Vom 24. bis 26. September veranstaltete der NABU in Wolfsburg eine  Konferenz zum Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf. DJV-Geschäftsführer Andreas Leppmann sprach zur DJV-Wolfsposition.

Vom 24. bis 26. September veranstaltete der NABU in Wolfsburg eine internationale Konferenz zum Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf. Neben Verbandsvertretern und Experten aus Deutschland präsentierten auch Forscher aus den USA, Schweden, Norwegen, Italien und Kroatien den circa 400 Teilnehmern Erkenntnisse zum Thema Wolf. Etwa ein Drittel der Teilnehmer waren Jäger.

Für den Deutschen Jagdverband (DJV) sprach Geschäftsführer Andreas Leppmann: „Wir müssen den Umgang mit dem Wolf lernen.“ Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des NABU haben ein Drittel der Deutschen Angst, in einem Wolfsgebiet spazieren zu gehen. Dieser Ruf aus der Bevölkerung müsse ernst genommen werden, so Leppmann. Er betonte zudem, dass die Jagdverbände in Deutschland die illegale Tötung von Wölfen entschieden ablehnen. Leppmann rief alle Teilnehmer zu einem sachlichen Umgang beim Thema Wolf auf. Es werde immer die erwähnten „Wolfshasser“ und „Wolfskuschler“ geben – und zwar in allen gesellschaftlichen Gruppen.

Leppmann forderte weiterhin den Auf- und Ausbau eines grenzübergreifenden Monitorings: „Es kann nicht sein, dass Polen ein nicht vergleichbares Monitoring betreibt. Zudem wäre es wichtig, aus jedem Rudel ein weibliches Tier zu besendern, um Ausbreitungstendenzen besser verfolgen zu können.“ Leppmann wies außerdem darauf hin, dass es noch keine umfassende Strategie zur Vergrämung verhaltensauffälliger Wölfe gebe: „Vergrämung ist ein Thema. Wir müssen jetzt über praktikable Lösungen reden.“

DJV-Geschäftsführer Andreas Leppmann: „Wir müssen den Umgang mit dem Wolf lernen“Leppmann sprach sich zudem für eine Änderung der Eingruppierung des Wolfes von Anhang IV in Anhang V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union aus. Der Wolf dürfe nicht das gleiche Desaster erleben wie der Biber. "Hier gibt es immer mehr Unverständnis bei der Bevölkerung, weil die Schäden zunehmen, die Akzeptanz schwindet. Ein Handeln ist wegen den großen bürokratischen Hürden kaum möglich."

Zuletzt warnte Leppmann davor Arten gegeneinander auszuspielen: "Wenn der Wolf das letzte Wildschaf in der Göhrde gefressen hat, ist ein wertvoller Genpool für immer erloschen. Wir müssen alles dafür tun, um das zu verhindern. Schließlich werden auch Wisente wiedereingebürgert aus Gründen des Arterhaltes. Der Wolf darf wandern, wohin er will. Der Rothirsch – eine Leitart des Biotopschutzes – ist auf behördliche Bezirke festgelegt." Laut Leppmann müsse es ein artübergreifendes Wildtiermanagement geben.

Der DJV berichtete live via Facebook und Twitter (#menschwolf) von der Konferenz. Die besten Zitate und Ergebnisse hat der DJV auf www.jagdverband.de/content/nabu-wolfskonferenz für Sie zusammen-gefasst.

Am 24. und 25. September fand in Wolfsburg die Wolfskonferenz vom NABU statt. Der DJV war live vor Ort und hat für Sie die wichtigsten Aussagen der Referenten zusammengefasst.

Der Fokus der Konferenz lag auf dem Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf. Neben Verbandsvertretern und Experten aus Deutschland präsentierten auch Forscher aus den USA, Schweden, Norwegen, Italien und Kroatien den circa 400 Teilnehmern Erkenntnisse zum Thema Wolf. Etwa ein Drittel der Teilnehmer der Wolfskonferenz waren Jäger.

Überblick:

  1. Olaf Tschimpke, NABU-Präsident
  2. Stefan Wenzel, Umweltminister Niedersachsen
  3. Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Naturschutz, Maritime Angelegenheiten und Fischerei
  4. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium
  5. Ilka Reinhardt, Wolfsbüro LUPUS
  6. Prof. Dr. Heribert Hofer, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
  7. Michael J. Manfredo, Department of Human Dimensions of Natural Resources, Colorado State University.
  8. Dr. L. David Mech, United States Geological Survey, USA
  9. Dr. Ketil Skogen, Norwegisches Institut für Naturforschung (NINA)
  10. Diskussionsrunde (Tag 1)
  11. Markus Bathen, NABU-Projektbüro Wolf
  12. Andreas Leppmann, DJV-Geschäftsführer
  13. Dr. Adrian Travis, Nelson Institute für Environmental Studies, University of Wisconsin-Madison, USA

Olaf Tschimpke, NABU-Präsident:

Olaf Tschimpke (NABU-Präsident)"Es geht bei der Tagung darum, ein realistisches Bild vom Wolf zu zeichnen. Wir als einer der größten europäischen Naturschutzverbände sind natürlich daran beteiligt. Der Wolf ist im Wesentlichen durch Jagd ausgerottet worden, jetzt ist er zurück. Es gibt natürlich auch Betroffene, hier müssen wir gemeinsam an Lösungen arbeiten."

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Stefan Wenzel, Umweltminister Niedersachsen:

Stefan Wenzel, Umweltminister Niedersachsen"Es ist wichtig, eine Balance zwischen Ökonomie und Ökologie zu finden. Die Rückkehr der Wölfe stellt uns vor Herausforderungen. Und die Rolle der großen Prädatoren für unser Ökosystem wird oft unterschätzt. Forschungsergebnisse aus dem Yellowstone-Nationalpark zeigen: Das Verhalten der Pflanzenfresser verändert sich, die Vegetation verändert sich und schließlich auch der Wasserhaushalt. Spannend ist die Frage, welche Rolle die großen Prädatoren in unseren Ökosystemen spielen. Wir nehmen gleichzeitig die Sorgen der Menschen ernst und die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle. Wir arbeiten mit allen Interessensgruppen zusammen und befinden uns in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess."

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Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Naturschutz, Maritime Angelegenheiten und Fischerei war mit einer Videobotschaft vertreten:

Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Naturschutz, Maritime Angelegenheiten und Fischerei"Das Natura2000-Netzwerk ist eines der größten Naturschutznetzwerke weltweit. Für große Carnivoren wie den Wolf muss der Schutz aber weiter gehen. Wir brauchen eine fundierte Grundlage für einen Dialog. Es gibt viele Nutzungsinteressen die im Wettbewerb stehen. Alle Stakeholder müssen zusammenarbeiten, dort wo der Wolf mit Interessen von Menschen im Konflikt steht. Wir müssen den Schutz des Wolfes auch finanziell unterstützen, die EU hat das bei zahlreichen Projekten bereits getan. Die vier wichtigen Punkte für den Wolfsschutz sind: rechtliche Richtlinien, wissenschaftliche Klarheit, Dialog und gegenseitiges Verständnis der betroffenen Interessensgruppen sowie finanzielle Mittel – sowohl staatliche als auch private. Wir haben noch nicht alle Antworten, wie das Zusammenleben mit dem Wolf funktionieren kann. Wir sind alle zusammen in einem Lernprozess."

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Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium:

Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im BundesumweltministeriumKeine Verklärung oder Verfolgung des Wolfs

"Es ist ein gutes Zeichen, dass ein ausgerottetes Tier sich wieder in Deutschland ausbreitet. Aber im Frühjahr machte ein verhaltensauffälliger Wolf Furore. Um mit solchen Tieren umzugehen, benötigen wir keine Aufnahme ins Jagdrecht. Eine Abschussgenehmigung wurde vorsorglich eingeräumt, sollte sich das Tier nicht vergrämen lassen. Das war ein einfacher Verwaltungsakt. Der Wolf nahm allerdings ein tragisches Ende auf der A7. Es gibt keine Hinweise, dass Wölfe generell die Scheu vor dem Menschen verlieren, neben den Individuen aus dem Munsteraner Rudel wurden keine weiteren verhaltensauffälligen Wölfe in Deutschland beobachtet. Eine Verklärung ist ebenso wenig angebracht wie eine Verfolgung. Die Medien überbieten sich schnell, wenn ein Wolf als Täter verdächtigt wird. Wenn sich dann aber im Nachhinein mit kriminalistischen Mitteln herausstellt, dass es gar kein Wolf war, der beispielsweise das Chihuahua-Hündchen bei Hannover gerissen hat, sondern zwei Hunde, besteht bei der Presse wenig Interesse, eine Richtigstellung zu schreiben."

