(Quelle: Kauer/DJV)

Feldhase (Lepus europaeus)

31. März 2015

Auch: Lampe, Löffelmann, Mümmelmann, Krummer

Der Feldhase kann mehr als Ostereier bringen. Mit ihm verknüpft man lange Ohren (Löffel), weiches Fell und große Augen. Gern wird er als Figur des Osterhasens genutzt und erfährt in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit. Doch so leicht bekommt man das scheue Tier gar nicht zu Gesicht. Durch sein Fell verschmilzt er förmlich mit seiner Umgebung und kommt man ihm zu nah, flüchtet er schnell und in zickzack Sprüngen. Der Feldhase ist ein spannender kleiner Bewohner unserer Felder.

Feldhase
Feldhase (Quelle: Rolfes/DJV)

Kennzeichen:

  • Langer, stromlinienförmiger Körper mit langen Hinterläufen
  • Lange Ohren meist mit schwarz-umrandeten Spitzen, dienen als Schalltrichter
  • Seitlich am Kopf sitzende große bernsteinfarbene Augen, dienen der Rundumsicht
  • Fell an der Oberseite erdbraun und an der Bauchseite weiß, dient der Tarnung
  • Fellfärbung im Winter heller
  • Äußerlich unterscheiden sich Häsin und Hase kaum
  • Gewicht: 3 bis 5 kg

Unterschiede zu anderen Hasenartigen

Feldhase
Das Wildkaninchen Der Feldhase Der Schneehase
Deutlich kleiner als der Feldhase, seine Löffel werden nur 6-8 cm lang, und es wiegt zwischen 1,3 und 2,2 kg, zudem hat das Wildkaninchen kürzere Hinterläufe. Seine Löffel werden 8,5 bis 13 cm lang, er wiegt zwischen 2,5 und 6,4 kg. Sein, er ist mit dem Schneehasen der größte Hasenartige Europas. Lebensraum in Hochgebirgen Eurasiens. Bekannt durch sein braunes Sommerkleid und weißes Winterfell. Die Länge der Löffel misst zwischen 9 und 13 cm, das Gewicht des Schneehasen liegt bei etwa 2-4 kg.

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

Ordnung: Hasentiere (Lagomorpha)  Familie: Hasen (Leporidae)  Gattung: Echte Hasen (Lepus)  Art: Feldhase

  • Das europäische Areal reicht vom Polarkreis bis zum Mittelmeer und von Nordspanien bis zum Ural. Auch in Asien und Übersee gibt es den Feldhasen. In alpinen Bereichen lebt er bis zur Waldgrenze.

Dichte des Feldhasen in den Referensgebieten Deutschlands

Weitere Auswertungen, Karten und Diagramme im WILD-Portal

Lebensraum

  • Der Hase stammt ursprünglich aus der Steppenlandschaft und lebt heute in unserer Kulturlandschaft. Dort bevorzugt er strukturreiche Agrarlandschaften mit Feldgehölzen, Ackerrandstreifen und Brachflächen, die ihm Nahrung und Versteckmöglichkeiten vor Feinden bietet.
  • Er liebt trockenes, warmes Wetter und ist in Deutschland fast flächendeckend verbreitet, selbst in Waldgebieten, suburbanen und urbanen Lebensräumen kommt er vor.

Nahrung

  • Rein pflanzlich und sehr vielfältig: bevorzugt Wildkräuter und –gräser (zusammen die sogenannte „Hasenapotheke“), aber auch Getreide und Feldfrüchte, Knospen, Triebe und Rinde.
  • Der Bedarf an lebenswichtigen Vitaminen (v.a. B1) wird durch Caecotrophie gedeckt, dies bezeichnet die Aufnahme der ausgeschiedenen Blinddarmlosung, dieser vitaminreiche Brei bildet sich im Blinddarm.

 

Sinnesleistung und Lautäußerungen

  • Bewegungssehen und Rundumsicht sind hervorragend
  • Gut ausgebildet sind ebenfalls Gehör- und Geruchssinn
  • Der Stimmlaut hingegen ist kaum entwickelt: Junghasen quietschen oder knurren, ebenso die Althasen, auffällig ist das gellende Klagegeschrei des Hasen bei Verletzungen

 

