien wie Beeren, Pilze o.ä., kann dies fatale Folgen haben. Zu einer Infektion kommt es in der Regel dann, wenn der betroffene Mensch ein geschwächtes Immunsystem hat und/oder einer hohen Exposition an Bandwurmeiern ausgesetzt war. Gelangen Eier in den menschlichen Darm, schlüpfen dort die Larven und erreichen über das Kreislaufsystem die Leber, die durch das Larvenwachstum schwammartig zerstört wird. Diese sogenannte humane alveoläre Echinokokkose (AE) hat eine Inkubationszeit von durchschnittlich zehn Jahren und wird daher nicht oder oft erst zu spät erkannt, zumal die Krankheitssymptome sehr unspezifisch sind. Bei rechtzeitigem Erkennen ist es möglich eine weitere Leberzerstörung durch die Einnahme eines Medikaments zu unterbinden, allerdings muss die Einnahme zeitlebens erfolgen und ist nicht nebenwirkungsfrei. Wird die AE nicht behandelt führt sie zwangsläufig zum Tode und ist somit eine der gefährlichsten Zoonosen. In Deutschland ist die Echinokokkose eine meldepflichtige Krankheit; jährlich wurden im Zeitraum 2001 – 2010 nach BfR-Angaben durchschnittlich 20 AE-Fälle gemeldet, wobei sich aber vermutlich mehr Menschen mit dem Kleinen Fuchsbandwurm infizieren (http://www.bfr.bund.de/de/fuchsbandwurm-54392.html#top; Jorgensen et al., 2008). Weltweit werden pro Jahr 18.235 neue AE-Fälle registriert (Torgerson et al., 2010).

Da die Untersuchung potenzieller Überträgertiere den Landesveterinärämtern der Bundesländer obliegt und diese in ihrem Umfang sehr unterschiedlich ist, gibt es keinen umfassenden Überblick über den Verbreitungsgrad des Kleinen Fuchsbandwurms in Deutschland. Daher kann keine Aussage über Risikogebiete getroffen werden, lediglich über gefährdete Personenkreise. Eine Risikogruppe bilden Jäger, die sehr engagiert in der Raubwildbejagung sind z.B. Fang- oder Baujagd ausüben und dabei direkt mit Losung von Überträgertieren in Kontakt kommen können oder sich über den Bauhund, der Bandwurmeier im Fell hat, infizieren können. Erlegte Füchse oder Marderhunde sollten grundsätzlich nur in gut verschlossenen Müllsäcken transportiert werden. Beim Abbalgen sind Einweghandschuhe und Mundschutz als Vorbeugungsmaßnahme unbedingt zu empfehlen. Die ideale Vorbehandlung von abzubalgenden Tieren ist das Einfrieren bei -80°C für mindestens eine Woche, wie dies bei Sektionen zum Echinokokken-Monitoring üblich ist, da nach dieser Behandlung Bandwurmeier, die dem Fell anhaften, abgetötet werden.

Um das Risiko einer Infektion zu minimieren sollte auf das Verzehren ungewaschener bodennaher roher Früchte und Pilze verzichtet werden. Das Erhitzen auf ca. 60°C beim Marmeladekochen oder Braten tötet die Bandwurmeier ab. Bei der Verwertung von Rohobst z.B. für die Kaltpressung zur Saft-, Beerenwein- oder Essigherstellung ist auf ein gründliches Waschen der Früchte zu achten, da sogar beim Gärungsvorgang die Bandwurmeier infektiös bleiben.

Die regelmäßige Entwurmung des Hundes ist eine wichtige Vorbeugemaßnahme.

Literatur:

  • Jorgensen M., an der Heiden M., Kern P., Schöneberg I., Krause G. (2008): Underreporting of human alveolar echinococcosis, Germany. Emerg Infect Dis.: 1–7.
  • Torgerson R., Keller K., Magnotta M., Ragland N. (2010): The global burden of alveolar echinococcosis. PLoS Negl. Trop. Dis. 4(6), e722.
  • Vuitton D.A., Zhou H., Bresson-Hadni S., Wang Q., Piarroux M. (2003): Epidemiology of alveolar echinococcosis with particular reference to China and Europe. Parasitology 127: 87–107.

Mit der Ansiedlung faunenfremder Tierarten ist auch eine mögliche Einschleppung neuer Infektionserreger oder Parasiten verbunden.

