Die Kompetenzgruppe Schwarzwildgatter feiert zehnjähriges Bestehen.

Die Kompetenzgruppe Schwarzwildgatter feiert zehnjähriges Bestehen. Gegründet hat sich das Expertengremium in Brandenburg. Inzwischen gibt es bundesweit 16 Gatter in acht Bundesländern für die Ausbildung von Jagdhunden zur Wildschweinjagd. Knapp 22.000 Hunde haben die Ausbildung zum Wildschweinjäger bereits absolviert. "Die Hunde müssen lernen, Wildschweine schnell aufzufinden, sie aus dem Gestrüpp zu treiben und dennoch einen respektablen Abstand einzuhalten", sagt Prof. Dr. Wunderlich, Vorsitzender der Kompetenzgruppe Schwarzwildgatter. Oberstes Ziel der Ausbildung sei es, eine tierschutzgerechte Wildschweinjagd zu gewährleisten. Der Deutsche Jagdverband begrüßt die praxisnahe und kompetente Jagdhundeausbildung in den Gattern.

Ähnlich einem Freigehege leben in den Gattern zahme, von Hand aufgezogene Wildschweine. Großzügiger Auslauf, Ruhezonen und viel naturnahe Vegetation sind Grundlage einer artgerechten Haltung. Gattermeister vor Ort bestimmen den Übungfsablauf  und achten auf eine möglichst stressfreie Ausbildung. So darf beispielsweise nur ein Hund für maximal 15 Minuten pro Praxiseinheit zu den handzahmen Wildschweinen  ins Gatter. Untersuchungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben gezeigt, dass die Stresswerte im Speichel der eingesetzten Wildschweine vor und nach einer Übungen nicht signifikant abweichen.

Gut ausgebildete Jagdhunde werden immer wichtiger für die Jagd auf Wildschweine, insbesondere bei sogenannten Bewegungsjagden im Winterhalbjahr: Jährlich wächst deren Bestand um bis zu 300 Prozent. Sie profitieren europaweit von den immer milderen Wintern und dem vermehrten Anbau von Energiepflanzen wie Mais und Raps. Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen, in städtischen Vorgärten oder in Naturschutzgebieten sind die Folge. 

Jäger stellen Strafanzeige gegen selbsternannte Waschbärschützer

„Vortäuschung einer Straftat“ und Irreführung von Polizei und Öffentlichkeit werfen Jäger zwei selbsternannten „Waschbärschützern“ aus Hessen vor. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat deshalb gegen Dr. Francesco Dati (Marburg) und Harald Roth (Herbstein), Betreiber eines Waschbär-Geheges, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Gießen erstattet. Die beiden Beschuldigten hätten der Polizei und der Öffentlichkeit den Fang von zwei Waschbären und deren „grausame Tötung“ vorgetäuscht, so der Wortlaut in der Strafanzeige.

Roth und Dr. Dati hatten im April 2015 bundesweit in Medien mit der Darstellung Aufsehen erregt, dass Unbekannte in der Nacht zum Ostersamstag in einen umzäunten Schlosspark bei Lauterbach eingedrungen seien und dort in Drahtgitterfallen zwei Waschbären gefangen hätten. Die beiden Muttertiere seien dann mit einem Hammer beziehungsweise mit einer Nagellatte durch Schläge in den Kopf „bestialisch getötet worden“. Ein Waschbär sei „nach Jägerart“ in Streifen geschnitten worden, um einen Osterbraten zu gewinnen. Beide Weibchen hätten hilflose Junge hinterlassen. Als Beweis präsentierte Schlossbesitzer Roth den Medien fünf Jungtiere, die er angeblich im Schlosspark gefunden hatte. Roth hatte den angeblichen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bei der Lauterbacher Polizei angezeigt, Dr. Dati erstattete bei der Jagdbehörde des Vogelsbergkreises Anzeige wegen eines Vergehens gegen das Jagdgesetz.

