Der Nahrungsethnologe Professor Marin Trenk untersucht die internationale Esskultur und ihre Veränderungen. Mit dem DJV sprach er über Nahrungstabus, die Vorzüge von Wildfleisch und die allmähliche Entfremdung vom Tier. 

Der Nahrungsethnologe Professor Marin Trenk untersucht die internationale Esskultur und ihre Veränderungen. Er lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt Kulinarische Ethnologie. Anfang nächsten Jahres erscheint sein neues Buch „Döner Hawaii – unser globalisiertes Essen“. Besonders angetan hat es ihm die thailändische Küche. Mit dem DJV sprach Professor Trenk über Nahrungstabus, die Vorzüge von Wildfleisch und die allmähliche Entfremdung vom Tier.  

DJV: In Deutschland wurden 2012 etwa 3,6 Millionen Stück Wild zur Strecke gebracht. Im Vergleich zur industriellen Fleischproduktion von etwa 750 Millionen Stück kann man das als marginal bezeichnen. Warum essen wir heute überhaupt noch Wildfleisch in Deutschland und wie beurteilen Sie das Fleisch?

Trenk: Als Kulinarischer Ethnologe staune ich nicht schlecht, wie sehr sich bei uns jeden Herbst die uralte Faszination unserer Kultur an den Erträgen des Waldes zeigt. Noch ist in Deutschland der gastronomische Kult um Hase, Reh und Wildschwein lebendig, die möglichst mit Waldpilzen und Wildpreiselbeeren verspeist werden. In Amerika, wo bekanntlich auch viel gejagt wird, gibt es das in der Öffentlichkeit nicht. Aber bei einer Mehrzahl vor allem junger Menschen ist Wild zunehmend verpönt. Denn für die Chicken-Nugget-Generation, die mit fadem Fleisch aus industrieller Fertigung groß wurde, ist Wild schlicht zu geschmacksintensiv. So seltsam es sich anhört: aber ausgerechnet seine Qualität wird dem Wildbret zum Verhängnis.

Warum entscheidet sich eine Kultur für oder gegen eine bestimmte Speise?

Wenn wir alles, was bei uns kreucht und fleucht, einer der beiden Schubladen „genießbar“ oder „ungenießbar“ zuordnen, wird deutlich, wie überschaubar die erste Gruppe ist. Warum essen wir zwar Kaninchen aber keine Katze? – Vom Geschmack her sollen sich Stallhase und Dachhase ja angeblich kaum unterscheiden. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass jede Kultur eine Auswahl dessen vornimmt, was für sie essbar ist. Mit verblüffendem Resultat: Denn weltweit dürfte es nichts geben, was nicht von Menschen der einen Kultur mit gutem Appetit verspeist, von der anderen aber als abscheulich abgelehnt wird.

Welche Kriterien spielen dabei eine Rolle?

Marin Trenkt (Professor für Kulinarische Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt)Für die meisten Nahrungstabus verlieren sich die Ursachen in einer fernen Vergangenheit. Und deswegen können wir auch nur die wenigsten erklären. Beim Pferdefleisch wissen wir, dass dessen Verzehr einstmals von der Kirche mit einem Bann belegt worden war, um den alten Germanen den heidnischen Kult um dieses Tier madig zu machen. Warum aber verzichtet etwa ein Komantsche auf Truthahn? Aus einem ganz einfachen Grund: Der Truthahn nämlich glänzt nicht durch Tapferkeit. Nähert sich ihm der Jäger, sucht er sein Heil in der Flucht. Für einen indianischen Krieger war das Grund genug, ihn vom Speisezettel zu streichen. Denn nichts fürchtete er mehr, als dass die Feigheit des Vogels auf ihn übergehen könnte. Indianische Frauen dagegen verschmähten ausschließlich den Magen des Vogels, da sie nicht vorzeitig altern und ähnlich runzlig aussehen wollten. Denn bekanntlich „ist man ja, was man isst . . . “.

Obwohl die absoluten Zahlen überschaubar bleiben, kann man als Medienkonsument leicht den Eindruck bekommen, dass Vegetarier hierzulande nicht nur im Trend liegen, sondern auch längst den Ton in der Küche angeben. Ist das nur ein Trend oder ist das mehr in Deutschland?