Der Wolf ist auf absehbare Zeit eine gefährdete Tierart

"Ist die Ausbreitung der Wölfe Grund zur Sorge? Wölfe leben territorial – jedes Rudel verteidigt ein Territorium von 200 Quadratkilometer. Andere Wölfe werden vertrieben. Der Wolf hat immer noch den Status einer gefährdeten Tierart. Das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben – auch wenn die Bestandsentwicklung erfreulich ist. Die EU fordert von den Mitgliedstaaten, den günstigen Erhaltungszustand herbeizuführen. Deshalb gibt es überhaupt keinen Anlass, ihn in Kategorie V der FFH-Richtlinie zu überführen."

Herdenschutz funktioniert (nicht immer)

"Wölfe vergreifen sich gern an Nutztieren, da diese leichte Beute sind. Deshalb müssen Nutztiere besonders geschützt werden. Naturschutz ist ohne Wanderschäferei nicht denkbar. Der Wolf macht den Schäfern das Leben noch schwerer, wir müssen sie deshalb unterstützen. Herdenschutz kann mit einem gewissen Mehraufwand funktionieren. In anderen Situationen – etwa entlang von Deichen – müssen wir noch Lösungen finden."

"Wenn wir über Emotionen sprechen, dann muss ich feststellen, dass ein Teil der Jäger den Wolf nicht willkommen heißen. Einige Jäger treten sogar ganz unverfroren im Fernsehen für den illegalen Abschuss ein, so wie zuletzt bei der Sendung #Beckmann. Damit schüren sie Ängste. Das muss sich ändern!"

Bundesweites Dokumentations- und Beratungszentrum geplant

"Der Wolf hat Einfluss auf Paarhufer, aber einen Rückgang der Beutetiere lässt sich nicht feststellen, allerhöchstens eine Verhaltensänderung. Ich bin sehr dankbar, dass der Deutsche Jagdverband sehr sachlich mit dem Thema Wolf umgeht. Auch in Niedersachsen haben die Jäger eine Sehr vorbildliche Rolle. Das Wolfsmanagement ist grenzübergreifend. Diese Zusammenarbeit muss intensiviert werden. Fest steht: Die zentraleuropäische Flachlandpopulation und die polnisch-baltische Population des Wolfs weisen immer noch deutliche Unterschiede auf. Es wird darum gehen, die Entwicklung der Bestände zu begleiten – mit geeigneten Mitteln."

"Die Einführung eines bundesweiten Dokumentations- und Beratungszentrums für den Wolf wird künftig wichtige Hinweise und Informationen für das konfliktfreie Zusammenleben mit dem Beutegreifer liefern. Von Nutztierhaltern und Jägern wünsche ich mehr Toleranz in Bezug auf die zusätzlichen Aufwendungen. Wie wir mittelfristig mit dem Wolf umgehen, muss in den nächsten Jahren intensiv diskutiert werden. Das Bundesumweltministerium wird diesen Dialog begleiten."

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Ilka Reinhardt, Wolfsbüro LUPUS

Ilka Reinhardt, Wolfsbüro LUPUS"Der Wolf kommt zurück nach Europa. Das ist kein rein deutsches Phänomen. Frankreich und Skandinavien machen derzeit die gleichen Erfahrung wie wir. In den 1950er Jahren war Mitteleuropa noch nahezu wolfsfrei."

Ausfüllung des Schutzstatus ist Ländersache

"Es gibt ständig die Diskussion, ob der Wolf in Anhang IV oder V der FFH-Richtlinie gelistet werden soll. Gründungsländer der EU haben ihn in IV eingeordnet. Das war auch einfach, denn diese Länder waren nahezu wolfsfrei. Länder, die später zur EU kamen, haben eine Eingliederung in Anhang V ausgehandelt, eben weil dort bereits Wölfe vorhanden waren. In Anhang V sind Tiere geschützt, aber unter bestimmten Voraussetzungen kann eine legale Bejagung durchgeführt werden. Im Baltikum wird der Wolf als Anhang-V-Art beispielsweise bejagt, in Polen nicht. Wie der Schutzstatus ausgefüllt wird, ist Ländersache."

"Die Schwestern Sunny und Einauge hatten gemeinsam fast 80 Welpen und haben Anfang der 2000er Jahre die Populationen in Deutschland und Westpolen gegründet. Deshalb ist diese Population auch stark abgegrenzt von der baltischen Population."

Wölfen ist egal, wie die Landschaft aussieht

"Dass die dynamische Entwicklung der Wolfsausbreitung ins Unendliche weitergeht, ist unwahrscheinlich. Eben wegen der Territoriumsgröße der einzelnen Rudel. Warum ist die Bestandentwicklung aber derzeit so dynamisch? Wölfe sind sehr anpassungsfähig in Deutschland, ihnen ist egal wie die Landschaft aussieht. Wölfe können zudem lange Distanzen wandern. Und das Nahrungsangebot ist heute deutlich höher als in den vergangenen hundert Jahren, wahrlich ein Schlaraffenland. Da ist genug für 4- und 2-beinige Jäger da. Schließlich hat sich die Einstellung der Menschen zur Natur und zum Wolf geändert. Wölfe müssen übrigens nicht gemanagt werden, sondern die Konflikte mit dem Menschen."

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Prof. Dr. Heribert Hofer, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)

Prof. Dr. Heribert Hofer, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)"Wir führen Post-mortem-Untersuchungen seit 1999 bei Wölfen durch. Unser Ziel ist es, die Todesursachen zu verstehen und die körperliche Verfassung sowie den Einfluss von Umweltgiften zu untersuchen. Wir wollen auch neue Diagnosemethoden entwickeln, um Hunde schneller von Wölfen zu unterscheiden. Illegale Tötung ist die dritthäufigste Todesursache bei Wölfen in Deutschland. Die meisten Wölfe sind gesund, einige tragen jedoch Krankheitserreger in sich. Die meisten Wölfe sterben durch den Kontakt mit Menschen (Autoverkehr und illegale Tötung). Es ist übrigens nur eine Frage der Zeit, bis nicht nur Wildschweine sondern auch Wölfe die Spree in Berlin queren."

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Michael J. Manfredo, Department of Human Dimensions of Natural Resources, Colorado State University.

Michael J. Manfredo, Department of Human Dimensions of Natural Resources, Colorado State University.Mensch-Wildkonflikt ist ein Wertekonflikt

"Ich bin hier, um über die soziale Dimension des Wolfsmanagements zu reden. Das ist in den USA eine ähnlich große Herausforderung wie in Deutschland. Es gibt 30 Millionen Jäger und Fischer in den USA, eine Herausforderung. Wildtiermanagement ist 10 Prozent Biologie und 90 Prozent Management von Menschen. Der Mensch-Wildtierkonflikt ist ein globales Thema. Es ist in Wirklichkeit ein Wertekonflikt: Welchen Wert haben Wildtiere? Es gibt zahlreiche individuelle Motive und Gedanken zu dieser Frage. Religion, Verwaltungsstrukturen, Kultur, soziale Gruppen beeinflussen, welchen Wert Wildtiere haben."

