DJV fordert anlässlich der Sondersitzung von Agrar- und Umweltministern: Artenschutz als Produktionsziel festschreiben. Finanzierung der GAP muss langfristig gesichert werden. DJV begrüßt entsprechende Ansätze in der EU-Biodiversitätsstrategie 2030.

(Berlin, 27. Mai 2020) Anlässlich der morgigen Sondersitzung der Umwelt- und Agrarminister des Bundes und der Bundesländer mit den zuständigen EU-Kommissaren für Agrar und Umwelt fordert der Deutsche Jagdverband (DJV): Landwirte müssen künftig für Umweltleistungen fairer entlohnt werden. Biodiversität und Artenschutz müssen als Produktionsziel festgeschrieben werden. Entscheidend für eine Steigerung der Artenvielfalt sind Maßnahmen, von denen Insekten, Wiesen- und Feldvögel sowie weitere Wildtiere nachhaltig profitieren. Der DJV begrüßt entsprechende Inhalte der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, die am vergangenen Mittwoch in Brüssel durch die Kommission vorgelegt wurde. Unter anderem wird darin gefordert, dass ein fester Prozentsatz landwirtschaftlicher Fläche mit vielfältigen ökologischen Strukturen zu gestalten sind und somit aufgewertet werden. Dazu gehören beispielsweise mehrjährige Brachen mit heimischen Wildpflanzen, Altgrasstreifen, mehrjährige Blühstreifen und Hecken.

Die Biodiversitätsstrategie für 2030 und die auf Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgerichteten EU-Lebensmittelstrategie "Farm to Fork" ("Vom Hof auf den Tisch") sind Teil des Europäischen "Green Deals". Entsprechend beeinflussen sie die weiteren Verhandlungen über die zukünftige Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP). Durch Verzahnung der Strategien mit der GAP sollen langfristiger Erhalt der Natur und die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft weiter gefördert werden. Der DJV setzt sich für eine zukunftsfähigere und flexiblere europäische Agrarpolitik ein, die Artenvielfalt explizit fördert. Erhalt und Förderung einer intakten, diversen Kulturlandschaft müssen deutschland- und europaweit als Ziel festgeschrieben werden. Aus diesem Grund ist es begrüßenswert, dass die EU-Kommission konkrete Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten abgibt, bevor diese die nationalen GAP-Strategiepläne erarbeiten.

In beiden Strategien wird immer wieder auf die GAP verwiesen: Diese müsse in Zukunft Landwirten attraktive Anreize bieten, nachhaltiger zu wirtschaften. Hier bietet beispielsweise der Ansatz der Eco-Schemes (Öko-Regeln) großes Potential, die Landwirtschaft in einen breit getragen gesellschftlichen Konsens zu gestalten: Aus einem Katalog von Maßnahmen für die Artenvielfalt könnten Landwirte diejenigen auswählen, die am besten zu ihrer Betriebsstruktur passen. Im Gegensatz zu den klassischen Agrarumweltmaßnahmen aus der zweiten Säule müssen Eco-Schemes zusätzlich eine finanzielle Anreizkomponente enthalten, die über die Einkommensverluste hinausgeht und für eine faire Entlohnung sorgt. Deswegen begrüßt der DJV, dass auch die Kommission die Einführung eines Mindestbudgets für Eco-Schemes unterstützen wird.

Weiterhin fordert der DJV eine langfristig ausreichende Finanzierung der GAP, um den formulierten Herausforderungen für Landwirtschaft, Klimawandel und Artenrückgang begegnen zu können. Die Mitgliedsstaaten und die Kommission müssen sicherstellen, dass nationale GAP-Strategiepläne mit genügend Ressourcen ausgestattet und angemessen umgesetzt werden. Kürzungen der 1. und vor allem der 2. Säule lehnt der Verband ab. In letzterer sind die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen untergebracht. Besser wäre es, dass die Förderinstrumente künftig praxisgerecht formuliert und ihr Effekt wissenschaftlich belegt sind. Zudem müssen sie ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand umsetzbar sein. Bereits in der GAP-Übergangsphase ab 2021 sollten mehr Mittel für Maßnahmen zum Klima- und Naturschutz bereit gestellt werden.

Verschiedenste Modellprojekte in den Bundesländern, wie etwa das Wildschutzprogramm Feld & Wiese (LJV Rheinland-Pfalz) oder das Kooperationsprojekt "Bunte Biomasse" (Veolia Stiftung, Deutsche Wildtier Stiftung und DJV), zeigen: Es gibt viele und vor allem verschiedene praxistaugliche Maßnahmen, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. Derartige Erkenntnisse müssen im Rahmen der künftigen Agrarpolitik auf Bundes- und Europaebene berücksichtigt werden.