Auch wenn es für den aktuellen Anstieg des Vegetarismus sicher eine Reihe von Gründen gibt, scheint er mir im Kern die falsche Antwort auf die Misere der Massentierhaltung zu sein. Vegetarismus  –  das ist weniger die Liebe zum Tier, als die tiefgreifende Entfremdung von ihm. Wie mir scheint, werden gerade viele junge Leute aus schierer Ratlosigkeit zu Vegetariern. Als Ethnologe weiß man, wie rar vegetarische Kulturen auf der Welt sind. Dabei war es Menschen weltweit über die Jahrtausende geläufig, von der Jagd oder Viehzucht zu leben und respektvoll mit Tieren umzugehen. Gerade das lässt sich aus der Geschichte der Kulturen lernen.

Und wie ist das in Thailand?

Im buddhistischen Thailand spielt der Vegetarismus nur eine verschwindende Rolle. Selbst die Mönche ernähren sich nicht vegetarisch.

Haben Sie ein Lieblingsgericht?

Ein ausgesprochenes Lieblingsgericht habe ich nicht; wahrscheinlich, weil mir einfach sehr Vieles schmeckt. Seit meiner Kindheit liebe ich Gerichte vom Feldhasen über alles. Wild ist für mich immer etwas Besonderes geblieben; findet es sich auf einer Speisekarte, dann bestelle ich es auch. Die delikaten Wildinnereien mag ich besonders –  bloß wo gibt es die noch?

Artenvielfalt im Agrarraum – Zukunft oder Illusion?

Am 27. und 28. September 2014 führt der Deutsche Jagdverband gemeinsam mit dem Landesjagdverband Thüringen in Erfurt das Artenschutzsymposium „Artenvielfalt im Agrarraum – Zukunft oder Illusion?“ durch. Interessierte können sich jetzt noch einen der wenigen verbliebenen Plätze für das Symposium und die begleitende Exkursion sichern.

Präsentiert werden Artenschutzprojekte von der Küste bis zum Schwarzwald, die auf eine Kombination von Biotopgestaltung und Prädatorenbejagung setzen. Einen Einblick in die Praxis bietet die Exkursion am 28. September zum „Rebhuhnschutzprojekt – Artenreiche Flur im Thüringer Becken“ der Stiftung Lebensraum Thüringen e.V.

Das Symposium bietet eine Plattform zum Informations- und Ideenaustausch. Es richtet sich an Interessierte aus Jagd und Naturschutz,  die sich für den Erhalt der Artenvielfalt im Agrarraum engagieren. Das Formular zur Anmeldung und das Programm sind online am Ende dieser Nachricht als PDF-Datei verfügbar.

Into the Wild: Ein Buch für Selbstversorger-Köche

Kein Problem, beim Kochen schmutzig zu werden? Dann ist „Into The Wild – Die Outdoorküche“, das Buch von Mikael Einarsson, Henrik Francke und Gustav Lindström, genau das Richtige. Wer beim Kochen körperlich aktiv sein will und Zeit für aufwendige Gerichte hat, wird mit diesem Buch glücklich. Experimentierfreudige Hobbyköche, die gern unkonventionelle, aufregende Kochmethoden wie das Erdloch oder das offene Feuer wieder aufleben lassen wollen, sind hier gut aufgehoben. Wildschwein-Kebab im Pitabrot, Hirschpastete oder getrocknete Wildwurst: Mehr als 100 stilvoll bebilderte Rezepte mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad laden den Leser zum ideenreichen Grillen ein.

„Into The Wild“ ist ideal für einen langen Sommer mit Familie und Freunden sowie viel Zeit und Platz in der freien Natur. Es gibt einen ansprechenden Überblick über die moderne Outdoorküche, die nicht auf praktische Erfindungen wie Digitalthermometer oder Alufolie verzichtet. Genau richtig für den Selbstversorger: Anleitungen für die eigene Käse- oder Wurstherstellung komplettieren dieses Kochbuch. Passend dazu, gibt es beim DJV den Selbstversorger-Aufkleber (weiblich und männlich) zu bestellen. Einzelexemplare können per E-Mail an pressestelle@jagdverband.de kostenfrei angefordert werden.

Into the Wild – Die Outdoorküche. Mikael Einarsson, Henrik Francke, Gustav Lindström. Heel-Verlag. ISBN: 978-3-86852-918-0. 172 Seiten, zahlreiche Farbfotos.

Sautiertes Kalbfleischtatar mit Wildkräutern und Kaperncreme.