Utilitarismus gegen Mutualismus

"Menschen, die den Utilitarismus vertreten, sagen: Wildtiere existieren für unser Vergnügen und unseren Nutzen. Vertreter des Mutualismus hingegen sagen: Menschen und Wildtiere leben in Harmonie miteinander, Tiere sollten sogar dieselben Rechte haben wie Menschen. Ich will diese Ansätze nicht bewerten, sondern nur beschreiben. Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland und in den USA sind jeweils Vertreter der beiden Strömungen. In Dänemark hingegen gibt es deutlich mehr Vertreter des Mutualismus. Mutualismus korrespondiert sehr stark mit einem modernen Lebensstil. Diese grundsätzlich verschiedene Haltung gegenüber Wildtieren macht das Management von großen Beutegreifern sehr schwer, auch weil die Haltung viele Generationen überdauert. Selbst bei einer tödlichen Attacke auf Haustiere würden Mutualisten auf die Tötung eines Koyoten verzichten. Im Osten des Staates Washingtons beispielsweise gibt es eine starke Anti-Wolf-Haltung, der Utilarismus dominiert. Und gerade dorthin haben sich die Wölfe ausgebreitet. Wie also mit einem Wertekonflikt umgehen? Es geht nur über Konsensbildung!"

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Dr. L. David Mech, United States Geological Survey, USA

Dr. L. David Mech, United States Geological Survey, USA"Ich habe Wölfe 57 Jahre lang studiert. In den 1970er Jahren gab es Wölfe in Minnesota und Konflikte mit Nutztieren. Eine kleine Begebenheit aus einer Tagung dazu: Eine Mutualistin, also Tierrechtlerin, sagte, „können wir die Wölfe nicht einfangen und kastrieren?“ Da stand ein Trapper, der Utilarist, auf und sagte: 'Gute Frau, hier liegt ein Missverständnis vor. Die Wölfe wollen Schafe fressen und nicht Sex mit ihnen haben.'"

Nahrung satt: Rudel mit bis zu 37 Tieren

"Im Yellowstone Nationalpark war der Wolf bereits 1976 als bedrohte Art gelistet. Wissenschaftler betonten, dass es 300 Wölfe in einem Zeitraum von mindestens drei Jahren bedarf, damit der Wolf nicht mehr gefährdet ist. Wir haben daraufhin versucht, ganze Rudel einzufangen und auszuwildern. Die Tiere wurden geimpft und mit Transpondern ausgestattet. Die Auswilderung erfolgte über spezielle Freigehege. Wir hatten eine riesige Nahrungsressource vor Ort: Wapiti-Hirsche. Deshalb haben sich die Wölfe schnell vermehrt und ausgebreitet. Weil so viel Nahrung da war, sind die Jungen sogar bis zu drei Jahre im Rudel geblieben – wir hatten Rudel mit bis zu 37 Tieren. Nach zehn Jahren war die Wolfspopulation gesunken und bleibt seither einigermaßen stabil."

"Wölfe werden in Ihrer Ausbreitung nur durch die Menge der Nahrung oder durch den Menschen kontrolliert. Tierrechtler haben mehrmals vor Gericht durchgesetzt, dass der Totalschutz des Wolfes auch über die kritische Grenze hinweg bestehen bleiben soll. Die Wolfspopulation stieg weiter und Nutztierbesitzer waren mehr und mehr aufgebracht. Der Wolf ist immer noch auf der Liste der bedrohten Arten in vielen US-Staaten."

Umstritten: Hat der Wolf Einfluss auf Wapitis und seine Umgebung?

"Welchen Effekt hat der Wolf auf die Wapiti-Population? Schwierige Frage, weil es viele wichtige Faktoren gibt: Grizzly-Bären, Schwarzbären, Koyoten, und viel mehr. Es brauchte vier große Studien um zu beweisen, dass der Wolf tatsächlich einen Einfluss auf die Wapiti-Population hat. Dies hat eine Kaskade zur Folge: Weniger Wapiti bedeutet mehr Vegetation, mehr Singvögel und mehr Biber. Aber das ist umstritten: es gibt 16 Studien, die sagen, es gibt die sogenannte Trophische Kaskade (Trophic-Cascade), 11 sagen, es gibt sie nicht."

"Idaho und Montana versuchen die Zahl der Wölfe zu reduzieren. In Idaho sollten 255 getötet werden nur 120 wurden getötet. In Montana war das Ziel, 75 zu erlegen. Letztendlich waren es nur 72. Die Jagdzeiten wurden verlängert, aber trotzdem steigt die Population weiter an. Auch im Yellowstone hatte die Jagd keinen Einfluss auf die Wolfspopulation."

Extremisten auf beiden Seiten sorgen für Falschinformation

"Die Extremisten auf beiden Seiten – also Tierrechtler (Mutualisten) und Landnutzer (Utilaristen) gleichermaßen – sorgen für einen großes Maß an Falschformation. Vielleicht hilft uns Bildungsarbeit und wissenschaftliche Erkenntnisse, eine weniger ideologisch eingefärbte Sicht auf den Wolf zu entwickeln."

"Um einen Wapiti effektiv zu jagen, braucht es vier Wölfe, für eine effektive Bison-Jagd braucht es 9 bis 13 Wölfe."

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Dr. Ketil Skogen, Norwegisches Institut für Naturforschung (NINA)

Dr. Ketil Skogen, Norwegisches Institut für Naturforschung (NINA)"Wir haben erstmals seit 100 Jahren wieder Wölfe in einigen Regionen Norwegens. Das macht den Menschen Angst, zumal Wölfe bereits Nutztiere und Jagdhunde getötet haben. Wölfe halten sich eher in Waldregionen als in offenen, landwirtschaftlich geprägten Regionen auf."

Wolfskonflikte sind soziale Konflikte

"Unsere Erfahrung: Konflikte mit dem Wolf sind soziale Konflikte. Gegner des Wolfschutzes sind oftmals mehr wütend auf den Wolfsschützer als auf die Wölfe selbst. Hintergrund: Oftmals ein Rückgang der wirtschaftlichen Leistung im ländlichen Raum und eine Landflucht. Gleichzeitig entwickelt sich ein neuer Ethos im Naturschutz, der sich manifestiert in Einschränkungen in der Landnutzung, im traditionellen Lebensstil – unter anderem in der Jagd. Der gesellschaftliche Wertewandel hin zu mehr Naturschutz wird als Angriff auf das Fundament der ländlichen Wirtschaft gesehen, die Nutzung natürlicher Ressourcen. Damit geht eine Urbanisierung einher. Man könnte sagen: Der Wolf hat das Pech, in gesellschaftliche Konflikte verstrickt zu sein, die schon vor seiner Rückkehr begonnen haben. Aber eins steht fest: Die Wölfe kamen nur zurück nach Norwegen, weil ein wachsender Teil der Bevölkerung dies befürwortet. Es ist immens wichtig, praktische Probleme zu minimieren, die der Wolf verursacht. Konflikte zwischen Wolfsgegnern und -befürwortern lassen sich allerdings nicht auflösen."

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Diskussionsrunde

Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Dr. David L Mech, Elsa Nickel, Prof. Dr. Ilse Storch, Prof. Dr. Gerhard Prätorius, Dr. Eick von Ruschkowsky, Stefan Leiner

Dr. Eick von Ruschkowsky, Leiter Fachbereich Naturschutz beim NABU

Dialog auf Augenhöhe

"Wir wollen den Dialog schärfen zwischen allen Menschen, die in irgendeiner Form mit dem Wolf zu tun haben: Wir brauchen einen Austausch auf Augenhöhe. Wir müssen die Öffentlichkeitsarbeit versachlichen und dürfen den Wolf nicht verniedlichen."

"Ich habe das Gefühl, dass der Wolf als Stellvertreter herhalten muss, als Sündenbock für regionale Unzufriedenheit. Soziodemographischer Wandel und wirtschaftlicher Niedergang sind nur zwei Gründe."

Wer soll Vergrämung durchführen?

"Wir haben ein Regelwerk für den Fall, dass der Wolf auftaucht. Trotzdem werden wir überrumpelt, wenn er plötzlich da ist. Die praktische Frage ist: Wer soll die Vergrämung machen und macht vielleicht den finalen Todesschuss? Diese praktischen Fragen müssen zeitnah gelöst werden! So gern wir den Föderalismus sehen, wir brauchen hier bundesweite Regelungen."


Ilka Reinhard, LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung
"Wir sind alle keine Propheten und wissen nicht, wie sich das Wolfsvorkommen weiter entwickelt. Wir haben auch festgestellt, dass ganze Rudel verschwunden sind. In den Mittelgebirgslandschaften ist noch sehr viel Potenzial für Wölfe. Es ist schließlich eine gesellschaftliche Frage, wann und wo wir eingreifen."


