(Quelle: Kauer/DJV)

Geht’s noch, Herr Miller?

Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer, schießt in der jüngsten Pressemitteilung des NABU-Bundesverbandes zur Reform von Jagdgesetzen übers Ziel hinaus. Er redet von „Gesetzen aus dem letzten Jahrhundert“, von „Positionen aus der Märchenzeit“ oder „verstaubten Jagdzimmern“, in denen Jagdverbände säßen. In einem Offenen Brief antwortet Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands (DJV).

_Leif Miller, NABU-Geschäftsführer
Leif Miller, NABU-Geschäftsführer (Quelle: NABU/J. Koch)

Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer, schießt in der jüngsten Pressemitteilung des NABU-Bundesverbandes zur Reform von Jagdgesetzen übers Ziel hinaus. Er redet von „Gesetzen aus dem letzten Jahrhundert“, von „Positionen aus der Märchenzeit“ oder „verstaubten Jagdzimmern“, in denen Jagdverbände säßen. In einem Offenen Brief antwortet Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands (DJV).


Sehr geehrter Herr Miller,

Ihre aktuelle Pressemeldung zum Jagdrecht [i] kann wohl nicht ernst gemeint sein. Wir Jäger sperren uns keineswegs gegen wissensbasierte und praxisgerechte Änderungen im Jagdrecht. Wer aber als Bundesverband wie der NABU die Fallenjagd offiziell ablehnt und gleichzeitig in Naturschutzgebieten unter dem Deckmantel „Prädatorenmanagement“ [ii] selber praktiziert, macht sich lächerlich. Waren Sie schon einmal an der Basis, dort wo Jäger und Naturschützer zusammen arbeiten? Zum Schutz der seltenen Zwergseeschwalben an der Küste oder für den Großtrappenschutz [iii] in Brandenburg werden kilometerlange Zäune gebaut um räuberische Arten auszuschließen. Gleichzeitig behaupten Schreibtisch-Naturschützer, dass Fuchs, Waschbär oder Mink keinerlei Einfluss auf den Rückgang der Offenlandarten [iv] hätten. Absurder geht es wohl kaum. Wer Wildtiere langfristig einzäunen muss um sie zu schützen, der lebt in der Vergangenheit und hat die Zeichen der Zeit verkannt. Jagd funktioniert nachhaltig und braucht sich nicht erst für ökologische Belange zu öffnen, wir handeln jeden Tag nach ökologischen Prinzipien.

Es gibt genügend Beispiele für „Naturschützer“, die mit ihren Wildnisvorstellungen Tiere quälen und verhungern lassen. Wollen Sie wirklich in Deutschland Wildgänse begasen [v] wie in den Niederlanden, nur weil aus Ideologie die Jagd verboten wurde? Oder Wildtiere verhungern lassen wie in Oostvaardersplassen? [vi] Ganz zu schweigen von Heckrindern, die Ihr Verband für Landschaftspflege einsetzt und in mehreren Fällen hat jämmerlich krepieren lassen.[vii] [viii] [ix] Das ist nicht unsere Auffassung von Naturschutz, Herr Miller. Wir leben in einer Kulturlandschaft, die wir Menschen nutzen und ständig verändern. Dem werden wir uns auch künftig in unserem jagdlichen Handeln anpassen.

Käseglocken-Naturschutz, wie Sie ihn immer wieder propagieren, ist schon seit den 1990er Jahren nicht mehr aktuell. Den Naturschutz, den Sie auf Bundesebene betreiben und so hoch halten, ist schlicht professionelle Spendenaquise auf dem Rücken unserer Wildtiere. Sie lehnen Fütterung von Wildtieren in Notzeiten ab. Gleichzeitig bewirbt der NABU Meisenknödel [x] [xi] für die Singvogelfütterung oder Igelfutter [xii]. Der Rothirsch jedoch, der im Winter nicht mehr ins Tal wandern kann (weil wir Menschen diesen Lebensraum besiedeln) soll verhungern? Herr Baumann, Landesvorsitzender des NABU in Baden Württemberg, meinte dazu auf der Pressekonferenz zur Jäger-Demo in Stuttgart: Die Vogelfütterung bewerbe der NABU aus rein pädagogischen Zwecken, damit Kinder Singvögel beobachten können. Wer lebt hier in der Märchenzeit?

Den Lackmustest beim Wolf müssen nicht wir, sondern der NABU bestehen. Wer dieses wunderbare Tier ernsthaft und langfristig in Deutschland etablieren will, braucht dafür die bundesweite gesellschaftliche Akzeptanz. Dabei reden wir nicht von den Menschen, die in Städten leben, sondern von Landwirten, Viehhaltern oder Schäfern, die mit den Konsequenzen konfrontiert werden. Wer bei auftretenden Schwierigkeiten [xiii] [xiv] nicht konsequent handelt, der verspielt die eigene Glaubwürdigkeit und wird dem Wolf auf Dauer schaden. Das gilt auch für zuletzt beobachtete, wenig scheue Jungwölfe: Zu behaupten, dies läge an illegalen Fütterungen durch Soldaten, ist ein gescheiterter Versuch, Realitäten zu verharmlosen. Um Wolf-Mensch-Konflikte zu vermeiden, braucht es aber fundierte Zahlen und Antworten.

Wer uns die Hand reichen will, muss realistischen Arten- und Naturschutz betreiben und nicht Wolkenkuckucksheime errichten. Jäger und andere Naturschützer arbeiten auf lokaler Ebene hervorragend zusammen. Sie allerdings treten ehrenamtliches Engagement mit Füßen. Der so oft zitierte gesellschaftliche Wille zeigt sich übrigens in der jüngsten Emnid-Umfrage [xv] in Nordrhein-Westfalen: 93 Prozent der Befragten geben an, dass Jäger durch die Pflege ihrer Reviere zum Natur- und Artenschutz beitragen. Willkommen im 21. Jahrhundert Herr Miller.

 

Hochachtungsvoll

Andreas Leppmann
Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands

 


Quellen:

[xiii]