Die Erdgrube: etwas für Köche, denen der Gasgrill zu einfach ist.

Verwilderte Katzen zunehmend ein Problem für heimische Tierwelt

Haustiere gelten für viele Menschen als bester Freund. Trotzdem werden sie immer wieder ausgesetzt. Besonders zur Zeit der Sommerferien verzeichnen Tierheime einen deutlichen Anstieg an Neuzugängen. Nach §3 des Tierschutzgesetzes, ist es verboten Tiere auszusetzen, darauf weist der Deutsche Jagdverband (DJV) mit Beginn der bundesweiten Sommerferien hin. Zudem legen Studie nahe, dass verwilderte Haustiere zunehmend zur Gefahr für die heimische Tierwelt werden.

Weltweite Studien belegen, dass Hauskatzen einen Einfluss auf den Rückgang einzelner Vogelarten haben können: Laut einem aktuellen Gutachten der Wiener Universität für Biodiversitätsforschung (Hackländer et al., 2014) halbierten sich in den vergangenen 30 Jahren die städtischen Populationen von Star und Haussperling. Parallel wurde ein steter Anstieg von streunenden Katzen verzeichnet. Und Katzen sind beliebt: 2013 lebten 12,3 Millionen der Stubentiger in deutschen Haushalten – laut dem Statistik-Portal ?statista‘ Spitzenreiter unter den Haustieren. Angesichts dieser Zahlen empfiehlt der DJV Kommunen das „Paderborner Modell“ anzuwenden. Dieses sieht eine Registrierungs- und Kastrationspflicht für Hauskatzen vor. Es wird bereits in mehreren Landkreisen angewendet.

Wenn das eigene Haustier wegen der anstehenden Ferien zum Problem wird, weil es nicht mitgenommen werden kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Die Betreuung sollte dem Wesen des Tieres angepasst werden. Hunde sind am liebsten immer und überall dabei. Im Gegensatz dazu bleiben Katzen lieber in ihrem vertrauten Revier. Auch Kleintiere wie Kaninchen, Hamster oder Maus bleiben lieber zu Hause. Hilfreich ist es, das Haustier frühzeitig mit seinem Betreuer vertraut zu machen. Dieser sollte umfassend über seinen Schützling informiert werden. Nicht nur Fütterungsverhalten und Auslauf sind wichtig, auch Krankheiten, den in Notfällen anzusprechenden Tierarzt und spezielle Pflegebedürfnisse sollten bekannt sein. Sicherlich ist es nicht immer leicht eine geeignete Betreuung zu organisieren. Neben Tierpensionen bieten viele Züchter an, die Urlaubsbetreuung ihres Zöglings zu übernehmen. Außerdem können nützliche Tipps beim Tierarzt erfragt werden.

Weiterführende Studien zum Einfluss von Katzen:

K. Hackländer, S. Schneider und J.D. Lanz (2014): Gutachten „Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna und mögliche Managementmaßnahmen“. Universität für Bodenkultur. Wien.

S.R. Loss, T. Will und P.P. Marra (2013): The impact of free-ranging domestic cats on wildlife of the United States. Nature Communications. Nr 4, Artikelnummer 1396, DOI: 10.1038/ncomms2380.

O. Geiter, S. Homma, R. Kinzelbach (2002): Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland. Untersuchung der Wirkung von Biologie und Genetik ausgewählter Neozoen auf Ökosysteme und Vergleich mit den potenziellen Effekten gentechnisch veränderter Organismen. Heft 25/2002, Umweltbundesamt. Berlin. ISSN 1862-4804.

M. Woods et al. (2003): Predation of wildlife by domestic cats Felis catus in Great Britain. Mammal Rev. 2003, Volume 33, No. 2, 174–188.

J.S. Coleman, S.A. Temple und S.R. Craven (1997): Cats and Wildlife. A Conservation Dilemma. In: wildlife.wisc.edu, University of Wisconsin.

statista (2013): „Studien und Statistiken zu Haustieren“. http://de.statista.com/themen/174/haustiere/ (abgerufen am 24. Juli 2014).