Prof. Dr. Ilse Storch, Universität Freiburg
"Wildtierökologie kann zur emotionalen Auseinandersetzung direkt wenig beitragen. Unsere Ergebnisse können aber einfließen in das Wildtiermanagement, das von Entscheidungsträgern aus Politik, Verbänden und Interessensgruppen ausgearbeitet werden muss. Management bedeutet, steuernd einzugreifen, um bestimmte Ziele zu erreichen."

"Aus biologischer Sicht ist die aktive Ansiedlung des Wolfes einfach. Die Frage ist, wie groß ist die Akzeptanz. In Mitteleuropa ist die Akzeptanz von Tierarten, die alleine kommen höher als von Arten die politisch gewollt angesiedelt wurden. Von einem aktiven Aussetzen sollten wir absehen."


Dr. Elsa Nickel, Bundesumweltministerium
"Der große Lerneffekt beim Wolf: „Wir müssen nicht alles managen. Wir können auch mal zulassen.“ Die Natur macht das alles wunderbar selber. Respektvolle Koexistenz in Frieden ist das Ideal, dazu braucht es einen immerwährenden Prozess des Arrangierens. Was wir nicht akzeptieren ist das illegale Töten."

"Ich bin seit dreißig Jahren Naturschützerin und habe viel Zeit damit verbracht, die Schäferei zu fördern. Ohne Schafbeweidung würden wir den Naturschutz kippen. Und das Fleisch ist mit Wildfleisch das einzige, das man als Naturschützer mit gutem Gewissen essen kann."

"Das angeblich exponentielle Wachstum des Wolfes zeigt, dass wir noch ganz am Anfang sind bei der Ausbreitung des Wolfes. Irgendwann wird es eine Sättigung geben. Wo diese ist? Lassen sie uns einfach abwarten. Die Natur managt sich selbst. Wir haben noch Länder wie Belgien oder die Niederlande, die auf den Wolf warten."


Prof. Dr. Gerhard Prätorius, Volkswagen AG
"Es gibt Widersprüche in der Gesellschaft, genauso wie in der Wirtschaft. Man muss nur willig sein Kompromisse einzugehen. Von daher kann man den Wolf schon als Erfolgsmodell betrachten."


Dr. L. David Mech, United States Geological Survey
"Ich persönlich würde jederzeit wieder den Wolf einbürgern im Yellowstone Nationalpark. Die Frage ist, ob die Gesellschaft das wollte. Es war auf jeden Fall eine erfolgreiche Aktion. Im Grenzgebiet von Texas und Arizona wurden ebenfalls Wölfe angesiedelt, dort gibt es aber große Konflikte. Mein Fazit: Wölfe werden durch die Hand des Menschen sterben, entweder legal oder illegal. Wir können Wölfen helfen, wenn wir sie managen."

"Wölfe, die nicht von Menschen bejagt werden, können zahm werden. Im Yellowstone Nationalpark wurden sie teilweise zu zahm und sind Radfahrern hinterhergerannt. Zahme Wölfe verleiten Menschen dazu, sie zu füttern."


Stefan Leiner, Europäische Kommission
"Ich habe bisher keine schlüssige Erklärung bekommen wie die Herabstufung des Wolfes von Anhang IV in V Probleme der Koexistenz lösen soll. Wir haben immer noch die Pflicht, einen günstigen Erhaltungszustand herzustellen. Der Rahmen, Konfliktsituationen zu lösen, ist bereits gegeben. Der Wolf wird auch in Gegenden, wo der Wolf streng geschützt ist unter Anhang IV, bejagt. Es muss dafür lediglich einen vernünftigen Grund geben."

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Tag 2

Markus Bathen, NABU-Projektbüro Wolf

Markus Bathen, NABU-Projektbüro Wolf"Noch niemals haben Wölfe in einem Gebiet gelebt, wie es heute ist. Wie sollen wir wissen, wie wir mit ihnen umgehen sollen? Das ist eine Frage, die Jäger, Nutztierhalter und Naturschützer gleichermaßen beschäftigt."

Es wird immer Wolfshasser und Wolfskuschler geben

"Wir leben in einem gemeinsamen Haus, da wird es immer Disharmonien geben. Es wird auch immer Wolfsgegner und Wolfskuschler geben. Wir brauchen Fakten und Daten.

Jahre braucht es, Vertrauen aufzubauen. Oft reicht aber ein Halbsatz, dieses wieder zu zerstören. Wir müssen Verständnis für die einzelnen Positionen entwickeln. Wir können nicht erwarten, dass jeder Schäfer hellauf begeistert ist, dass er künftig mit dem Wolf zusammenleben soll. So haben auch die Jäger ihre Standpunkte, die im Kern stehen bleiben."

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Andreas Leppmann, DJV-Geschäftsführer

Andreas Leppmann, DJV-Geschäftsführer"Richtig weg war der Wolf nie in Deutschland, in der DDR hatte er sogar eine ganzjährige Jagdzeit. Dass er zurückgekommen ist, das ist eigentlich ein Verdienst von Helmut Kohl und Michael Goorbatschow, die den Eisernen Vorhang zu Fall gebracht haben."

 

Den Umgang mit dem Wolf lernen

"Es geht nicht darum, ob wir mit dem Wolf leben wollen, sondern wie wir mit dem Tier umgehen. Was ist der normale Umgang mit dem Wolf? In Wyoming – gleiche Größe wie Deutschland – gibt es deutlich weniger Wölfe als in Deutschland. Bei uns ist die Wahrscheinlichkeit 158 mal höher auf einen Wolf zu treffen."

"Wir müssen den Umgang mit dem Wolf lernen. Er darf nicht das Schicksal von Bär Bruno teilen: Erst als eine große Boulevardzeitung aufrief, Fotos von ihm zu machen, war sein Todesurteil gesprochen. Er drohte, als Menschen immer näher kamen. Dann wurde er getötet."

Ausbau eines grenzübergreifenden Monitorings

"Jäger fordern den Auf- und Ausbau eines überregionalen Gen-Monitorings. Es kann nicht sein, dass Polen ein nicht vergleichbares Monitoring betreibt. Wichtig wäre, aus jedem Rudel ein weibliches Tier zu besendern, um Ausbreitungstendenzen besser zu verfolgen."

Arten nicht gegeneinander ausspielen

"Wenn der Wolf das letzte Wildschaf in der Göhrde gefressen hat, ist ein wertvoller Genpool für immer erloschen. Wir müssen alles dafür tun, um das zu verhindern. Schließlich werden auch Wisente wiedereingebürgert aus Gründen des Arterhaltes. Es darf nicht sein, dass wir Arten gegeneinander ausspielen. Der Wolf darf wandern, wohin er will. Der Rothirsch – eine Leitart des Biotopschutzes – ist auf behördliche Bezirke festgelegt. Was wir brauchen ist ein artübergreifendes Wildtiermanagement."

Vergrämung: keiner weiß, wie es funktioniert

"Vergrämung ist ein Thema. Aber keiner hat bisher gesagt, wie das funktionieren soll. Eine Idee ist, Paintball-Gewehre auszugeben: beim ersten Erscheinen im Dorf Farbe grün, dann gelb und schließlich rot. Der Wolf soll dann abgeschossen werden. Das kann nicht funktionieren. Wir müssen jetzt über praktikable Lösungen reden."

"Wir müssen den Wolf baldmöglichst von IV auf V überführen. Warum? Damit wir nicht dasselbe Desaster erleben wie beim Biber. Hier gibt es immer mehr Unverständnis bei der Bevölkerung, weil die Schäden zunehmen, die Akzeptanz schwindet. Ein Handeln ist wegen den großen bürokratischen Hürden kaum möglich."

"Dass die Weichsel zwei Populationen trennen soll ist für uns fragwürdig. In Dänemark beispielsweise sind 20 von 40 Wölfen nachweislich aus dem Baltikum. Die sind nicht mit der Fähre gekommen, sondern durch das Transitland Deutschland gewandert. Ein Austausch zwischen der westpolnisch-deutschen Population und der ostpolnisch-baltischen ist also mehr als wahrscheinlich."