Quellen: EU-Biodiversitätsstrategie für 2030

"Farm to Fork"-Strategie

Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik verfehlt mit Eckpunkten zur Waldstrategie 2050 das Ziel, Artenvielfalt zu fördern. Einziger Ansatz: Jagddruck erhöhen. DJV fordert von Ministerin Klöckner stattdessen ein Wildtiermanagement-Konzept.

(Berlin, 27. Mai 2020) Anfang Mai hat der Wissenschaftliche Beirat Waldpolitik auf 75 Seiten Eckpunkte zur Waldstrategie 2050 vorgelegt. Nach Auffassung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ist der darin skizzierte eindimensionale Lösungsversuch des Forst-Jagd-Konflikts weit entfernt vom Erfolg. Er lautet schlicht: Schalenwildbestände durch Jagd reduzieren. Es fehlt eine umfassende Ursachenanalyse von Wildschäden. In einer Stellungnahme hat der DJV jetzt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gebeten, ein großräumiges Wildtiermanagement anzustreben, um die Nuztungsansprüche von Tieren und Menschen in Einklang zu bringen. Alle Akteure in der Kulturlandschaft, darunter Jagd, Forst, Landwirtschaft und Tourismus, müssen beteiligt werden. Das Ziel: Eine Waldstrategie 2050, die tatsächlich Artenvielfalt schafft - in Bezug auf Tiere und Pflanzen.

Wildtiermanagement wird auf Jagd reduziert

"Wildtiermanagement" wird in den Eckpunkten zur Waldstrategie 2050 fälschlicherweise gleichgesetzt mit Jagd. Diese ist jedoch nur ein Teil davon. Notwendig sind steuernde Instrumente wie die wildökologische Raumplanung. Die Expertise von Wildbiologen ist dringend erforderlich für eine gelungene Waldstrategie und die fachliche Bewertung des Einflusses von Wildtieren. Im wissenschaftlichen Beirat Waldpolitik ist der Forschungsbereich „Wildtiermanagement“ allerdings überhaupt nicht vertreten. 

Stürme, Dürre und Schädlinge vernichten Wald - nicht das Reh

Als Hemmschuh für eine "Mischwaldvermehrung" und Gefährdung von "Ökosystemleistungen in ganzer Breite" werden im Eckpunktepapier Reh- und Rotwild hoch stilisiert. Doch Dürre, Sturm und Schädlinge haben allein 2018 und 2019 Wald von der Fläche des Saarlandes bundesweit vernichtet. Besonders betroffen: die Fichte. Anfällige Nadelholzreinbestände machen 27 Prozent des Waldes aus. Noch immer gibt es etwa 2,8 Millionen Hektar nicht standortgerechte Monokulturen. Die waldbauliche Ausgangssituation für eine natürliche Mischwaldvermehrung ist also vielerorts überhaupt nicht gegeben. Der Mensch muss durch Kunstverjüngung eingreifen, also pflanzen. Hierfür braucht es etwa sechs Milliarden junge Bäume aus Forstbaumschulen. Entstehende Aufforstungsflächen müssen verstärkt bejagt werden - hier sind Jäger wichtige Partner der Waldbauern. Allerdings sind zusätzliche mechanische Schutzmaßnahmen unbedingt notwendig.

Großflächig erhöhter Jagddruck provoziert Wildschäden

Der Wissenschaftliche Beirat fordert, dass "Schalenwildbestände effektiv abgesenkt werden" müssen, ebenso eine "Anpassung der Jagdzeiten an die Biologie der jagdbaren Arten." Im Ergebnis wird schlicht eine Verlängerung der Jagdzeiten gefordert. Großflächig erhöhter Jagddruck führt jedoch zum Gegenteil: Die Physiologie von Wiederkäuern wie Reh- und Rotwild widerspricht beispielsweise Bewegungsjagden im Spätwinter. Stress führt in dieser Phase zu mehr Schäden an Bäumen. Waldbauliche Ziele müssen mit einem Jagdkonzept einher gehen: Wird beispielsweise in Aufforstungsflächen der Jagddruck erhöht, sollten gleichzeitig Wildruhezonen an anderen Stellen entstehen, betonen Experten. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Wildbiologie und Wildtiermanagement sollten in der Waldstrategie 2050 unbedingt berücksichtigt werden. 

Weitere Infos:

Eckpunkte der Waldstrategie 2050 - Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats  Waldpolitik beim BMEL: www.bmel.de 

Videoserie auf Youtube: #waldbaumitwaidblick

Wissenschaftler und Praktiker aus Forstwirtschaft, Wildbiologie, Ökologie, Waldbesitz und Zertifizierung beantworten Fragen rund um den Waldumbau. Im Hinblick auf die Bundeswaldstrategie 2050 fordert der DJV: Wald mit Wild.