Jäger haben Ungereimtheiten entdeckt, als sie die ausführliche Schilderung des „Tathergangs“ durch Dr. Dati und Roth im Internet und der lokalen Presse näher unter die Lupe genommen haben. Außerdem wurde der Kadaver des angeblich in Streifen geschnittenen Waschbären auf Drängen der Jäger später von der Polizei sichergestellt und vom Hessischen Landeslabor in Gießen veterinärmedizinisch untersucht worden. „Die von Dr. Dati im Internet veröffentlichten Fotos und die Aussagen von Roth und Dati zum Tathergang weisen eklatante Widersprüche auf“, erklärte DJV-Präsidiumsmitglied Ralph Müller-Schallenberg. Bei dem laut Roth angeblich frisch getöteten und „fachmännisch in Streifen geschnittenen Waschbären“ handelt es sich nach Auskunft des Hessischen Landeslabors um einen schon in hochgradige Fäulnis übergegangenen alten Waschbär-Kadaver, der nach dem Verenden von Aasfressern wie Füchsen angefressen wurde. Zudem will Roth laut Aussage bei der Polizei am Schädelknochen festgestellt haben, dass genau dieses Tier mit einem Hammer erschlagen worden sei. Die Veterinärmediziner konnten allerdings keine Schädelfraktur feststellen. Das Landeslabor konnte zwar laut Obduktionsbericht an dem verwesten Kadaver die genaue Todesursache und den Todeszeitpunkt nicht mehr ermitteln, wies aber stattdessen das tödliche Staupe-Virus nach. Deshalb spreche laut Müller-Schallenberg alles dafür, dass der Waschbär an Staupe verendet und Wochen später als angebliches Beweismittel präsentiert worden sei. Dr. Dati behauptet zudem im Internet, dass eben dieses Tier „beim panisch-verzweifelten Versuch, sich zu befreien, tiefe Verletzungen an den Vorderpfoten davontrug“. Das Foto des Waschbärkadavers aus dem Landeslabor beweise aber, dass dem Tier beide Vorderläufe- und -pfoten gänzlich fehlen, so der DJV. Offensichtlich haben Wildtiere daran gefressen, wie auch der Bericht des Landeslabors bestätigt. Ferner weist auch der zweite - auf dem angeblichen Beweisfoto völlig unversehrte Waschbär - keinerlei Abschürfungen an den Pfoten auf, obwohl Dati und Roth dies mehrfach behaupteten, um dessen Fang in einer Drahtgitterfalle zu beweisen. Der zweite Waschbär konnte von der Polizei nicht aufgefunden und sichergestellt werden, weil Roth ihn neben weiteren Waschbär-Kadavern vergraben haben will und sich an die „Grabstelle“ angeblich nicht mehr erinnern konnte.

Francesco Dati gehört den Vereinen „TierfreundLich“ (mit Sitz in Lich, Hessen) und „Wildtierschutz Deutschland“ (Gau-Algesheim, Rheinland-Pfalz) an und bezeichnet sich in der Presse selbst als „Waschbärschützer“. Harald Roth betreibt nach eigenen Angaben für „TierfreundLich“ eine „Waschbär-Auffangstation“. Beide sind erklärte Gegner der Fangjagd und lehnen die Jagd auf Waschbären vehement ab. Derzeit wird der Entwurf der neuen hessischen Jagdverordnung diskutiert, die auch Vorschriften zur Fangjagd enthält.

Auch im Herbst erkranken immer wieder Menschen an der gefährlichen Zeckenkrankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Zur Verbreitung und zum Impfschutz hat der Bundesverband für Gesundheitsinformationen und Verbraucherschutz (BGV) eine neue Broschüre herausgegeben. Erhard Hackler, Vorstand des BGV, gibt Hinweise und Tipps im Umgang mit der Zecke.  

Der Gemeine Holzbock ist auch in der nasskalten Jahreszeit aktiv und kann Krankheiten übertragen. "Aktiv werden sie ab 10 Grad, die Zeckensaison dauert daher von Frühjahr bis in den Spätherbst hinein," sagt Erhard Hackler, Geschäftsführer des Bundesverbandes für Gesundheitsinformationen und Verbraucherschutz (BGV). Der Deutsche Jagdverband empfiehlt deshalb, nach dem Waldspaziergang auch jetzt noch auf Zeckenstiche zu achten. Zecken übertragen bis zu 20 verschiedene Krankheiten. Die bekanntesten sind Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Viren übertragen wird. Erkranken können Menschen und Hunde gleichermaßen. Gegen FSME bietet eine Impfung wirksamen Schutz. Diese sollte bereits im Winter erfolgen, um das Immunsystem bis zum Frühjahr fit zu machen. 