Der Waschbärspulwurm Baylisascaris procyonis gelangte  mit dem Waschbären Procyon lotor von Amerika nach Europa. Die ersten Nachweise für diesen im Dünndarm von Waschbären lebenden Parasiten fanden sich in Zoos und Heimtierhaltungen in Deutschland und Polen (Stefanski und Zarnowski, 1951). Bei Untersuchungen in den 1990er Jahren in Hessen von wildlebenden Waschbären waren rund 72% Parasitenträger (Bauer  et al.,1992; Gey, 1998). In Ostdeutschland wurde der Waschbärspulwurm bisher nur in Sachsen-Anhalt nachgewiesen (Schwarz et al. 2014 im Druck; Winter, 2005).

Der Waschbärspulwurm lebt im Dünndarm von Waschbären und vermehrt sich dort geschlechtlich und mit jedem Gramm Kot werden täglich  20 000 – 26 000 Spulwurmeier ausgeschieden. Bei mittlerer Umgebungstemperatur und Feuchtigkeit entwickeln sich daraus Larven, die jahrelang infektionsfähig bleiben. Über das Aufsuchen gemeinsam genutzter Latrinen können sich Waschbären infizieren, eine weitere Ansteckungsmöglichkeit ergibt sich aus der Konsumierung von mit Larven infizierten Beutetieren (=Zwischenwirte) wie Nagetiere oder Vögel.

Für den Menschen stellt der Waschbärspulwurm eine der gefährlichsten Zoonosen dar, da die Larven (Larva migrans) durch Wanderbewegungen das Gewebe zerstören und je nach Befallsort entsprechende Organstörungen verursachen wie z.B. Erblindung beim Eindringen ins Auge. Ein Befall des zentralen Nervensystems durch eine Larve des Waschbärspulwurms verläuft in den meisten Fällen tödlich.  

Mit dem Anstieg der Populationsdichten des Waschbären in Deutschland steigt auch das Risiko für die Verbreitung des Waschbärspulwurms. Da die Spulwurmeier gegenüber Umwelteinflüssen sehr resistent sind, bleiben sie im Freiland jahrelang infektiös. Wie Beispiele aus den USA zeigen sind in Siedlungsgebieten des Waschbären vor allem Kleinkinder, die im Garten und Sandkasten spielen einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt.  

Auch der jagdliche Umgang mit dem Waschbären birgt die Gefahr einer Infektion. Beispielsweise können sich im Waschbärkot, der in Fangeinrichtungen (z.B. Kastenfallen) zurückbleibt die Eier zu infektiösen Larven entwickeln. Weiterhin kann eine Infektion auch beim Hantieren mit erlegten Waschbären geschehen und darüber hinaus werden beim offenen Transport von erlegten Waschbären die im Fell anhaftenden Spulwurmeier verfrachtet (Jagdkleidung, Auto etc.). 

Literatur:

  • Bauer C., Knorr H., Gey A. (1992): Aktuelle Zoonosen. Ber. Dtsch. Veterinärmed. Ges.; 4. Hohenheimer Seminar: 204-206.
  • Gey A.B. (1998): Synopsis der Parasitenfauna des Waschbären (Procyon lotor) unter Berücksichtigung von Befunden aus Hessen. Giessen, Justus-Liebig-Universität, Fachbereich Veterinärmedizin, Diss.
  • Schwarz, S.; Sutor, A.; Mattis, R.; Conraths, F. J. (2015): Der Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis) - kein Zoonoserisiko für Brandenburg? In: Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 128 (1/2), S. 34–38.
  • Stefanski W., Zarnowski E. (1951): Ascaris procyonis n.sp. jelita szopa (Procyon lotor L.) Ascaris procyonis n.sp. provenant de l‘ intestine de Procyon lotor L. Annales Musei Zoologici Polonici Tom XIV Nr.15 Warzawa 1 VI. 199-203.
  • Winter M. (2005): Zur Ökologie des Waschbären (Procyon lotor, L. 1758) in Sachsen-Anhalt. Halle/Saale, Univ., Institut für Zoologie, Dipl.Arb.

 

Die Trichinose oder Trichinellose wird von Fadenwürmern der Gattung Trichinella verursacht.