(Berlin, 26. Mai 2020) Unter dem Hashtag #waldbaumitwaidblick hat der Deutsche Jagdverband (DJV) eine Videoreihe auf Youtube veröffentlicht. Hier kommen in Kurzstatements Wissenschaftler und Praktiker aus Forstwirtschaft, Wildbiologie, Ökologie und Zertifizierung zu Wort. Im Zentrum der Beiträge steht die Maxime "Wald-mit-Wild". "Wir Jäger sehen uns als Partner der Waldbauern", sagt Dr. Dirk-Henner Wellershoff, verantwortlich für Forstwirtschaft im DJV-Präsidium. "Wir sehen die Notwendigkeit des Waldumbaus zu klimastabilene Wäldern, aber wir sehen auch, dass zum Waldökosystem die Wildtiere gehören." Ein Wald-vor-Wild-Diskurs sei inakzeptabel. Durch die Statements untermauert der DJV sein Forderungspapier, das er im Zuge der aktuellen Überarbeitung der Bundeswaldstrategie 2050 herausgegeben hat.

Was ist eine wildökologische Raumplanung? Wie gelingt der Waldumbau? Gibt es einen Wald-Wild-Konflikt? Diese und weiter Fragen beantworten Exerten in Zwei-Minuten-Beiträgen allgemein verständlich. Den Link zur Video-Sammlung finden Interessierte hier: https://bit.ly/waldbaumitwaidblick Eine hochauflösende Version für Schulungszwecke kann beim Verband unter pressestelle@jagdverband.de angefordert werden.

Weitere Infos:

DJV-Forderungen für einen zukunftsfähigen Waldbau: https://www.jagdverband.de/djv-forderungen-fuer-einen-zukunftsfaehigen-waldbau

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Trotz aller Bemühungen sind vor allem Wildbienen und andere nützlichen Insekten bedroht. Imkerin Hilke Wulf-Ahlers gibt im DJV-Interview Tipps, mit welchen einfachen Mitteln jeder helfen kann.

Ohne Bienen gäbe es weniger Artenvielfalt und keinen Honig. „Bienen, ganz besonders Wildbienen, haben eine elementare Bedeutung für unsere Wild- und Kulturpflanzen“, sagt Hilke Wulf-Ahlers. Die Biologie-Lehrerin imkert seit vielen Jahren und unterhält aktuell vier Wirtschaftsvölker. Nicht nur die Honigbiene liegt ihr am Herzen, sondern Kerbtiere im Allgemeinen. Sie hat ihren Garten zu einem wahren Insektenparadies gemacht. Im DJV-Interview verrät die Imkerin, warum Bienen unverzichtbar für das Ökosystem sind und was jeder Einzelne gegen das Artensterben unternehmen kann.

DJV: Was fasziniert Sie an Bienen und Insekten?

Hilke Wulf-Ahlers: An Bienen und Insekten fasziniert mich ganz besonders, dass bis zu 50.000 Individuen friedlich miteinander kommunizieren und für die gemeinsame große Sache leben. Bei Insekten allgemein finde ich die Vielfalt spannend: wie sie fliegen, wo sie leben, wovon sie sich ernähren und ihre Metamorphose. 

Warum sind Wild- und Honigbienen unverzichtbar für das Ökosystem? 

Wild- und Honigbienen sind unverzichtbar für das Ökosystem, weil sich im Laufe der Evolution eine Koevolution zwischen den Blütenpflanzen und den Insekten eingestellt hat. Diese sogenannte Blütentreue führt dazu, dass die Blüten bestäubt werden und entsprechend Samen und Früchte produzieren. Die Bienen wiederum haben bei den Blütenpflanzen zuverlässig Pollen- und Nektarerträge zu erwarten. Wo Wild- und Honigbienen sind, ist auch Futter für andere, die Insekten fressen. So bauen sich Nahrungsketten auf – das A und O von Ökosystemen. 

Was kann jedermann in seinem Garten oder auf seinem Balkon für Bienen und Insekten tun?

Wer einen Garten hat, kann ganz viel für den Erhalt der nützlichen Insekten tun – allein durch die Auswahl der Pflanzen. Blütenpflanzen verschönern nicht nur den Garten, sondern locken auch Insekten an. Besonders geeignet sind Sommerflieder, Phlox (Flammenblume) oder Lippenblütler wie Oregano. Diesen kann man auch ernten für die Küche. Wichtig sind auch Unterschlupf- und Brutmöglichkeiten. Mit wenig Aufwand kann man selbst etwas bauen – wie ein Insektenhotel in der Dose. (Eine Bauanleitung für ein Insektenhotel in der Dose finden Sie am Ende des Interviews).

Was können Jäger für Bienen und Insekten tun?

Mit vielen Maßnahmen kann man in Feld und Flur die Lebensbedingungen für Bienen und andere Wildtierarten verbessern. Jäger und Landwirte können zum Beispiel durch die Anlage von Blühstreifen und durch die passende Auswahl und Pflege von Knicks ein reichhaltiges, buntes Nahrungsangebot für Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. schaffen – idealerweise von Februar bis November. 