Jäger in Alarmbereitschaft

In Polen ist die afrikanische Schweinepest (ASP) erstmalig bei einem Hausschwein nachgewiesen worden. Dies bestätigte das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) am 24. Juli mit Bezug auf eine Mitteilung der Europäische Kommission (KOM). Der landwirtschaftliche Betrieb liegt im polnischen Bezirk Podlaskie, der aufgrund von ASP-Nachweisen bei Wildschweinen bereits Restriktionsgebiet im Sinne des EU-Durchführungsbeschlusses (2014/178/EU) ist. Der Betrieb liegt etwa 2,5 Kilometer von der weissrussischen Grenze und 4 Kilometer vom Fundort eines an ASP verendeten Wildschweins entfernt.

Der Deutsche Jagdverband appelliert an alle Jägerinnen und Jäger in Deutschland in Alarmbereitschaft zu sein. „Bei Auffälligkeiten im eigene Revier sollte unverzüglich das Veterinäramt informiert werden“, sagt DJV-Vizepräsident und Veterinär Dr. Wolfgang Bethe. „Das Virus ist hochansteckend und für Schweine tödlich. Daher sollten alle Restriktionen, die eine effektive und flächendeckende Schwarzwildbejagung in Deutschland unterbinden, wie etwa die Jagdruhe in Schutzgebieten, aus dem Weg geräumt werden.“ Bei dem hohen Bestand an Hausschweinen in Deutschland dürfe man die Seuche nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Aufgetretene ASP-Fälle laut Tierseuchen-Meldesystem der EU (Stand: 24. Juli 2014):

Polen:
Hausschweine: 1 Fall
Wildschweine: 9 Fälle

Litauen:
Wildschweine: 2 Fälle (aus Januar 2014)

Lettland:
Hausschweine: 11 Fälle
Wildschweine: 19 Fälle

300 Delegierte und Gäste diskutieren unter dem Motto „Jagd zwischen Tradition und Moderne“

Ehrlich darüber reden, warum man zur Jagd gehe, sei ein Mittel, um die Akzeptanz in der Gesellschaft zu erhöhen: Das stellten die sechs Podiumsteilnehmer des „Zukunftsforum Jagd“ auf dem Bundesjägertag 2014 in Berlin einvernehmlich fest. Ein Video auf dem YouTube-Kanal www.youtube.com/user/DJVJagdschutzverband des DJV sowie eine Fotostrecke auf www.jagdverband.de geben Einblick in die ganze Diskussion für alle Daheimgebliebenen.

Mehr als 300 Delegierte und Gäste trafen sich unter dem Motto „Jagd zwischen Tradition und Moderne“ am 27. Juni. Diskutiert wurde unter anderem über die Eigentumsfrage des Jagdrechts und den Anspruch Naturschutzverband zu sein. Immer vor dem Hintergrund, die Werte der Jagd verstärkt über die elektronischen Medien zu vermitteln, um kampagnenfähig zu sein. In einem weiteren Video auf YouTube fasst DJV-Präsident Hartwig Fischer den diesjährigen Bundesjägertag zusammen. Die Fotostrecke auf www.facebook.com/Jagdverband gewährt weitere Einblicke.

Anlässlich des ausgerufenen „Jahr des Niederwildes“ 2014 stellte der DJV ein Filmprojekt „Fangjagd“ vor. In fünf Kurzvideos veranschaulichen überregional bedeutende Artenschutzprojekte, wie die Fangjagd tierschutzgerecht und erfolgreich eingesetzt wird. Online sind die Filme auf dem YouTube-Kanal des DJV zu sehen. Weiterhin veröffentlichte der Verband die Broschüre zur Aufklärungskampagne „Fakten statt Vorurteile“. Auf 48 Seiten können Interessierte damit die Argumente zur Jagd im handlichen A6-Format in die Hosen- oder Handtasche stecken. Das DJV-Geschäftsjahr 2013/2014 gibt es im aktuellen Verbandsbericht unter www.jagdverband.de nachzulesen.     

„Alle Materialien können selbstverständlich für die Pressearbeit im Sinne der Jagd genutzt werden. Wir freuen uns, wenn die Videos auf möglichst vielen Internetseiten verlinkt werden“, so DJV-Pressesprecher Torsten Reinwald.

Wie Haus- und Wildtiere die heißen
Tage meistern

Die Sommerhitze macht Mensch und Tier gleichermaßen zu schaffen. Bei der Planung des anstehenden Sommerurlaubs sollten Reisende ihren Haustieren besondere Aufmerksamkeit widmen. Hunde brauchen beispielsweise deutlich mehr Wasser und häufigere Pausen. Der Deutsche Jagdverband (DJV) erklärt: Den Hund an heißen Sommertagen alleine im Auto zu lassen ist lebensgefährlich. Auch bei offenem Fenster droht der Hitzetod.