Die geschlechtsreifen weiblichen und männlichen Würmer leben als Endoparasiten im Dünndarm fleischfressender Arten. Etwa eine Woche nach der Ansteckung werden vom Weibchen die ersten Larven ausgeschieden. Diese durchbohren die Darmwand, dringen ins Lymph- und Blutsystem ein und gelangen mit dem Blutstrom ins Muskelgewebe. Insbesondere in gut durchbluteten Arealen wie Zwerchfellpfeiler, Schulterblätter, Lendenbereich kapseln sich die ca. 1mm großen Larven in eine kalkhaltige Schale ein und bleiben so über Jahre hinweg lebens- und ansteckungsfähig. Bei diesem Vorgang wird auch Muskelgewebe zerstört und es kann zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen kommen.

Wird trichinöses Fleisch von Carnivoren aufgenommen, lösen die Verdauungsenzyme die Trichinenkapsel auf und die frei gewordenen Larven nisten sich zwischen den Darmzotten ein. Über mehrere Häutungen entwickeln sich die Larven im Dünndarm zu adulten Würmern und der Parasitenzyklus beginnt neu.

Auch der Mensch ist ein sehr empfänglicher Wirt für Trichinen und die Inkubationszeit dauert durchschnittlich fünf bis vierzehn Tage. Gemäß fleischhygienerechtlicher Bestimmungen muss jegliches Fleisch, das für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, so auch Wildbret, einer amtlichen Fleischuntersuchung zugeführt werden (s. Wildbrethygiene und Vermarktung).

 

Weitere Informationen zur Trichinellose finden sie unter:

www.bfr.bund.de

Die Räude ist eine parasitäre Erkrankung, die durch Grabmilben der Gattung Sarcoptes verursacht wird.

Im Gegensatz zu den auf der Hautoberfläche oder in flachen Tunneln lebenden männlichen Milben, legen weibliche Milben Bohrgänge unter der Epidermis an, in denen auch die Eiablage erfolgt. Nach 3-5 Tagen schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich zu nicht geschlechtsreifen Nymphen häuten. Über zwei weitere Nymphenstadien (Proto- und Tritonymphe) und Häutungen entwickeln sich im Verlauf von 12 bis 21 Tagen geschlechtsreife adulte Grabmilben.

Die verschiedenen Sarcoptesmilben können nach ihren Wirtskreisen unterschieden werden; Beispiele sind:

Sarcoptes canis ist der Erreger der Fuchsräude, kann aber auch Marderartige, sowie Hunde befallen. Die Gefahr sich mit dieser Räudemilbe zu infizieren ist vor allem für Hunde, die zur Baujagd eingesetzt werden gegeben.

Sarcoptes rupicaprae verursacht die Gamsräude, kann aber auch Stein-, Rot- und Rehwild betreffen.

Vorwiegend erfolgt die Übertragung der Milben - vor allem der Nymphenstadien - über direkten Körperkontakt, beispielsweise bei gemeinsamer Nutzung eines Erdbaus. Beim Befall treten erste Hautveränderungen durch Pustel- und Schuppenbildung im Kopfbereich auf und anschließend breiten sich die Milben über die gesamte Körperoberfläche aus. Es kommt zu Haarausfall, Borkenbildung und durch verstärktes Kratzen, verursacht durch Juckreiz, zur Krustenbildung.  Auf der geschädigten Haut, gekennzeichnet durch starke Borkenbildung, kommt es zu Sekundärinfektionen mit Eiterherden. Hochgradig räudige Tiere sind kaum in der Lage ausreichend Futter zu suchen oder zu jagen und magern in Folge sehr schnell ab und verenden letztlich.

Die Ausbreitung der Räude wird vom Sozialgefüge (z.B. Familienverband), der Populationsdichte und auch der Jahreszeit (z.B. Paarungszeit) beeinflusst. Die genannten Faktoren sind entscheidend für die Kontakthäufigkeit zwischen befallenen und gesunden Tieren. Ein seuchenhaftes Auftreten der Räude führt zu drastischen Bestandseinbrüchen und gibt einen Hinweis darauf, dass eine hohe Populationsdichte der betroffenen Art vorliegt.

 

Es werden die Hautdasselfliege und die Rachenbremse unterschieden.