Was können Jäger und Naturschützer darüber hinaus für Bienen und Insekten tun?

Jäger und andere Naturschützer können zum Bienenschutz beitragen, indem sie zum einen Gehölze und Stauden pflanzen - was sie bereits in großem Stil tun-, die Insekten als Nahrungsquelle dienen. Und zum anderen einfache Nisthilfen bauen – wie Baumscheiben mit eingebohrtem Gangsystem.

Erstauflage bereits vergriffen: DJV hat Informationsmappe zu Erbschaften neu aufgelegt. Telefonische Erstberatung für LJV-Mitglieder kostenlos.

Die DJV-Informationsmappe enthält zwei Broschüren zum Erbrecht. „Nach dem letzten Halali - Erbrechtsratgeber für Jäger und Naturfreunde“ enthält Informationen und Anregungen zum Erbrecht und zur Gestaltung des Testaments. Zentrale erbrechtliche Fragen für Jäger und ihre Familien werden erörtert. Darüber hinaus gibt es wichtige praktische Hinweise  - beispielsweise zum Verbleib von Waffen. Die zweite Broschüre „Ihr Beitrag für Wild Jagd und Natur“ gibt viele Anregungen und stellt beispielhaft Projekte von DJV und Landesjagdverbänden vor, für die es sich lohnt, über das Leben hinaus Gutes zu tun.

Eine telefonische, juristische Erstberatung bei dem im Erbrecht tätigen Rechtsanwalt Andreas Alfred Brandt ist für Mitglieder eines Landesjagdverbandes im DJV kostenfrei. Jürgen Semmelsberger ist Ansprechpartner beim DJV für weitere Fragen (E-Mail: erbschaft@jagdverband.de, Telefon: (030) 2 09 13 94-45). Einzelexemplare der Informationsmappe „Erbschaften“ können kostenfrei angefordert werden, oder sind auf der DJV-Homepage abrufbar: www.jagdverband.de/downloads/publikationen

Kooperationsprojekt Bunte Biomasse gerade in Dürrezeiten auf Erfolgskurs

Der April war viel zu trocken und auch der Mai brachte bisher nicht genug Regen. Was der Sommer bringt, weiß niemand. Fest steht: Dürreperioden und extreme Trockenheit machen den Landwirten zu schaffen. Schon jetzt ist der Wassergehalt des Bodens vielerorts zu niedrig. Da kommt die Nachricht aus dem Projekt Bunte Biomasse genau richtig: Ertragreiche Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion trotzen der Trockenheit - und zwar häufig besser als Mais!

„Unsere bundesweiten Erfahrungen haben gezeigt, dass Kulturen aus mehrjährigen Wildpflanzenmischungen sehr gut mit der Trockenheit klar kommen“, sagt Christian Kemnade, Leiter des Kooperationsprojektes „Bunte Biomasse“ bei der Deutschen Wildtier Stiftung. „Landwirte, die sowohl Mais als auch mehrjährige Wildpflanzen für die Biogasgewinnung angebaut haben, konnten in den Dürresommern 2018 und 2019 zum Teil mehr Frischmasse von den Wildpflanzenflächen ernten als vom benachbarten Maisfeld“, so Kemnade.

Der größte Vorteil der Wildpflanzenmischungen liegt in ihrer Mehrjährigkeit. Die Saatgutmischung wird im Sommer eingesät und bildet bis zum Winter bereits eine geschlossene Vegetationsdecke. Die aufgelaufenen Wildpflanzen nutzen dann die Winterfeuchtigkeit, um zu wachsen und fangen bereits früh im neuen Jahr an zu blühen. „Wenn der Mais im April oder Mai gesät wird, hat sich auf den Wildpflanzenflächen bereits eine üppige Vegetation ausgebildet und die ersten Blüten zeigen sich“ betont Kemnade. „Die mehrjährigen Stauden, die in den Wildpflanzenmischungen enthalten sind, bilden über die Jahre ein tiefes und sehr dichtes Wurzelwerk aus.“ Das hilft ihnen, das im Boden vorhandene Wasser optimal zu nutzen und schützt den Boden außerdem gerade im Frühjahr vor Erosion durch Wind.

Auch wenn mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenkulturen bei Trockenheit mitunter höhere Biomasseerträge als Mais liefern, bleibt unter Normalbedingungen ihr Methanertrag je Hektar hinter dem Mais zurück. „In unserem Kooperationsprojekt Bunte Biomasse erhalten die teilnehmenden Landwirte daher eine Ausgleichszahlung von 250 Euro pro Hektar und Jahr“, so Kemnade. „Die Nachfrage ist sehr groß und die positiven ökologischen Effekte sind zahlreich“. So wächst ein lang anhaltendes und reichhaltiges Blühangebot, das im Frühjahr und Sommer Nahrung und Lebensraum für Insekten bietet und im Winterhalbjahr mit Deckung anderen Wildtieren hilft, während andere Äcker nur nackte Böden zu bieten haben. Auf den Projektflächen tummeln sich z.B. deutlich mehr Insekten oder Feldvögel. So wird nicht nur Biomasse, sondern quasi nebenbei auch biologische Vielfalt produziert.