Der Deutsche Jagdverband befragte Erhard Hackler worauf beim Umgang mit Zeckenstichen zu achten ist.

DJV: In Ihrer Informationsbroschüre greifen Sie das Thema "Impfschutz gegen die Zeckenkrankheit FSME" auf. Ist das Erkrankungsrisiko in Deutschland tatsächlich so hoch?

Hackler: Erhard Hackler, Vorstand des BGV in BonnDas Erkrankungsrisiko ist regional sehr unterschiedlich. Da die Erkrankung meldepflichtig ist, lässt sich feststellen, wo das Infektionsrisiko besonders hoch ist. Insgesamt werden aktuell 145 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen; ein Kreis wird als Risikogebiet definiert, wenn in einem Fünfjahreszeitraum in dem Kreis oder in der Kreisregion mehr als ein Fall pro 100.000 Einwohner aufgetreten ist. Vereinzelt tritt die Erkrankung aber auch in anderen Gebieten in ganz Deutschland auf. (Robert-Koch-Institut, Stand Mai 2015).

 

In Welchen Regionen sind Menschen besonders gefährdet? 

Das FSME-Virus ist in Deutschland weitgehend auf Gebiete im Süden des Landes begrenzt. Es kommt vor allem in Bayern, Baden-Württemberg sowie in einzelnen Landkreisen von Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen und Thüringen vor. Vereinzelt wurden auch Fälle in anderen Regionen gemeldet. Je nach Region sind 0,1 bis 5 Prozent der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert, in einzelnen Landkreisen vor allem im Südosten Deutschlands, werden auch höhere Raten gefunden. Eine interaktive Karte ermöglicht es, sich über das Risiko für jeden einzelnen Kreis in Deutschland zu informieren. 

Gerade Jäger halten sich mit ihren Jagdhunden viel in Wald und Feld auf. Wann ist die Gefahr am größten von einer Zecke gestochen zu werden?

Zecken mögen es feucht und warm. Sie fühlen sich an allen schattigen Plätzen im Grünen wohl, zum Beispiel an Waldrändern, in Lichtungen, Uferzonen von Bachläufen oder Seen, Wiesen und Sträuchern. Sie sitzen meist in Bodennähe, kommen aber auch auf Pflanzen und Büschen in einer Höhe von anderthalb Metern vor. Aktiv werden sie ab 10 Grad Celcius, die Zeckensaison dauert daher von Frühjahr bis in den Spätherbst hinein.

Welche Krankheiten überträgt die Zecke auf den Menschen, welche auf den Hund?

Zecken übertragen bis zu 20 verschiedene Krankheiten. Die bekanntesten sind die Borreliose, eine bakterielle Erkrankung, die mit Antibiotika behandelt werden kann, und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Viren übertragen wird. Beide Erkrankungen kommen auch beim Hund vor. Nähere Informationen zu Erkrankungen beim Hund gibt es zum Beispiel beim Tierarzt.

Bei der Entfernung von Zecken gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche ist die beste?

Das Risiko, durch einen Zeckenstich infiziert zu werden, ist umso geringer, je schneller sie entfernt wird. Am besten verwendet man dazu ein spezielles Entfernungsinstrument, wie etwa eine Zeckenkarte, -zange oder ein -lasso. Die Zecke sollte im Kopfbereich so nah wie möglich an der Haut gegriffen und je nach Instrument durch leichtes Drehen oder Hebeln vorsichtig und möglichst senkrecht herauszogen werden. Wichtig ist es, den Holzbock nicht zu quetschen, da so infizierter Speichel oder Darminhalt schneller übertragen wird. Auf keinen Fall sollte die Zecke mit Öl, Klebstoff oder Nagellack bedeckt werden, weil sie auch dann noch vermehrt Krankheitserreger freisetzen könnte. Nach dem Entfernen muss die Wunde desinfiziert werden. Wer Krankheitssymptome bemerkt, wie zum Beispiel Kopfweh, Fieber oder Muskelschmerzen, sollte einen Arzt aufsuchen.