Im Gegensatz zum Mensch können Hunde und Wildtiere nicht schwitzen. Hunde sind deshalb auf unsere Fürsorge angewiesen. Wildtiere hingegen haben ihre eigenen Strategien entwickelt um der Hitze zu trotzen. Der Feldhase beispielsweise macht es ähnlich wie der Elefant: Über die großen, stark durchbluteten Ohren wird die Hitze abgegeben. Wildschweine bevorzugen ein kühles Schlammbad. Dieses hat direkt mehrere Vorteile: Neben der Abkühlung werden sie obendrein unangenehme Plagegeister los. Die getrocknete Schlammschicht wird an Bäumen abgerieben und sorgt für eine zusätzliche Massage. Hirsche suchen, ähnlich wie Menschen, eine Badestelle. Oft stehen sie bis zum Hals im kühlen Wasser.

Bei großer Hitze sinkt bei fast allen Lebewesen der Bewegungsdrang. Dachs und Fuchs ziehen sich tagsüber in ihre kühlen Bauten zurück. Sie sind, wie die meisten Wildtiere, vor allem in den frühen Morgen- und späten Abendstunden aktiv. Die große Ausnahme bildet das Rehwild. Hier ist im Juli und August Paarungszeit, die Hormone spielen verrückt. Der Rehbock folgt seiner verehrten Ricke viele Kilometer durch den Wald und kommt kaum zur Ruhe.

Sabine Sauer, Europameisterin im jagdlichen Schießen, im Interview mit dem DJV

Seit Sonntag ist Sabine Sauer aus Rheinland-Pfalz Europameisterin im jagdlichen Schießen. Knapp 40 Punkte trennen sie von der internationalen Konkurrenz – eine bemerkenswerte Leistung. Eigentlich wollte die 26-Jährige den Jagdschein nie machen, sagt sie im DJV-Interview: „Aus Angst vorm Schießen."

DJV: „Frau Sauer, Sie haben die Konkurrenz deklassiert, wie fühlt sich das an?“

Sauer: „Unglaublich. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich habe vorher noch nie etwas gewonnen, außer vielleicht eine Landesmeisterschaft. Weil da generell nur wenige Frauen antreten, war das keine wirkliche Konkurrenz. Hier dann gleich so abzuräumen, ist unfassbar.“

 „Hat sich Ihr Sieg schon im Verlauf des Wettkampfes abgezeichnet?“

„Erstmal nicht, weil ich gleich mit einer Fahrkarte gestartet bin (Anm. d. Red.: Treffer außerhalb der Ringe). Die meisten Punkte holt man aber beim Schrot und das hat gut funktioniert. Mit 23 von 25 Tauben lag ich gut im Rennen. Beim letzten Durchgang habe ich gemerkt, dass es gut läuft und habe vor Nervosität nur 21 von 25 Tauben geschossen, aber das hat gereicht. So richtig geglaubt, habe ich es erst, als ich auf dem Treppchen stand und die Nationalhymne gehört habe. Das war überwältigend.“

 „Wie häufig trainieren Sie?“

„Seit ich letztes Jahr zur Bundeswehr gegangen bin, hab ich so gut wie gar nicht mehr trainiert, weil ich keine Zeit hatte. Einige Disziplinen habe ich erst kurz vor dem Wettkampf trainiert, weil wir sie in Deutschland gar nicht schießen, etwa die Gams stehend angestrichen am Pirschstock oder Parcours.“

 „Was haben Sie dieses Mal anders gemacht als bei der EM vor zwei Jahren?“

„Ich glaube, ich bin nicht so verbissen rangegangen wie in Estland, wo ich nur den fünften Platz belegt habe. Diesmal war einfach jeder Tag so gut wie der andere. Keine Ahnung, wie das ging.“

 „Wie läuft der Wettkampf ab?"

„Man erhält eine Startzeit und muss dann mit der gesamten Rotte am Start sein. Dabei hat man für jede Disziplin nur fünf Minuten Zeit – zum Laden und für die fünf Schuss. Diesen Zeitdruck gibt es in Deutschland nicht.