Von den Teilnehmern der Agrarministerkonferenz fordert der DJV mehr Anreize für die Artenvielfalt. Die europäische Agrarpolitik sollte weniger bürokratisch und mit mehr Praxisbezug sein. Kürzungen des GAP-Budget werden abgelehnt.

Anlässlich der anstehenden Agrarministerkonferenz (AMK) fordert der Deutsche Jagdverband (DJV), dass Landwirte für Umweltleistungen künftig fairer entlohnt werden. Biodiversität und Artenschutz in der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft müssen als Produktionsziel festgeschrieben werden. Entscheidend für eine Steigerung der Artenvielfalt und den Artenschutz sind Maßnahmen, von denen Insekten, Feldvögel und das Wild nachhaltig und langfristig profitieren. Dies sind unter anderem mehrjährige Brachen mit heimischen Wildpflanzen, Altgrasstreifen, mehrjährige Blühstreifen und der Anbau von Wildpflanzen statt Mais zur Biogaserzeugung. "Mehr Artenschutz auf dem Acker funktioniert nur, wenn die Landwirte Anreize bekommen. Dazu gehören zum Beispiel attraktive und unbürokratische Agrarumweltmaßnahmen", sagte DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke.

Der DJV fordert die Agrarministerinnen und Agrarminister der Länder und des Bundes auf, sich für eine zukunftsfähige und flexiblere Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) auf europäischer Ebene einzusetzen. Beispielsweise bietet der Ansatz der Eco-Schemes (Öko-Regeln) großes Potential, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten: Aus einem Katalog von Maßnahmen für Artenvielfalt könnten Landwirte die auswählen, die am besten zu ihrer Betriebsstruktur passen. Im Gegensatz zu den klassischen Agrarumweltmaßnahmen aus der zweiten Säule dürfen Eco-Schemes zusätzlich eine finanzielle Anreizkomponente enthalten, die über die Einkommensverluste hinausgeht.

Weiterhin fordert der DJV ein langfristig stabiles GAP-Budget. Kürzungen der 1. und vor allem der 2. Säule lehnt der Verband ab. In letzterer sind die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen untergebracht. Die Maßnahmen müssen künftig praxisgerecht formuliert sein und ihr Effekt wissenschaftlich belegt. Zudem müssen sie ohne bürokratischen Aufwand umsetzbar sein.

Verschiedenste Modellprojekte, etwa die Allianz für Niederwild (LJV Baden-Württemberg) oder das Kooperationsprojekt "Bunte Biomasse" (Veolia Stiftung, Deutsche Wildtier Stiftung und DJV), zeigen: Es gibt viele und vor allem verschiedene praxistaugliche Maßnahmen, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. Derartige Erkenntnisse müssen im Rahmen der künftigen Agrarpolitik auf Bundes- und Europaebene berücksichtigt werden.

Die Verhandlungen zur gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 verlaufen auf europäischer Ebene weiterhin schleppend. Deshalb hat der Agrarausschuss des Europäischen Parlamentes für 2021 und 2022 eine GAP-Übergangsverordnung ohne große Veränderungen abgestimmt. Die AMK berät kommendem Freitag in einer Telefonkonferenz erneut über die Fortsetzung der GAP nach 2020.

DJV und fünf weitere Organisationen veröffentlichen gemeinsame Stellungnahme und lehnt Entwurf ab. Änderungsvorschläge wurden nicht aufgenommen. Bundesregierung schafft Fakten zu Jagd und Forstwirtschaft und umgeht den Bundestag.

Der vorliegende Entwurf des Kapitels Wald und Wild der Waldstrategie 2050 stößt inhaltlich auf breite Ablehnung bei Jägern. Gemeinsam mit fünf weiteren Organisationen hat der Deutsche Jagdverband (DJV) gestern eine Stellungnahme dazu beim Bundeslandwirtschaftsministerium abgegeben. Die Organisationen zeigen sich enttäuscht, dass zahlreiche inhaltlich fundierte Vorschläge für den Waldumbau bisher keinen Eingang in den Entwurf gefunden haben. Auch die Vorgehensweise kritisiert der DJV: Viele Punkte sind vage formuliert und könnten sogar Gesetzesänderungen nach sich ziehen. Es drohen laut DJV eine Schwächung des Reviersystems oder verpflichtende Verbissgutachten. Diese wären ohne Gesetzesänderungen nicht umsetzbar. Die Bundesregierung missachtet damit die Gewaltenteilung: Sie schafft mit dem vorliegenden Entwurf der Waldstrategie 2050 eine Grundlage für die Zukunft von Jagd und Forstwirtschaft ohne den Bundestag einzubinden. 