Hautdasselfliegen

Die 11 mm großen pelzig behaarten Dasselfliegen sind Parasiten der Säugetiere, besonders der Huftiere, die als erwachsene geschlechtsreife Fliegen im Früh- und Hochsommer schwärmen. In dieser Zeit legen die begatteten Weibchen ihre Eier ins Fell von Zwischenwirten; jede Art ist auf eine Wirtsart spezialisiert: z.B. legt Hypoderma diana ihre Eier im Fell von Rehwild ab. Nach einigen tagen schlüpfen aus diesen Eiern die Larven, die sich in die Haut des Wirtstieres bohren und dort wachsen. Ab Dezember/Januar sind am erlegten, abgezogenen Stück unter der Oberhaut deutlich die entzündeten, teilweise eitrigen Dasselbeulen zu sehen. Dieser Parasitenbefall beeinträchtigt das Allgemeinbefinden des befallenen Wildes, was sich auch im Gewichtsverlust bemerkbar macht und letztlich zu einer Wildbretminderung führt. Besonders auf der Fleischseite der Decke sind ebenso auch die zur Atmung genutzten Bohrgänge der Dassellarven zu erkennen, weshalb diese für eine Nutzung unbrauchbar ist. Nach Wachstum und zwei Häutungsstadien verlassen die jetzt 2,5cm langen Larven meist im April durch ihr Bohrloch den Wirtskörper, verpuppen sich am Boden und meist im Mai/Anfang Juni schlüpfen aus der Puppe die geschlechtsreifen Dasselfliegen. Die Weibchen der Gattung Hypoderma, die auch Rinder, Schafe und Pferde befällt, sind sofort nach dem Schlüpfen begattungsfähig und können dann nach 1 Stunde 500–600 Eier legen.

Rachenbremsen

Die Rachenbremsen (= Rachendasseln) ist eine hummelähnliche ca. 16 mm große Fliege, die in der Zeit von Juni bis August schwärmt. Während dieser Zeit legen die begatteten Weibchen ihre Larven im Nasenraum von Schalenwild ab; so z.B. Cephemonia stimulator im Nasenraum von Rehwild. Die etwa 1mm großen Larven wandern allmählich in den Nasenrachenraum, wo sie im Verlauf eines Jahres bis zu 3cm großen Larven heranwachsen. Durch diese Größenzunahme wird die Atmung des betroffenen Wildes beeinträchtigt; vor allem bei schnellen Bewegungen z.B. beim Flüchten kann dies das betroffene Individuum sehr behindern. Nach einem Jahr verlassen die Larven über die Nase ihren Wirt, fallen zu Boden und verpuppen sich. Nach 23 bis 42 Tagen schlüpfen aus diesen Puppen die erwachsenen Rachenbremsen, paaren sich und der Parasitenzyklus beginnt erneut.

 

 

Der Duncker’sche Muskelegel ist ein Zwischenstadium (Mesozerkarie) des parasitisch lebenden Saugwurms Alaria alaria, das bei fleischhygienischen Routineuntersuchungen bei Wildschweinen zufällig entdeckt wurde.
 

Alaria alata ist ein Darmparasit bei Füchsen und Marderhunden, dessen Eier mit dem Kot dieser Wirtstiere ausgeschieden werden. In gewässernahen Bereichen werden die Eier von Wasserschnecken mit der Nahrung aufgenommen und entwickeln sich zu Larven (Zerkarien), die dann diesen ersten Zwischenwirt verlassen und in Kaulquappen eindringen. In diesem zweiten Zwischenwirt entwickeln sich die Mesozerkarien. Der Parasitenzyklus schließt sich, wenn ein Endwirt z.B. Marderhund diese Mesozerkarien mit dem Beutetier aufnimmt und sich dieses zweite Larvenstadium in seinem Darm zum adulten Saugwurm entwickelt. Werden Schnecken mit Zerkarienstadien vom Wildschwein gefressen, entwickeln sich diese Larven im Wildschwein zu Mesozerkarien, die sich im Muskelgewebe festsetzen und dann als Duncker’scher Muskelegel bezeichnet werden. Werden larvenverseuchte Rohfleischprodukte vom Menschen konsumiert, durchbohren die Mesozerkarien die menschliche Darmwand und werden zur gewebeschädigenden Wanderlarve. Diese Erkrankung wird dann als larvale Alariose bezeichnet und kann beispielsweise zur Erblindung führen. 

 

Weitere Informationen unter:  

http://www.bfr.bund.de