Wie können wir uns schützen?

Wenn es sich nicht vermeiden lässt, durch hohes Gras oder Unterholz zu streifen, sind lange Kleidung und feste Schuhe ein wichtiger Schutz. Sinnvoll ist es, regelmäßig nachzusehen, ob auf der Kleidung eine Zecke krabbelt. Auf heller Kleidung sind Zecken leichter zu sehen als auf dunkler. Insektenabweisende Mittel schützen zusätzlich. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden. Besonders gern setzen sie sich dort fest, wo die Haut dünn und feucht ist, etwa in den Kniekehlen, an den Achseln, hinter den Ohren und im Leistenbereich. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen lässt es sich nie ganz ausschließen, dass eine Zecke durch eine Lücke in der Kleidung auf den Körper gelangt. Die wichtigste Präventionsmaßnahme zum Schutz vor der FSME ist daher die Impfung. Sie wird für alle Personen empfohlen, die in einem FSME-Risikogebiet leben oder sich dort aufhalten. Die Grundimmunisierung wird am besten in den Wintermonaten durchgeführt. Wer sich auf die Schnelle noch für den Rest der Zeckensaison schützen möchte, kann auch eine Schnellimpfung in Anspruch nehmen.

Wie verläuft die Erkrankung?

Von den Menschen, die von einem FSME-Virus infiziert worden sind, erkrankt ungefähr jeder Dritte, mancher davon schwer. Tendenziell verläuft die Erkrankung bei älteren Menschen schwerer als bei jungen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung verläuft in zwei Stadien. Im ersten Stadium spürt der Betroffene unspezifische Symptome, ähnlich wie bei einer Grippe. Viele werten Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen als grippalen Infekt und merken gar nicht, dass eine FSME-Infektion die Ursache ist. Viele Patienten haben die Erkrankung nach ein bis zwei Wochen überstanden. Bei anderen steigt das Fieber nach einer beschwerdefreien Phase von etwa einer Woche plötzlich wieder an. Dann hat die Erkrankung das zweite Stadium erreicht; das Virus hat das zentrale Nervensystem befallen. Bei etwa der Hälfte der Patienten entzünden nur die Hirnhäute (Meningitis), bei etwa 40 Prozent befällt das Virus auch das Gehirn (Enzephalitis); in etwa 10 Prozent der Fälle ist außerdem das Rückenmark beteiligt  (Meningoenzephalomyelitis).

weiterführende Links:

Informationen für Tierhalter auf www.parasitenfrei.de

interaktive Deutschlandkarte mit FSME-Risikogebieten

Die Broschüre steht zum Download auf dieser Seite oder kann kostenlos per E-Mail bestellt werden: hackler@bgv-info-gesundheit.de


Infobox:

Wiederkäuer haben positiven Einfluss auf Borreliose-Zecken:

Manche Wirte der Zecke, wie Nagetiere oder Vögel, sind bekannt als Reservoir für die Erreger der Lyme-Borreliose. Saugt die Zecke als Larve oder Nymphe an einem infizierten Wirt, dann nimmt sie Borrelien auf und kann sie im nächsten Stadium auf den Menschen übertragen – auch nach einer weiteren Häutung zum Zeckenweibchen. Untersuchungen zeigten, dass Zecken ihre gefährliche Fracht nicht an Wiederkäuer weitergeben können. Das gilt sowohl für Nutztiere wie Ziegen, Schafe und Rinder, als auch für Reh-, Rot-, Dam- und Muffelwild. Und besser noch: Infizierte Zecken, die an Wiederkäuern saugen, verlieren die Lyme-Borrelien während der Blutmahlzeit. Sie saugen sich voll, fallen vom Wirt ab, entwickeln sich zum nächsten Stadium und sind nicht mehr infektiös. Wiederkäuer werden deshalb als zooprophylaktisch bezeichnet. Welche Substanz im Blut der Wiederkäuer während der Blutmahlzeit für diesen Effekt sorgt und die Lyme-Borrelien in der Zecke auslöscht, ist bisher unbekannt. Grundsätzlich gilt: In Gebieten, in denen viele Wiederkäuer leben, stecken sich die Zecken also weniger häufig an. Die Wahrscheinlichkeit, dort einer infizierten Zecke zu begegnen, ist geringer.