Jagdverbände lehnen illegale Tötung von Wölfen ab

"Ich appelliere an alle Beteiligten: Lassen sie uns sachlich mit dem Wolf umgehen. Es wird immer die erwähnten Wolfshasser und Wolfskuscheler geben – und zwar in allen Gesellschaftsgruppen. Das ist nicht repräsentativ. Die Jägerschaften lehnen illegale Tötungen strikt ab und haben in der Vergangenheit mehrfach Strafanzeige gestellt."

Ein Drittel hat Angst im Wald, wenn der Wolf da ist

"Ein Drittel der Deutschen hat Angst, in einem Wolfsgebiet in den Wald zu gehen, zeigt die aktuelle NABU-Umfrage. Dieser Wert deckt sich in etwa mit den Ergebnissen einer Umfrage einer Versicherung: 28 Prozent haben Angst vor Hunden, wenn sie das Gefühl haben, dass der Besitzer das Tier nicht unter Kontrolle hat. Wir müssen diese Gefühle ernst nehmen. Und wir müssen die Frage erlauben, ob eine Gesellschaft, die mehr schlecht als recht mit der domestizierten Form des Wolfes, dem Hund, umgehen kann wirklich bereit ist für die Rückkehr des Wolfs. Es ist viel Aufklärungsarbeit  notwendig."

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Dr. Adrian Travis, Nelson Institute für Environmental Studies, University of Wisconsin-Madison, USA

Dr. Adrian Travis, Nelson Institute für Environmental Studies, University of Wisconsin-Madison, USA"Öffentlich-rechtliche Stiftungen haben an Bedeutung gewonnen. „Preservation“, also Bewahrung der Naturschätze, bedeutet nicht „Nutzen verboten“, das wird oft falsch übersetzt. Alle legalen Formen von Ressourcen-Nutzung sind erlaubt."

"US-Präsident Theodor Roosevelt sagte: Wildtiere gehören dem Volk. Das stimmt, und zwar auch ungeborenen Generationen. Diese Aussage hat immer noch Bedeutung. Alle legalen Formen der Ressourcennutzung sind erlaubt. Aber manche Nutzungsformen dezimieren einen Naturschatz, beispielsweise hat Massentourismus dieses Potenzial. Illegale Nutzungsformen sind der große Feind unseres Naturerbes. Hier müssen alle Seiten entschlossen vorgehen."

"Ob die Entnahme von Wölfen einen Effekt hat zum Schutz von Nutztieren. Diese Antwort können wir nicht geben, weil es bisher noch keine Kontrollexperimente gibt. Jagd ist ein Werkzeug für den Naturschutz im Allgemeinen. Wir müssen uns jedes Mal fragen, ob es das richtige ist. In Wisconsin sank die Toleranz gegenüber Probemwölfen zwischen 2011 und 2009, obwohl es Abschussgenehmigungen gab. 2012 wurde sogar eine Jagdzeit eingeführt, die Akzeptanz fiel aber weiter. Unsere Schlussfolgerung: Die schrittweise Erlaubnis der Jagd hat den Wert des Wolfes nach und nach reduziert. In Montana hat die Akzeptanz der Behörde mit der Jagderlaubnis zugenommen, aber nicht die Akzeptanz des Wolfes."

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Im EU-Parlament in Brüssel fand am 15. September 2015 eine Sitzung der fraktionsübergreifenden Intergruppe „Biodiversität, Jagd und ländliche Räume“ zum Thema „Rückkehr des Wolf nach Europa“ statt. Der Landesjagdverband Sachsen hatte diese Tagung angeregt. Sie wurde von FACE, dem Zusammenschluss der europäischen Jagdverbände, organisiert und vom Deutschen Jagdverband (DJV) unterstützt.

Im EU-Parlament in Brüssel fand am 15. September 2015 eine Sitzung der fraktionsübergreifenden Intergruppe „Biodiversität, Jagd und ländliche Räume“ zum Thema „Rückkehr des Wolfes nach Europa“ statt. Der Landesjagdverband Sachsen hatte diese Tagung angeregt. Sie wurde von FACE, dem Zusammenschluss der europäischen Jagdverbände, organisiert und vom Deutschen Jagdverband (DJV) unterstützt.

"Der Wolf ist uns willkommen", sagt Karl-Heinz Florenz, Vorsitzender der Intergruppe, „er darf sich aber nicht völlig unkontrolliert ausbreiten. Auf Grundlage wissenschaftlicher Studien und vor allem Monitoringdaten muss eine Balance zwischen den unterschiedlichen Interessen gefunden werden, wobei auch die örtliche Bevölkerung stets beteiligt und eingebunden werden muss.“

Zum Tagungsband der Intergruppensitzung

Auch Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, warnte vor einer Welle, die die wenigsten in ihrer Intensität bislang erkannt hätten, indem er den jährlichen Zuwachs des aktuellen Wolfsbestandes in Deutschland von derzeit etwa 350 adulten Tieren mit 30 bis 40 Prozent bezifferte. „Die Menschen vor Ort sind in höchstem Maße verunsichert", so Dammann-Tamke, "von daher seien schon jetzt Vorkehrungen zu treffen, wie man die schnell wachsende Wolfspopulation künftig managen will“.

Teilnehmer der Intergruppensitzung „Biodiversität, Jagd und ländliche Räume“„Aus unserer Sicht ist die deutsch-westpolnische Wolfspopulation mit der nordostpolnisch-baltischen Population bereits zusammengewachsen – dies belegen auch genetische Untersuchungen eindeutig“, so Dammann-Tamke weiter. Deshalb forderte er die EU-Kommission und das Bundesumweltministerium auf, nicht länger von getrennten Populationen zu sprechen und in Konsequenz dessen die Einstufung des Wolfes als Anhang-IV-Art der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Damit würden die Möglichkeiten der Behörden zum Verwaltungshandeln erweitert. Derzeit genießt der Wolf über das EU-Recht und dem darauf gründenden Bundesnaturschutzgesetz höchsten Schutz. Ein Vertreter der EU-Kommission hob allerdings hervor, dass die Richtlinie auch bei Anhang-IV-Arten den Mitgliedsstaaten erhebliche Spielräume belässt, wenn sich diese im „günstigen Erhaltungszustand“  befinden. Diese Möglichkeiten seien allerdings im Bundesnaturschutzgesetz nicht vollständig umgesetzt.

Das Thema Wolf wird die EU-Ebene in Brüssel auch weiterhin beschäftigen. Über die EU-Plattform zu den großen Beutegreifern wird versucht zu Lösungen im Zusammenleben mit dem Menschen zu gelangen.

Der Wolf zeigt in vielen europäischen Ländern eine Populationszunahme. Während der Naturschutz darin im Wesentlichen eine Bereicherung für die Artenvielfalt sieht, kommt es auf der anderen Seite aber auch zunehmend zu Konflikten, hier insbesondere mit Nutztierhaltern. Wie diese über gezielte Managementmaßnahmen minimiert werden können, schilderten Referenten aus einer Reihe von unterschiedlichen Mitgliedsstaaten wie Finnland, Rumänien oder der Slowakei, die seit längerem  Erfahrungen mit dem Umgang des Wolfes haben.

Zum Tagungsband der Intergruppensitzung

 

Dr. Michl Ebner Präsident des europäischen Jägerverbands,  Dr. Böhning Vizepräsident

Die Generalversammlung von FACE, dem Zusammenschluss der europäischen Jagdverbände, hat in Brüssel einen neuen Vorstand gewählt. Dr. Michl Ebner aus Südtirol wird künftig als Präsident die Geschicke von FACE leiten. Der 62-jährige gelernte Journalist war lange Jahre Mitglied des Italienischen und danach des Europäischen Parlaments. Dr. Ebner spricht fließend deutsch und italienisch. Dr. Volker Böhning, Präsident des Landesjagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Mitglied des DJV-Präsidiums, vertritt künftig als Vizepräsident die Belange der deutschen Jäger und ist Mitglied des fünfköpfigen FACE-Vorstandes. Er folgt auf Jochen Borchert, der seit 2003 FACE-Vizepräsident war. „Die Arbeit auf der europäischen Ebene bekommt auch für die Jagd in Deutschland einen immer höheren Stellenwert“, hebt Dr. Böhning hervor und nennt dabei vor allem die laufende Überprüfung der europäischen Naturschutzrichtlinien, den Umgang mit Wölfen, aber auch die Waffengesetzgebung und die Vorschriften zur Lebensmittelhygiene. Der langjährige FACE-Präsident Gilbert Baron de Turckheim war zur Wahl nicht wieder angetreten und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Jochen Borchert wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Unter dem Motto „Hände weg vom Jagdrecht – Keine Aushöhlung durch die neue Jagdverordnung“ rufen DJV und LJV-Hessen zur Demonstration in Wiesbaden auf.