Wildtiere als Sündenbock für waldbauliche Misserfolge

Zwar betont das Papier eingangs, Wald und Wild gehörten untrennbar zusammen. In den weiteren Ausführungen werden allerdings "deutschlandweite überhöhte Wilddichten" als alleinige Ursache für waldbauliche Misserfolge verantwortlich gemacht. Die Waldstrategie 2050 sieht folglich den Abschuss von Wildtieren als alleinige Lösung für den Waldumbau vor. Ignoriert werden unter anderem die Ergebnisse der Bundeswaldinventur von 2012: Auf jedem Hektar Waldfläche in Deutschland sind durchschnittlich über 4.000 unverbissene Bäume der Verjüngungsphase (20 bis 130 Zentimeter Höhe) zu finden. 

Nadelbäume dominieren weiterhin

Mit dem Entwurf der Waldstrategie 2050 wird eine große Chance vertan, die Fehler einer wenig erfolgreichen Forstpolitik der vergangenen 30 Jahre zu beheben. Nach wie vor ist jeder zweite Waldbaum in Deutschland ein anfälliger Nadelbaum, 27 Prozent der Waldfläche bestehen nur aus diesen. Dort wachsen folglich aus Samen fast ausschließlich Nadelbäume nach. Besonders die Fichte hat unter Dürre, Stürmen und Schädlingen zu leiden und soll ersetzt werden. Insgesamt muss die Fläche der Größe des Saarlandes aufgeforstet werden.

Abgestimmtes Jagd- und Forstkonzept notwendig

Jagd und Waldbau müssen künftig zusammen gedacht werden, das zeichnet sich derzeit allerdings nicht ab. Der DJV und weitere Organisationen fordern eine Betrachtung des gesamten Ursachenkomplexes für Wildschäden. Beispielsweise dominieren vielerorts äsungsarme Waldstrukturen, der Freizeit- und Bejagungsdruck ist hoch. Ein Umbau der Wälder kann nur mit einem abgestimmten Konzept aller Akteure gelingen. Auf entstehenden Aufforstungsflächen müssen Jäger als Partner der Waldbesitzer schwerpunktmäßig stärker bejagen. Die Forstwirtschaft muss mehr in Schutz und Pflege von Jungbäumen investieren. Gleichzeitig benötigen Wildtiere Ruhezonen, in denen Jagd, Tourismus und Forstwirtschaft eingeschränkt werden.

Die gemeinsame Stellungnahme gibt es hier.

DJV warnt vor Missbrauch der wissenschaftlichen Daten. Sozioökonomische Studie ist notwendig, um den Akzeptanzbestand für den Wolf zu ermitteln. Im Frühsommer gibt es bereits 1.800 Wölfe in Deutschland.

Heute hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die Studie zur „Abschätzung der potentiellen Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland“ vorgestellt. Demnach gibt es etwa 700 bis 1400 mögliche Wolfsterritorien in Deutschland. Die Wissenschaftler bestätigen, dass der Wolf keine besonderen Lebensräume benötigt und in der Kulturlandschaft gut zurechtkommt. Der Deutsche Jagdverband (DJV) warnt davor, diese Modellrechnung politisch zu missbrauchen. Wie viele Wölfe in Deutschland leben können, ist weniger eine biologische als eine gesellschaftspolitische Frage. Sinnvoll wäre eine ergänzende sozioökonomische Studie, um den Akzeptanzbestand für den Wolf zu ermitteln. "Es ist schwer nachvollziehbar, dass sich eines der am dichtesten besiedelten Industrieländer die weltweit größte Wolfsdichte leistet", sagte DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke.

Mit den Schäden nimmt in betroffenen Gebieten auch die Ablehnung gegenüber dem Wolf zu. 2016 gab es erstmalig über 1.000 gemeldete tote und verletzte Nutztiere, darunter Schafe, Ziegen aber auch Pferde und Rinder. 2018 waren es bereits 2.067 Fälle, eine Steigerung von 35 Prozent gegenüber 2017. Mit etwa 35 Prozent Zuwachs jährlich breitet sich auch der Wolf in Deutschland aus. Nach DJV-Hochrechnung auf Basis der offiziellen BfN-Zahlen werden im Frühsommer 2020 bereits rund 1.800 Wölfe in Deutschland leben. Nach Auffassung des DJV ist der Erhaltungszustand des Wolfes in Europa bereits günstig – die baltisch-osteuropäische Population umfasst rund 8.000 Tiere. 