 

 

Zahlreiche Zuschauer verfolgten gestern die Auswilderung eines Seeadlers in der Nossentiner Heide.

Jäger des Aquila e.V. entließen gestern einen Seeadler in sein Revier in der Nossentiner Heide. Förster fanden den Greifvogel im Juli 2015 mit gebrochenem Flügel. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat die Aktion begleitet.

Die Voliere des Greifvogel-Schutzvereins ist die einzige in ganz Deutschland, die für Seeadler mit bis zu zweieinhalb Meter Spannweite geeignet ist. "Die Rettung war nur möglich, weil der Adler bei uns gemeldet und kompetent in der Uniklinik Berlin behandelt wurde", sagt Karsten Matschei, Vorstandsvorsitzender Aquila e.V. Je ein Drittel aller verletzt oder tot aufgefunden Seeadler in Deutschland kam durch Windkraftanlagen oder Verkehr zu Schaden. Ein weiteres Drittel wies eine Bleivergiftung auf. Verletzte oder tote Greifvögel sollten unbedingt gemeldet und deren Ringe eingeschickt werden. Diese enthalten Informationen über Herkunft und Alter der Tiere.

Im Großraum Berlin und Brandenburg gibt es derzeit etwa 120 Seeadler-Brutpaare. 2009 wurde der Seeadler von der Roten Liste der bedrohten Arten genommen, da sich der Bestand positiv entwickelt hat. Derzeit gibt es etwa 600 Brutpaare in ganz Deutschland.

Der DJV sprach mit Karsten Matschei über die Auswilderungaktion in der Nossentiner Heide.

DJV: Woher kommt das Engagement für die Greifvögel?

Matschei: Als gelerntKarsten Matscheier Zootierpfleger habe ich seit 1983 intensiv mit Tieren zu tun. Insbesondere Greifvögel haben mich schon immer interessiert. 2011 habe ich während meiner Tätigkeit als Ranger bei dem Forstgut Johannismühle den Jagdschein gemacht. Die Jagd hilft mir dabei, das komplexe Gefüge unserer heimischen Flora und Faune besser zu verstehen. Ebenfalls als Ranger bei der Sielmann-Stiftung tätig, setzte ich mich anschließend aktiv für den Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ein. Seit April 2015 bin ich Vorstandsvorsitzender des Aquila e.V. und helfe verunfallten Greifvögeln, wie dem Seeadler.

Welche Vorgeschichte hat der Seeadler, der jetzt ausgewildert wird?

Gefunden wurde der Seeadler von einem Förster in der Nossentiner Heide mit einem gebrochenen Flügel. Ein absoluter Zufallsfund. Anschließend brachten wir den Greifvogel zu Kerstin Müller in die Freie Universitätsklinik Berlin, eine Expertin für Greifvögel. Nach einer Computertomographie und der anschließenden Diagnose, blieb der Adler weitere sechs Wochen zur Beobachtung in der Klinik. Die Auswilderung haben wir dann in der Greifvogelstation Himmelpfort vorbereitet.

Was ist bei der Haltung der Seeadler zu beachten?

Wichtig für eine Auswilderung ist ausreichend Platz und viel Ruhe. Deshalb benötigt die Anlage einen seitlichen Sichtschutz. Wenig Kontakt ist dabei von besonderer Bedeutung. Die Vögel dürfen ihre natürliche Scheu vor dem Menschen nicht verlieren. In Deutschland gibt es keine vergleichbaren Anlagen, die genügend Raum für einen Greifvogel dieser Größe bieten.

Was ist bei der Auswilderung zu beachten?

Der Greifvogel muss unbedingt dort ausgewildert werden, wo er gefunden wurde. Weitere Vorbereitungen sind nicht notwendig. Das Anlegen von Kunsthorsten, macht nur bei nicht-horstbauenden Greifvögeln, wie Wanderfalken, Sinn. Ansonsten benötigt der Seeadler nur seine heimatlichen Gefilde. Hier kennt er Nist- und Futterplätze.

Wird die weitere Entwicklung des Seeadlers überwacht?