Unter dem Motto „Hände weg vom Jagdrecht – Keine Aushöhlung durch die neue Jagdverordnung“ rufen DJV und LJV-Hessen zur Demonstration in Wiesbaden auf.

Ablauf:

  • ab 10:30 Uhr Sammeln der Jäger vor dem Hauptbahnhof in Wiesbaden.
  • 11:00 Uhr Beginn des Demonstrationszuges.
  • 12:00 Uhr Kundgebung vor der hessischen Staatskanzlei.

 

Bitte nehmen Sie mit ihrem örtlichen Jagdverein Kontakt auf: Die Vereinsvorstände sind umfassend informiert, viele Jagdvereine organisieren Busfahrten zur Demo nach Wiesbanden! Der DJV unterstützt Jäger, die von außerhalb Hessens anreisen.

LJV-Präsident Jürgen Ellenberger ruft zur Teilnahme auf:

Wir wollen gemeinsam in orangeroter Signalkleidung demonstrieren. Daher bringen Sie bitte mindestens eine Signalweste, besser noch Hutband oder Schal und vollständige Signaljacke mit. Mit Jagdsignalen und Fanfaren werden wir uns Gehör verschaffen!

Bitte beachten:  Während der Demonstration und der Kundgebung sind keine Tiere erlaubt, unseren Jagdhunden ersparen wir den Trubel also von vornherein. Ebenso sind Gegenstände wie Angelruten, Jagdmesser, Werkzeuge usw. nicht erwünscht.

Unsere Demonstrationsroute wird ein ca. 30 Minütiger Marsch vom Hauptbahnhof bis zur hessischen Staatskanzlei sein. Hier findet dann die eigentliche Kundgebung statt, zu der wir Redner der politischen Parteien sowie der befreundeten Verbände erwarten.

Infos zur Anreise nach Wiesbaden

Private Anreise:

Wenn Sie eigenständig zur Demo anreisen möchten oder keinem Jagdverein angehören der einen Bustransfer organisiert, sind sie uns genauso herzlich willkommen. Damit wir einen besseren Überblick über die zu erwartende Teilnehmerzahl bekommen, melden Sie sich bitte per Mail an die Geschäftsstelle an.

Anreise mit Bussen:

Offizielle Informationen zu Bushaltestellen und Busparkplätzen in Wiesbaden.

Parkplätze in Wiesbaden

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Demoplakat Hessen Druckauflösung
3 Videos:
Aufruf von DJV-Präsident Hartwig Fischer

 

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4 Videos:
Aufruf von Jürgen Ellenberger (Präsident LJV Hessen) 

 

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Jagdverbände sprechen Betroffenen tiefes Mitgefühl aus. Am Abend des 9. September ist es in der Nähe von Nauen an einem Feldrand zu einem Jagdunfall gekommen, bei dem ein Mann tödlich verletzt wurde. Eine Frau wurde nach Angaben der Polizei leicht verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus, nähere Umstände sind noch nicht bekannt.

Am Abend des 9. September ist es im Nauener Ortsteil Tietzow / Brandenburg an einem Feldrand zu einem Jagdunfall gekommen, bei dem ein Mann tödlich verletzt wurde. Eine Frau wurde nach Angaben der Polizei leicht verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus, nähere Umstände sind noch nicht bekannt.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) bedauern das Ereignis außerordentlich, können jedoch aufgrund der aktuellen Informationslage keine weitere Stellung beziehen. „Wir sind geschockt und tief betroffen“, sagt Wolfgang Bethe, Präsident des LJVB. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, denen wir unser tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken. Der jungen Frau wünschen wir von Herzen gute Genesung.“ Ob der Unglücksschütze aus Brandenburg stammt und ob er Mitglied des LJVB ist, ist noch nicht bekannt.

„Jeder Jagdunfall ist einer zu viel“, bedauert Torsten Reinwald, DJV-Pressesprecher, die Geschehnisse in Brandenburg. Die Wahrscheinlichkeit, dass wie in diesem Fall  ein Unbeteiligter zu Schaden kommt, ist äußerst gering. 2014 gab es in ganz Deutschland vier tödliche Jagdunfälle – stets war ein unmittelbar an der Jagd Beteiligter betroffen. Jagd ist vergleichsweise risikoarm. Der DJV hat die offiziellen Statistiken zu Unfällen mit Schusswaffen, die Unfälle der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SLFG) sowie alle dpa-Meldungen von 2008 bis 2014 ausgewertet. Die Wahrscheinlichkeit als Jäger durch eine Jagdwaffe zu verunglücken lag in den Jahren immer unter 0,001%. Demnach ist es im Durchschnitt acht Mal wahrscheinlicher als Bergwanderer beim Wandern zu sterben als auf der Jagd.

Zum jagdlichen Wettkampfschießen brachte ihn sein eigener Anspruch an Waidgerechtigkeit. Jetzt ist er Bundesmeister im jagdlichen Schießen! Christian Beitsch im DJV-Interview.

Christian Beitsch ist mit 345 von 350 Punkten Bundesmeister im jagdlichen Schießen im Gesamtklassement geworden. Über den langen Weg zum Bundesmeister erzählt der 37-Jährige im DJV-Interview.

DJV: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Was für eine Leistung! War das schon immer ihr Ziel?

Beitsch: Ja, das war immer das große Ziel. Ich habe im Jahr 2000 in Sachsen während meines Forstwissenschaftsstudium  das jagdliche Schießen entdeckt und angefangen regelmäßig zu trainieren, um tierschutzgerecht zu jagen. Daraus hat sich das Wettkampf-Schießen entwickelt. Natürlich hatte ich auch einen sehr guten Trainer: den heutigen DJV-Schießleiter Dr. Torsten Krüger. Er hat meine Technik extrem verbessert, besonders im Flintenschießen. Ich war mit der Flinte auch schon zwei Mal Bundesmeister. Irgendwann hat man aber den Wunsch Bundesmeister im Gesamtklassement zu werden.

Jetzt haben Sie Ihr Ziel erreicht. Schießen Sie weiter?

Ja, natürlich! Eigentlich wollte ich 350 Punkte schießen, das heißt ich habe noch fünf Punkte Luft  nach oben. Auch im europäischen Bereich sind wir seit zwei Jahren unterwegs. Dafür ist es natürlich wichtig Wettkampfstärke aufzubauen. Das gelingt nur durch Wettkampfteilnahmen. Bei den Europameisterschaften habe ich den Deutschen Rekord im Auge. Dafür muss aber alles stimmen.

Wie häufig nehmen Sie an Wettkämpfen teil?

Im Zuge der Europameisterschaften habe ich mir vorgenommen noch mehr Wettkämpfe zu schießen, ansonsten habe ich dieses Jahr allerdings nicht viel gemacht. Ich trainiere auch nicht viel, aber wenn, dann sehr intensiv. In diesem Jahr habe ich zehn Wettkämpfe geschossen. Das reicht von Bezirksmeisterschaften bis hin zu Landes-, Bundes- und Europameisterschaften, dann noch zwei bis drei Spaßwettkämpfe. Es geht darum, sein Können sofort abrufen zu können, egal in welcher Situation. 

Sie sagen, sie trainieren nicht oft, wie häufig ist das dennoch?