Gemeinsam mit anderen Landnutzern unter dem Dach des Aktionsbündnisses Forum Natur (AFN) hat der DJV den umfassenden Handlungsvorschlag „Wildtiermanagement Wolf“ erarbeitet: Vorgesehen sind Schutz- und Managementzonen ebenso wie Wolfsausschlussareale. Territoriale Wölfe sollten sich beispielsweise nicht ansiedeln entlang von Deichen, im urbanen Bereich oder in alpinen Regionen. Dort ist das Konfliktpotenzial zu hoch und ein Schutz von Nutztieren schier unmöglich.

Die Ausbreitung von COVID-19 verunsichert Menschen, weiterhin unklar ist, wie das Virus vom Tier auf den Menschen übertragen wurde. Die Tierrechtsszene nutzt Ängste für eine Kampagne, die ein Ende jeder Nutzung von Wildtieren zum Ziel hat. Politische Unterstützung erhält diese Forderung durch Vertreter der Partei DIE LINKE im EU-Parlament. Im Interview mit CIC und DJV warnt eine Fachtierärztin für Epidemiologie vor der Verantwortungslosigkeit des Vorhabens.

Die weltweit agierende Tierrechtsszene nutzt die Spekulation rund um Entstehung und Ausbreitung des Corona-Virus für eine Kampagne mit dem Ziel, jede Nutzung von Wildtieren zu verbieten - und damit auch nachhaltige, regulierte Jagd. Begründet wird die Forderung mit einem Gesundheitsrisiko, das vom Konsum von Wildfleisch ausginge. Unter Beteiligung der deutschen Partei DIE LINKE hatte die Splittergruppe "Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne (GUE/NGL)" im Europäischen Parlament jüngst einen Änderungsantrag der EU-Pandemieverordnung gestellt, den die Abgeordneten mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt haben. Dieser sah vor, den Handel mit Wildtieren und deren Erzeugnissen (Wildbret) generell zu verbieten. Dr. Claudia Schoene - Fachtierärztin für Epidemiologie und Tropenveterinärmedizin - bewertet im Interview mit dem Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes (CIC) in Deutschland und Deutschem Jagdverband (DJV) die Verbotsforderung aus Expertensicht.

CIC/DJV: Wie stehen Sie persönlich zu dem Änderungsantrag, der dem Europäischen Parlament vorgelegt wurde?

Dr. Claudia Schoene: Absolute Forderungen jeglicher Art sind selten zielführend und realistisch. Meist auch ungerecht, indem sie bestimmte Gruppen unverhältnismäßig stark einschränken. Sie nutzen letztendlich nur einer kleinen Gruppe von Interessierten. Insofern ist es zu begrüßen, dass der Änderungsantrag vom EU Parlament abgelehnt wurde.

Die Tierrechtsszene begründet ihre Forderungen mit "einer generellen Gesundheitsgefahr", die vom Konsum von Wildfleisch und dadurch bedingten Zoonosen ausginge. Ließe sich deren Ausbreitung durch ein weltweites Handelsverbot für Wildfleisch verhindern?

Erreger werden oft durch den Wind oder mit Transportmitteln verbreitet und werden sich durch Verbote nicht am Reisen hindern lassen. In der Infektionslehre unterscheidet man zwischen den Anthropozoonosen, wie der Ruhr, die vom Menschen auf das Tier übertragen werden können und den Zooanthroponosen, mit umgekehrten Übertragungsweg - etwa bei der Tollwut. Es stellen also nicht nur Tiere eine Infektionsquelle für Menschen dar, sondern auch umgekehrt. Der Begriff „Tier“ beinhaltet Haus-, Nutz- und Wildtiere. Auch die direkte Übertragung in beide Richtungen ist bei den meisten Infektionskrankheiten möglich, beispielsweise bei Tuberkulose. Mücken, Fliegen oder Zecken können als Zwischenwirte ebenfalls Zoonosen übertragen. Allein die Klimaerwärmung ermöglicht deren Ausbreitung: In den letzten Jahrzehnten haben tropische Krankheiten den Sprung in subtropische und gemäßigte Klimazonen geschafft - auch in die Europäische Union. 

Worauf führen Sie die Ausbreitung von COVID-19 zurück?

Die aktuelle ‚Corona-Pandemie’, deren Ursprung man bis jetzt nicht eindeutig identifiziert hat, ist nicht durch den Wildtierhandel entstanden, sondern durch den internationalen Transport infizierter Menschen - insbesondere durch Flugreisen. Je stärker die Weltbevölkerung wächst, desto enger wird zudem der Kontakt an der Mensch-Tier-Schnittstelle. Der Mensch dringt durch Straßen- und Städtebau immer weiter in die Refugien der letzten Wildtierpopulationen vor und zersiedelt diese. Damit steigt weltweit die Kontaktrate und damit das Infektionsrisiko zwischen Tier und Mensch und umgekehrt - völlig unabhängig von jeglichem Handel mit Wildtieren. 