Die Greifvögel bekommen von uns einen Ablesering, um sie später wieder identifizieren zu können. Ehrenamtliche Horstbetreuer und Förster beobachten regelmäßig das Gebiet der Auswilderung und dokumentieren ihre Beobachtungen. Verschlechtert sich der Zustand der Vögel erneut, können wir zeitnah eingreifen. Im Frühjahr werden zudem die Jungvögel beringt. Dies geschieht bei den Arten Uhu, Seeadler, Fischadler, Wanderfalke, Milan und Baumfalke im Raum Brandenburg.

Was sind die häufigsten Unfall-Ursachen bei Greifvögeln?

Ein Drittel aller Unfälle werden durch Windkraftanlagen verursacht. Hierbei sind besonders Milane, Schrei- und Seeadler aber auch Fledermäuse betroffen. Ein Drittel aller gefunden Greifvögel hat eine Bleivergiftung. Ein weiteres Drittel aller verletzt oder tot aufgefunden Seeadler verunglücken an Bahnstrecken und Straßen. Die Seeadler erspähen verunfallte Beutetiere an den Verkehrstrassen und werden dann selbst von, beispielsweise, vorbeifahrenden Zügen verletzt. Wenn uns ein verletzter oder toter Greifvogel gebracht wird, versuchen wir am Fundort die Ursache für die Verletzung zu finden.

Was gilt es zu beachten, wenn man einen verletzten Greifvogel auffindet?

Nicht eigenmächtig handeln. Finder sollten den zuständigen Förster kontaktieren. Nur eine schnelle und professionelle Versorgung kann das Leben der Greifvögel retten. Wir sind unter folgender Nummer erreichbar: Festnetz: 033089/41204, Mobil: 0171/7533873 oder kontaktieren Sie die Untere Naturschutzbehörde des zuständigen Landkreises.

Wie viele gefundene Seeadler können wieder ausgewildert werden?

Von etwa 16 Seeadlern schaffen es nur fünf zurück in die Natur. Jedoch wird nur eine geringe Zahl verunfallter Vögel gefunden. Das sind echte Zufallstreffer. Oftmals sind Fuchs, Marder und Co. vor uns am Unfallort.

Wie finanziert sich die Greifvogelstation?

Die Station finanziert sich durch das Land Brandenburg und durch Spenden aus der Bevölkerung. Die Kosten für die Untersuchung und Computertomographie werden von der Universitätsklinik Berlin getragen. Die Fahrtkosten zu den Revieren, zur Auswilderung und Beobachtung übernehmen wir selbst. Das ist unser persönlicher Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt.

Der Föderverein Großtrappenschutz e.V. betreibt seit etwa 25 Jahren Großtrappenschutz in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Der DJV sprach mit Diplom-Biologe und Geschäftsführer Henrik Watzke über die Herausforderungen seiner Arbeit, bei der er die seltenen Vögel von Hand aufzieht und mithilfe spezieller Volieren auswildert.

Der Föderverein Großtrappenschutz e.V. betreibt seit etwa 25 Jahren Großtrappenschutz in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. In den drei Siedlungsgebieten Havelländisches Luch, Belziger Landschaftswiesen und Fiener Bruch werden die seltenen Vögel von Hand aufgezogen und mithilfe spezieller Volieren ausgewildert. Im Jahr 1940 lebten noch 4100 Großtrappen in Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Heute gibt es die Großtrappe mit knapp 200 Exemplaren nur noch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Um den Bestand zu unterstützen, werden jährlich Jungtrappen aus der künstlichen Aufzucht ausgewildert. Henrik Watzke ist Diplom-Biologe und Geschäftsführer des Fördervereins. Der DJV sprach mit ihm über die Herausforderungen seiner Arbeit angesichts ausbleibender EU- und Länderförderungen.

DJV: Wie viele Jungtrappen wurden dieses Jahr in welchem Gebiet ausgewildert und ist diese finanziell und personell aufwändige Maßnahme dauerhaft nötig?