Das Problem ist, dass man die richtigen Leute zum Trainieren braucht. Durch meinen Umzug nach Hessen sehe ich meinen Mentor, Dr. Torsten Krüger nicht so oft. Deshalb mache ich nur zwei/ drei intensive Trainings wenn ich nach Sachsen fahre. Pro Jahr bin ich also höchstens 20 Mal auf dem Schießstand, aber auch nicht den ganzen Tag. Ich schieße zwei/drei oder vielleicht auch mal fünf Runden. Dazu kommen Trockenübungen zu Hause.

Schaffen Sie's noch zur Jagd?

Dieses Jahr konnte ich kaum jagen weil ich gerade zum zweiten Mal Vater geworden bin. Außerdem habe ich noch keine Jagdgelegenheit in der Nähe. Mein Jagdrevier ist 90 Kilometer entfernt. Das bedeutet viel Zeitaufwand. Da ich aber im Außendienst in den Wäldern tätig bin, kann ich hier und da schon mal mit auf Jagd gehen, das hat aber dieses Jahr bis jetzt auch nur vier Mal geklappt. Aber ab Herbst geht es dann auch wieder richtig los für mich!

Wie sind sie damals überhaupt zum Schießen gekommen?

Ganz ehrlich, ich bin in einem Dorf in Brandenburg groß geworden, da hatte früher jeder ein Luftgewehr. Das war der Anfang. Im Forstwissenschaftsstudium habe ich dann Dr. Torsten Krüger kennen gelernt, der damals die Jagdausbildung für die Studenten gemacht hat. Ich bin dann nur durch ihn zu diesem Leistungsschießen gekommen. Er kann sehr gut lehren. Dazu hat mir das Schießen Spaß gemacht und ich habe gemerkt, dass man auch mit dem Training im jagdlichen Bereich etwas anfangen kann. Es gibt ja diesen Spruch: „Ein guter Schütze muss kein guter Jäger sein, aber ein guter Jäger immer ein guter Schütze“. Das ist bis heute mein Leitspruch.

Gibt es sonst noch was dass sie loswerden möchten?

Ich möchte Dr. Torsten Krüger und meiner Mannschaft dafür danken, dass sie mich so weit gebracht haben. Natürlich möchte ich mich auch bei meiner Freundin bedanken! Sie hat es mir ermöglicht, so viel Zeit in dieses Hobby zu stecken. Zuletzt möchte ich mich auch noch bei meinen Eltern, vor allem bei meinem Vater für die Unterstützung bedanken. Mit 16 durfte ich schon meinen Jugendjagdschein machen. Der Titel wäre ohne ihn gar nicht möglich gewesen.

 

Der schwarz-grüne Versuch, über die Landesjagdverordnung Einfluss auf das hessische Jagdgesetz zu nehmen, ist Klientel-Politik und mindestens auch Bruch des Koalitionsvertrages. Mehr aber noch: es ist eine Absage an Artenschutz und Artenvielfalt. Das sieht auch das DJV-Präsidium, das die Hessen-Demo finanziell und personell unterstützt. 

Der Deutsche Jagdverband (DJV) wird den Landesjagdverband Hessen in Vorbereitung der Demonstration gegen die geplante Landesjagdverordnung (JVO) am 26. September in Wiesbaden finanziell und personell unterstützen. Das hat das DJV-Präsidium heute in Berlin beschlossen. "Mit der geplanten Landesjagdverordnung soll das Jagdgesetz am Parlament vorbei ausgehöhlt werden. Dabei sieht der schwarz-grüne Koalitionsvertrag sogar eindeutig vor, dass 'das Hessische Jagdgesetz in seiner derzeitigen Fassung Bestand' haben soll", sagte LJV-Präsident Dr. Jürgen Ellenberger. Zudem halte der Koalitionsvertrag eindeutig fest, 'dass der Jagdschutz auf bestandsbedrohte Tierarten ausgeweitet wird'. Mit der geplanten JVO sei eben dies nicht der Fall, da sie vorsieht räuberische Arten wie Fuchs, Elstern und Rabenkrähen weniger intensiv zu bejagen. Dies benachteilige sogar bestandsbedrohte Arten massiv.

Auch DJV-Präsident Hartwig Fischer rief heute erneut alle Jägerinnen und Jäger auf, die hessischen Waidgenossen zu unterstützen. "Die Verordnung versucht einen vernünftigen und praxiserprobten Artenschutz durch die politische Hintertür zu erschweren und erreicht damit genau das Gegenteil von dem, was im Koalitionsvertrag festgehalten wurde", so Fischer. "Das entspricht nicht dem politischen Auftrag, für den die hessischen Jägerinnen und Jäger bei der letzten Wahl gestimmt haben. Und das zeigen wir auch auf der Straße am 26. September in Wiesbaden."

Die geplante Landesjagdverordnung sieht vor, die Jagdzeit für räuberische Arten wie den Fuchs zu kürzen und für Baummarder, Iltis und Hermelin gänzlich abzuschaffen. Dank der erfolgreichen Tollwutimpfung haben sich jedoch beispielsweise die Bestände des anpassungsfähigen Fuchses in Deutschland in 30 Jahren etwa vervierfacht, in Hessen sogar verfünffacht. Des Weiteren soll die Jagdzeit auf Graugänse abgeschafft werden, und dies obwohl die Folgen eines Gänsejagdverbotes bereits in den Niederlanden ersichtlich sind: 16 Millionen Euro Steuergelder als Wildschadensersatz an Bauern zahlte die Regierung im vergangen Jahr. Zusätzlich wurden dieses Jahr 25.000 Tiere vergast. Die schwarz-grüne Jagdverordnung sieht auch eine drastische Kürzung der Jagdzeit auf Rabenkrähen und Elstern vor. Anstelle von knapp sieben Monaten sollen die Vögel nun nur zweieinhalb Monate bejagt werden dürfen. Dies widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Einfluss dieser Arten auf Singvögel und anderen Tieren der Feldflur sowie dem tatsächlichen Vogelbestand. Zahlreiche Studien belegen, dass Rabenkrähen und Elstern für den Großteil an Verlusten von Gelegen und Jungvögeln bei bedrohten Bodenbrütern verantwortlich sind.

Weitere Informationen

Interview mit Sjef Heezius, Regiomanager und Jurist bei der Königlich Niederländischen Jägervereinigung (KNJV)

Hintergrundpapier Rabenvögel und deren Bejagung

Koalitionsvertrag (S. 18, Zeile 767 ff.): https://www.hessen.de/sites/default/files/media/staatskanzlei/koalitionsvertrag_2013-12-18.pdf

Als selbständige Bauunternehmerin reißt Carmen Wilshusen (40) Häuser ein. In ihrer Freizeit zerlegt sie Tontauben und stanzt Löcher in Schießscheiben. Jetzt hat sie auf den Bundesmeisterschaften im jagdlichen Schießen den Damenrekord pulverisiert und sich auf den zweiten Platz im Gesamtklassement geschoben. Destruktive Ader? - Weit gefehlt. Die Niedersächsin im DJV-Interview.

DJV: Herzlichen Glückwunsch Frau Wilshusen! Mit 341 von 350 Punkten haben Sie beim jagdlichen Schießen nicht nur etwas für uns völlig Unvorstellbares geleistet, Sie sind auch als erste Frau in die Sphären der Männerergebnisse vorgestoßen. Wie fühlt sich das an?

Wilshusen: Super! Ich habe es noch gar nicht realisiert und es läuft noch wie im Film ab. 341 Punkte sind mehr, als ich mir je vorgestellt habe. Normalerweise liege ich im Schnitt bei unter 300 Punkten über 340 habe ich noch nie geschossen. 

Gab es dafür im Vorfeld Anzeichen?

Das ist eine witzige Geschichte: Ich bin im Juli 40 geworden. Zur Feier waren auch die Freunde aus dem Niedersachsen-Kader eingeladen, die mir aus Styropor eine Dartwand gebastelt hatten, auf die Tauben aus Papier gepinnt waren. Auf der Rückseite der Tauben standen ganz verschiedene Geschenk-Wünsche, wie zum Beispiel „Eis essen in Freiburg / Bremgarten“. Auf einer stand „Groß-Gold-Sonderstufe III in Freiburg / Bremgarten“. Und auf einmal ist das auch wahr geworden.  