Welche Folgen hätte das Ende des Handels mit Wildtierprodukten für die Bevölkerung in Afrika oder Asien?

Quelle
Schoene/DJV
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Titel
Dr. Claudia Schoene - Fachtierärztin für Epidemiologie und Tropenveterinärmedizin

Der Bedarf der Menschen an tierischen Eiweißen in den Industrienationen wird größtenteils durch intensive Nutztierhaltung gedeckt. Dies führt teils zu eklatanten tierschutzwidrigen Zuständen. In den sogenannten Entwicklungsländern ist diese Intensivhaltung von Tieren weitestgehend unbekannt. Oft ist die Jagd auf Wildtiere die einzige Quelle für tierisches Eiweiß. Die Jagd und die dazugehörigen Märkte zu verbieten hieße, große Gruppen der menschlichen Bevölkerung von der überlebenswichtigen Versorgung mit tierischem Eiweiß abzuschneiden. Das ist schlicht unmenschlich.

Die Forderungen beinhalten auch ein Verbot der sogenannten "Trophäenjagd". Welche Effekte sehen Sie hier?

Wissenschaftliche Studien belegen, dass ohne kommerzielle Wildtierhaltung und ohne Trophäenjagd viele der wildlebenden Arten und ihrer Lebensräume in Afrika schon lange nicht mehr existieren würden. Ein kompletter Einfuhrstopp für Trophäen nach Europa wäre langfristig wahrscheinlich kontraproduktiv. 

Welche Bedeutung hat die "traditionelle chinesische Medizin" für die Ausbreitung von COVID-19?

Die Auswüchse, besonders in China, prangern Nichtregierungsorganisationen seit vielen Jahren an. Selbst die chinesische Regierung und Vertreter der traditionellen Medizin in China haben inzwischen Maßnahmen gegen die Verwendung wildlebender Arten wie Nashörnern propagiert und installiert. Ändert sich jedoch die Einstellung - insbesondere der chinesischen und vietnamesischen Bevölkerung - zur Nutzung der traditionellen Medizin nicht und werden illegale Produkte ungehindert im Diplomatengepäck transportiert, gilt: Der komplette Bann dieser Medizin wird nur zu einem noch stärkeren Anstieg des illegalen Handels führen - und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken.

Wie schätzen Sie die Effekte der Tierrechtskampagne hierzulande und in Europa ein?

In den Kulturlandschaften Europas gibt es keine Wildnis mehr, die vollkommen ohne Management durch den Menschen auskommt. Teil dieses Managements ist die Bestandsregulierung der jeweiligen Wildtierpopulation, kurz: die Jagd. Jegliche Nutzung und die Haltung von Wildtieren in Europa gänzlich zu untersagen, ist realitätsfremd. Es bleiben zahlreiche Fragen. Was soll beispielsweise mit erlegten Tieren geschehen? Soll diese wertvolle Proteinquelle, deren Qualität in den meisten Fällen derjenigen von Nutztieren aus der Massentierhaltung überlegen ist, vernichtet werden? Und das in Zeiten einer stetig wachsenden Weltbevölkerung mit stetig steigendem Proteinbedarf? Welche Schäden würde ein unkontrolliert wachsender Wildtierbestand in den europäischen Naturlandschaften anrichten? Wollen wir auch den aus Afrika und anderen Ländern der Welt nach Europa kommenden Zugvögeln durch eine EU-Resolution die Rast und den Aufenthalt hier untersagen? Auch sie tragen schließlich zoonotische Krankheitserreger mit sich, etwa Influenzaviren. Was gilt für die Fischerei? Kein Import von außerhalb der EU gefischten ‚wilden‘ Fischen und Meeresfrüchten mehr in die EU? Aale wandern über den Atlantik und zurück. Wollen wir ihnen dies mit dem Aufstellen schwimmender Verbotsschilder verwehren?

Welche Empfehlung geben Sie?

Die Welt ist weder schwarz noch weiß. Alle Lebewesen sind Träger von Keimen: Viren, Bakterien, Pilzen, Prionen. Homo sapiens koexistiert seit Anbeginn mit diesen Erregern und wird es auch in Zukunft tun müssen. Ein genereller Bann des Wildtierhandels und der Nutzung wildlebender Arten weltweit kann keine Lösung sein. Pandemien, wie die jetzige ‚Corona-Krise‘, wird es auch in Zukunft immer wieder geben. Ansätze und Gesetzesinitiativen, um diese zu verhindern oder zumindest deren Auswirkungen zu vermindern, müssen durchdacht, verhältnismäßig und unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Kenntnisse sowie unter Einbeziehung aller Betroffenen erfolgen. Man muss sicherstellen, dass nicht aus purem Aktionismus und dem Streben nach Wählerstimmen Existenzen in Europa und im Rest der Welt sinnlos und verantwortungslos zerstört werden.

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