Fortpflanzung und Lebenserwartung

  • Geschlechtsreife mit 6 bis 8 Monaten
  • Paarung: von Dezember/Januar bis Juli/August
  • Die Häsin setzt 3- bis 4mal im Jahr je 1 bis 3 Junge (maximal bis zu 6 Junge), die als Nestflüchter sehend und behaart zur Welt kommen
  • Die Tragzeit beträgt 42-43 Tage
  • Die Häsin säugt die Junghasen meist nachts einmal mit einer sehr gehaltvollen, fettreichen Milch
  • Mit etwa 30 Lebenstagen endet die Säugezeit
  • Die Häsin hält sich nicht direkt bei den Jungen auf, häufig aber in der Nähe
  • Die Häsin kann ab 38. Trächtigkeitstag erneut befruchtet werden, trägt dann in einem Gebärmutterhorn die geburtsreifen Föten, im anderen Horn den neuen Keimlingssatz (Superfötation)
  • Mehr als 60 Prozent der Junghasen verenden im ersten Lebensjahr, die Ursachen sind u.a. nass-kalte Witterung, Beutegreifer, landwirtschaftliche Bearbeitung
  • Hasen werden in freier Wildbahn im Durchschnitt etwa 4 Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu 12 Jahre

 

Verhaltensweisen

  • Der Feldhase ist ein Meister in der Tarnung: sein Ruhelager ist die Sasse, eine kleine Mulde auf dem Acker
  • Der Hase wählt sie so, dass er die ganze Umgebung überblicken kann
  • Nähert sich ein Feind, bleibt der Hase fast wie erstarrt liegen und vertraut seiner Tarnung oder er rettet sich mit einem schnellen Satz aus der Sasse und flüchtet mit den bekannten Haken bei Spitzengeschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometern
  • Der Fluchtweg kann dabei in Ausnahmefällen bis 2,5 km betragen, meist ca. 1 km
  • Gesunde Althasen entkommen so meist ihren Fressfeinden

 

Sozialverhalten

  • Feldhasen bilden keine Kolonien wie es die Kaninchen tun. Innerhalb einer Hasengruppe besteht eine Rangordnung
  • Markierungen als Bestandteil der innerartlichen Kommunikation werden mit Nasen– und Afterdrüse sowie Harn und Kot gesetzt
  • Hasen sind am Tage nicht so häufig zu sehen, da ihre Aktivitäten in die Dämmerung fallen. Ganz anders verhält es sich während der Paarungszeit, der Rammelzeit, im Spätwinter und im Frühjahr. Meist finden sich dann viele Tiere an den Rammelplätzen, veranstalten wilde Verfolgungsjagden und balgen sich um die Häsinnen

 

Gefahren für den Hasen

  • Neben dem Straßenverkehr setzt ihm die nasskalte Witterung zu. Besonders im Frühjahr verenden die Junghasen häufig an Unterkühlung, da sie in der oberirdischen Sasse der Witterung ausgesetzt sind
  • Gefahren drohen von folgenden Krankheiten: Kokzidiose, Hasenseuche, Brucellose, Tularämie, European Brown Hare Syndrom (EBHS)
  • Seine natürlichen Feinde sind: Fuchs, Wildschwein, Raben- und Greifvögel, aber auch Marder und streunende Katzen

 

Bestand

  • In vielen Regionen Deutschlands ist ein Rückgang der Hasenpopulation zu verzeichnen
  • Durch die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten verliert der Feldhase zunehmend an Lebensraum und Nahrungsangebot
  • Landwirtschaftlicher Maschineneinsatz, Straßenverkehr, Landschaftszersiedelung und zunehmende Dichten der Beutegreifer machen ihm zu schaffen
  • Die Bejagung erfolgt unter Berücksichtigung regionaler Verhältnisse. In vielen Gebieten verzichten Jäger freiwillig auf die Hasenjagd
  • Mit dem Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ des Netzwerks Lebensraum Feldflur mit über zwei Dutzend Partnern zeigt der DJV Chancen auf, wie der Lebensraum für den Feldhasen und andere Arten in der Agrarlandschaft im Rahmen der anstehenden Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gestaltet werden kann und dies bei gleichzeitiger rentabler Bewirtschaftung durch Grundeigentümern, Landwirten und Energiewirtschaft.

 

Quellen, weiterführende Literatur

  • Hackländer, K.; Frisch, C.; Klansek, E.; Steineck, T.; Ruf, T. (2001): Die Fruchtbarkeit weiblicher Feldhasen (Lepus europaeus) aus Revieren mit unterschiedlicher Populationsdichte. In: Zeitschrift für Jagdwissenschaften (47), S. 100–110.
  • Hackländer, K. (2014): Die Bedeutung von Brachen für die Besatzentwicklung: Nahrungsökologie und Lebensraumnutzung von Feldhasen. In: Oberösterreichischer Jäger (März), S. 8–14.
  • Niethammer, J.; Krapp, F. (2003): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 3/II: Hasentiere - Lagomorpha. Aula Verlag Wiesbaden.
  • Schai-Braun, S. C.; Hackländer, K. (2013): Welchen Einfluss hat die Getreidernte auf die Raumnutzung der Feldhasen? In: Schweizer Jäger, S. 34–37.