Ihre Leistung stand bis zum Schluss ganz oben, dann ist Christian Beitsch als einziger Mann vorbei gezogen. Wie war das?

Mir war nicht bewusst, dass die Latte so hoch war. Unser LJN-Geschäftsführer meinte zu mir ‚Mensch, die Jungs fangen das Zittern an, Mädchen‘, aber in Niedersachsen haben wir Top-Schützen und die Elite in der offenen Klasse kam ja erst noch. Für Christian habe ich mich total gefreut. Er ist wie Claus Schäfer, der Drittplatzierte, auch im Bundeskader und wir kennen uns schon lange.

Mit Ihrer Leistung haben Sie gezeigt, dass Frauen bei einem Konzentrationssport wie dem Schießen gleiche Leistungen wie Männer bringen können. Was machen dann aber Frauen so anders? Im Ergebnisdurchschnitt liegen diese ja doch immer zwanzig bis dreißig Punkte hinter den Männern.

So weit ist das nicht, aber ich glaube tatsächlich, dass Frauen zu viel denken. Männer können abschalten. Frauen überlegen noch, was sie heute einkaufen oder morgen kochen. Männer halten drauf, schießen, zack, fertig.

Und wie haben Sie’s gemacht?

Ich bin ganz locker ran gegangen und habe mir eben nicht gesagt: ‚Jetzt will ich Deutscher Meister werden‘. Dieses Jahr hab ich gedacht ‚mal über 300 Punkte schießen, wäre nett‘.

Das ist ziemlich tief gestapelt.

Dann kam der Taubendurchgang mit voller Punktzahl, aber selbst dann war das Endergebnis noch unwahrscheinlich. Ich wusste dennoch, mit der einen oder anderen Fahrkarte wäre ich bei 320, das heißt Groß-Gold-Sonderstufe 1. Das war schon aufregend.

Sie haben das Fundament für Gold in der Mannschaftswertung gelegt, wie war da die Stimmung?

Mit den Tauben waren wir zufrieden und die Möglichkeit auf eine Platzierung war da. Deshalb wuchs auch die Anspannung bei der Kugel. Unser Trainer hat gesagt, wir sollen ruhig bleiben.

Ist Ihnen das geglückt?

Ich schieße immer an zweiter Stelle und schaue zwischendurch nicht auf den Monitor, der mir anzeigt, wie ich geschossen habe. Nach dem letzten Schuss, haben mir meine Mädels schon gesagt, dass ich Sonderstufe 3 geschossen habe und wir lagen uns in den Armen. Dann kamen die Freudentränen. So etwas ist einmalig.

Was braucht man für einen solchen Mannschaftserfolg?

Man braucht ein gutes Klima. Im Niedersachsenkader ist kein Zickenkrieg, das sind echte Freundschaften. Wenn eine mal einen schlechten Tag hat, dann kriegt die gleich Wind von vorn, aber wir nehmen das nicht krum. Wer Erfolg haben will, braucht Harmonie im Team. Mit Neidern in der Rotte geht das nicht.

Wie häufig trainieren Sie?

Ich trainiere meistens zwei Mal in der Woche, drei Mal schaffe ich nicht immer. Ich habe aber auch kein anderes Hobby.

Was sagt Ihr Mann dazu?

Der sagt: „Du bist wahnsinnig!“, aber er steht 100 Prozent hinter mir und hat sich für mich sehr gefreut. Ohne Rückhalt in der Familie wäre das auch gar nicht möglich und in meiner Familie fließt jede Menge Jägerblut: Mein Vater schießt jagdlich, mein Opa war Jäger. Irgendwo muss der Vogel ja her kommen.

Schaffen Sie’s dann noch zur Jagd?

Leider eher selten. Es geht am ersten Mai zur Bockjagd, aber das war’s dann meistens auch schon.

Was machen Sie, wenn Sie nicht auf dem Schießstand sind?

Ich bin selbständig in der Tiefbaubranche, reiße Häuser ab, schachte aus.

Womit schießen Sie?

Meine Flinte ist eine Beretta 682 Gold. Die Büchse ist eine Repetierbüchse Mark Ganske (Waffenschmied aus der Lüneburger Heide) in Kaliber .222 Rem., die Mark I heißt. Da passt alles. Ich schieße .222 Rem., weil die .22 Hornet immer etwas windanfällig ist. Wenn dann im Wettkampf mal Wind ist, dann fängt man mit dem Rechnen an und hat wieder keinen freien Kopf.

Wie gelingt es Ihnen den Kopf frei zu machen?

Man muss die Nerven im Auto lassen. Es muss einem egal sein, was morgen oder übermorgen ist. Beim Schießen zählt das Schießen. Alle anderen Gedanken nützen nichts.

Haben Sie Ziele für 2016?

Mein Ziel habe ich unerwartet am Donnerstag erreicht. Das hatte ich noch nicht mal geträumt. Sonst: gut abschneiden und vielleicht auf den Europameisterschaften nicht Letzte werden. Außerdem weiterhin ein gutes Miteinander mit den Mitschützen.

Haben Sie noch etwas, was Sie loswerden wollen?

Ich möchte Erwin Eichel für die tolle Betreuung danken und Mark Ganske, der mir seit 2010 auch Schießunterricht gegeben hat. Ein ganz herzlicher Dank geht auch an meinen Niedersachsen-Kader.

Im Namen von rund 245.000 Jägern distanzieren wir uns von Jägern, die den Abschuss von Wölfen gutheißen. Die illegale Tötung ist eine Straftat und nicht tolerierbar. Der Wolf ist Teil der heimischen Artenvielfalt, seine Rückkehr hat allerdings auch Konfliktpotenzial: Zuwachsraten von über 30 Prozent jährlich, teils fehlende Scheu vor Menschen und immer mehr Risse von Nutztieren sind eine Herausforderung. Der DJV geht bei der Suche nach Lösungen den wissensbasierten Weg, ein schlichtes „Willkommen Wolf“ reicht hier nicht.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) nimmt Stellung zur Sendung "Die Angst vor den Wölfen", die von der ARD heute ausgestrahlt wird (http://daserste.ndr.de/beckmann/videos/Die-Angst-vor-den-Woelfen-wie-viel-Wildnis-vertragen-wir,beckmann696.html). Der Dachverband der Jäger begrüßt es, dass ein so wichtiges Thema wie der künftige Umgang mit Wölfen ausführlich behandelt wird. Der Wolf ist Teil der heimischen Artenvielfalt, dessen Rückkehr mit Augenmaß begleitet werden muss: Wölfe haben derzeit in Deutschland Zuwachsraten von über 30 Prozent jährlich, einige Individuen nähern sich dem Menschen ohne Scheu, die Risse von Nutztieren nehmen zu. Im Umgang mit dem Wolf und dem Konfliktpotenzial, das seine rasante Ausbreitung mit sich bringt, geht der DJV den wissensbasierten Weg. Leider äußern sich im Beitrag von Reinhold Beckmann Jäger, die behaupten, „viele“ oder „die Mehrheit“ der Jäger würden den Abschuss von Wölfen gut heißen. Der DJV und die Landesjagdverbände distanzieren sich im Namen von knapp 245.000 Jägern klar von schwarzen Schafen, die Verstöße gegen das Naturschutzgesetz als Kavaliersdelikt abtun. Die illegale Tötung eines Wolfes ist eine Straftat und nicht tolerierbar.

Der DJV und die meisten Landesjagdverbände sind anerkannte Naturschutzvereinigungen. Zu ihren Aufgaben gehört es seit mehr als zehn Jahren Aufklärungsarbeit über den Wolf innerhalb der Jägerschaft und in der Bevölkerung zu betreiben. Jäger beteiligen sich aktiv am Wolfsmonitoring, mehrere hundert Jäger haben sich zwischenzeitlich bundesweit zum Wolfsbeauftragten schulen lassen. Sie sind vor Ort Ansprechpartner für die Bevölkerung, sorgen mit Fotofallen für Wolfsnachweise und helfen Nutztierhaltern bei der Schadensaufnahme. Das Management von Großraubwild muss die Balance zwischen den Verpflichtungen des Naturschutzes und der Akzeptanz in der Bevölkerung finden.

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