„Womit schießen Sie?“

„Bei den Büchsendisziplinen mit einer Remington 700 im Kaliber .222, beim Schrot mit einer Browning F25 im Kaliber 12/70.“

„Welche Disziplin schießen Sie am liebsten?“

„Am liebsten schieße ich Parcours, aber eigentlich bin ich in allen Disziplinen  „Trainingsweltmeister“. Auf Wettkämpfen bin ich meistens so aufgeregt, dass ich die Ergebnisse aus dem Training nicht wiederholen kann. Es ist ja eigentlich nicht schwer, aber wenn dann das Herz flattert, dann fangen auf einmal die Scheiben an, Samba zu tanzen.“

„Können Sie sich noch daran erinnern, als sie das erste Mal geschossen haben?“

„Das war als ich meinen Jagschein gemacht habe – vor fünf oder sechs Jahren. Ein Jahr später habe ich mit dem Leistungsschießen begonnen. Günther Degen, mein Betreuer, hat mich unter seine Fittiche genommen. So bin ich von Anfang an auf Meisterschaften mitgefahren – im ersten Jahr auch gleich zur Bundesmeisterschaft. Natürlich habe ich nichts getroffen. Aber so hat sich der Ehrgeiz entwickelt und so fing das harte Training an.“

„Ihre Begeisterung für den Schießsport hat der Jagdschein geweckt?“

„Genau. Und den wollte ich eigentlich gar nicht machen, weil ich Angst vorm Schießen hatte.“

„Das müssen Sie jetzt erklären.“

„Mein Vater ist Förster und wir hatten ein Gespräch über Waffen und Erbe. Zuerst hatte ich nur die Sachkunde gemacht. Und dann hat er mich einfach für den Jagdschein angemeldet.“

„Jagen und schießen gilt immer noch als Männerdomäne. Wie ist das für Sie?“

„Die Bundeswehr gilt ja auch als Männerdomäne. Ich habe bisher keine Probleme gehabt. Es kann sein, dass man sich ein bisschen mehr behaupten muss, um dieselbe Anerkennung zu bekommen, aber ausgegrenzt wurde ich nie. Ganz im Gegenteil, gerade die Gruppe mit der ich zusammen zum Schießen fahre, ist wie meine zweite Familie.“

„Europameistertitel in der Tasche, wie geht es weiter?“

„Im Moment bemerke ich eine erhöhte Aufmerksamkeit, aber ansonsten läuft jetzt alles ganz gewohnt weiter. Ich bemühe mich, dass ich den Erfolg nutzen kann und vielleicht meinen Arbeitgeber überzeugen kann, mich zu unterstützen, da ich auch Mitglied im Nationalkader bin. Ansonsten genieße ich das alles noch ein bisschen.“

„Noch einen abschließenden Satz?“

„Ich danke meiner Familie, allen die mitgefahren sind, meiner zweiten Familie sozusagen und allen, die das jagdliche Schießen unterstützen. Vor allem danke ich aber Peter Clemens und Günther Degen. Und ich wünsche mir, dass mehr Frauen den Weg in den jagdlichen Schießsport finden.“


Zur „Kombination“ im jagdlichen Schießen gehören: Bockscheibe angestrichen auf 100 Meter, Fuchs liegend auf 100 Meter, Gams angestrichen am Pirschstock auf 100 Meter, stehender Überläufer auf 100 Meter stehend freihändig und laufender Doppelkopfkeiler auf 50 Meter stehend freihändig, sowie zwei Durchgänge à 25 Trap und 25 Parcours-Tauben.

 

Rheinland-Pfälzerin siegt im jagdlichen Schießen

Die neue Europameisterin im jagdlichen Schießen heißt Sabine Sauer. Mit 721 Punkten ließ die 26-jährige Jägerin und Offiziersanwärterin in der Kombination die schwedische Konkurrentin Hanna Stahl (682 Punkte) und die Norwegerin Lene Storbak (678 Punkte) klar hinter sich. Auch der Leiter des deutschen Teams Peter Clemens aus Rheinland-Pfalz ist begeistert: „Sabine kam, sah und siegte.“ Den fünften Platz belegte mit Carmen Brand-Wilshusen aus Niedersachsen ebenfalls eine Deutsche.

Auch das deutsche Männerteam punktete beim Büchsenschießen. Martin Führer, Gerrit Hartig, Egon Marmit, Johannes Pott, Antonius Wulfers und Claus Schäfer sicherten sich nach einem dramatischen Durchgang mit den punktgleichen Finnen erst in einem Stechen den zweiten Platz.

Die Ergebnislisten sind abrufbar unter http://bit.ly/EMjagdlschießen2014. Im DJV-Interview ist die neue Europameisterin im jagdlichen Schießen am 8. Juli 2014.

AFN und DJV: Nabu und BUND auf dem Irrweg

Der Deutsche Jagdverband (DJV) und das Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) zeigen sich erstaunt über ein Bündnis der Naturschutzverbände Nabu und BUND mit erklärten Jagdgegnern in Nordrhein-Westfalen. Es ist laut AFN und DJV ein gefährlicher Irrweg und das falsche Signal, mit Tierrechtsorganisationen wie „Peta“ und „Menschen für Tierrechte“ auf Landesebene Allianzen für eine Jagdreform einzugehen, weil ebendiese für jeden nachlesbar die Abschaffung der Jagd fordern. DJV-Präsident Hartwig Fischer sagte dazu: „Fundamentalistische Organisationen, die dem Menschen das Recht abstreiten, Tiere zu nutzen, sind keine Partner für eine geplante Jagdreform.“

AFN und DJV fordern Nabu und BUND auf, den Kurs in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg zu korrigieren: Eine erfolgreiche Jagdreform ohne den ehrlichen Dialog mit den tatsächlich Betroffenen wird es nicht geben. „Jagdrecht ist Eigentumsrecht, und das seit der Revolution von 1848. Vier Millionen Menschen und ihre Familien besitzen forst- oder landwirtschaftliche Flächen und somit das Jagdrecht. Das lassen sie sich nicht einfach wegnehmen“, betonte der AFN-Vorsitzende Philipp Freiherr zu Guttenberg. Jagd sei notwendig, um Wildschäden und Seuchen zu verhindern und den Artenschutz zu fördern. Den meisten Grundbesitzern sei dies bewusst, so Fischer und Freiherr zu Guttenberg: „Genau deshalb haben bisher nur wenige Menschen ihre Grundstücke befrieden lassen.“ Die bei Behörden vorliegenden Anträge summieren sich nach DJV-Hochrechnung auf weniger als 0,1 Promille der bundesweiten Jagdfläche von knapp 32 Millionen Hektar.

DJV und AFN machten deutlich, dass beim Jagdrecht das Verhältnis zwischen Einschränkungen und Freiheiten nicht aus dem Gleichgewicht geraten darf. In Baden-Württemberg droht dies der Fall zu werden, wie ein Fachartikel von Professor Michael Brenner, Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der Universität Jena, zeigt. Sein Fazit: Jagdrecht sei Teil des Eigentumsrechts. Geplante Einschränkungen wie ein pauschales Fütterungsverbot oder eine Jagdruhe auf Schwarzwild stellten erhebliche Eingriffe dar. Grundsätzlich seien die Beschränkungen begründungsbedürftig, nicht die Jagd selbst.

DJV und AFN wenden sich nicht per se gegen Änderungen des Jagdgesetzes. Anpassungen sind ein normaler Vorgang, seit 1952 wurde das Bundesjagdgesetz mehrmals novelliert, zuletzt 2013: Die Befriedung von Grundstücken aus Gewissensgründen wurde eingeführt. Zu Biologie und Einfluss von Wildtieren in unserer Kulturlandschaft besteht nach Ansicht von AFN und DJV weiterer Forschungsbedarf. Etwa, um wissensbasierte und praxisorientierte Grundlagen für eine Jagdrechtsreform zu schaffen. Die beiden Verbände laden Nabu und BUND ein, die Wildtierforschung partnerschaftlich zu forcieren.

Die im AFN zusammengeschlossenen 19 Verbände der Grundeigentümer und Landnutzer – Bauern, Waldbesitzer, Gärtner, Winzer, Grundbesitzer, Jagdgenossenschaften, Jäger, Reiter und Fischer – sind überzeugt, dass nur durch die nachhaltige Naturnutzung die bestehende Kulturlandschaft mit ihrer Vielfalt an Arten und Biotopen erhalten werden kann. Das AFN vertritt insgesamt mehr als 6 Millionen Menschen des ländlichen Raums. Der DJV vertritt als Dachverband rund 245.000 Jäger in Deutschland.

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