Henrik Watzke: In diesem Jahr werden in den Belziger Landschaftswiesen (Brandenburg) und im sachsen-anhaltinischen Teil des Fiener Bruchs jeweils 20 junge Großtrappen ausgewildert. Die Auswilderung befindet sich aktuell in der finalen Phase, der Integration der Jungtrappen in den Wildbestand. Der Erfolg der Auswilderung beginnt schon bei der Bergung gefährdeter Gelege (Bedrohung durch Landwirtschaft oder durch Rabenvögel, Anm. d. Red.). Die Eier müssen sorgfältig transportiert und schnell in die Brutapparate der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg gebracht werden. Nach dem Schlupf erfolgt die Betreuung der Küken bis mindestens zur achten Lebenswoche in der Vogelschutzwarte. Spätestens im Alter von zehn Wochen kommen die Jungtrappen in die Auswilderung. Während der Auswilderung werden die Jungtrappen noch einmal etwa drei Monate betreut. Dieser enorme finanzielle und vor allem personelle Aufwand wird noch solange nötig sein, bis sich die drei letzten Reproduktionsgruppen Deutschlands durch einen eigenen natürlichen Nachwuchs stabil entwickeln.

GroßtrappenschutzSeit 2012 ist ein Bestandsanstieg in allen drei Siedlungsgebieten zu beobachten. Wie erklärt sich diese positive Entwicklung?

Hauptursache für den Bestandsanstieg ist die Auswilderung von handaufgezogenen Jungtrappen. Bei der Bebrütung der Eier und bei der Aufzucht der Jungvögel haben wir in den letzten Jahren viel dazugelernt. Sie sind jetzt deutlich fitter und werden während der Auswilderung in speziellen Volieren besser vor nächtlichen Störungen und Fressfeinden geschützt. Die Überlebensraten der Auswilderungsvögel bis zum nächsten Frühjahr liegen seit 2011 bei 60 bis über 70 Prozent.

Durch den Bestandsanstieg werden auch immer mehr Brutversuche registriert. Leider werden die Küken meist nur innerhalb spezieller Schutzzäune flügge. In den letzten beiden Jahren waren es schon jeweils 20 wilde Jungvögel, in diesem Jahr sogar mindestens 42. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt und Großtrappenhennen vielleicht sogar außerhalb der Schutzzäune erfolgreich brüten, wird die Bedeutung der Bestandsstabilisierung durch von Hand aufgezogenen Jungtrappen immer mehr abnehmen.

Die Großtrappe ist im Katalog jagdbarer Arten mit ganzjähriger Schonzeit gelistet. Welche Vor-  oder Nachteile bietet diese Einordnung?

Ich sehe einen großen Vorteil: Das ist die Hegeverpflichtung, Jäger sind also verpflichtet den Lebensraum zu verbessern. Hier können wir die Jäger und die Jagdbehörden bei der Ehre packen. Bestimmte Projekte wie zum Beispiel das Prädationsmanagement (Schutzzäune, Bejagung der Fressfeinde,  Bergen von Gelegen, die von Rabenvögeln bedroht sind, Anm. d. Red.) wären ohne Jäger kaum möglich. Die Bergung von Gelegen oder toter Großtrappen (zur Untersuchung der Todesursache, Anm. d. Red.) darf natürlich nur mit Einverständnis des Jagdpächters erfolgen. Das ist manchmal ein Aufwand, auf den wir gerne verzichten würden.

In vielen Artenschutzprojekten ist neben der Lebensraumgestaltung die Bejagung von Fressfeinden ein weiteres wichtiges Element des Schutzkonzeptes. Welche Strategie verfolgt der Förderverein für den Großtrappenschutz?

Das Prädationsmanagement ist neben der Lebensraumgestaltung ein zentrales Thema im Großtrappenschutz. Das zeigt sich zum Beispiel im größeren Bruterfolg von Hennen, die in geschützten Arealen brüten, die der Fuchs nicht erreicht. Diese dürfen aber nicht das einzige Mittel sein, um einen stabilen Bestand von Bodenbrütern zu erreichen. Hier müssen wir kreativ sein und viel ausprobieren, um Wege zur Vermeidung von Prädation zu finden. Die intensive Bejagung von Raubsäugern im Rahmen eines Wildtiermanagements mit wissenschaftlicher Begleitung und in enger Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern gehört in jedem Fall dazu. Aber auch hier müssen wir weiterdenken, denn das erlegte Raubwild wird bisher nicht genutzt. Die Bejagung sollte aber, wie auch bei anderen jagdbaren Arten, einen wirtschaftlichen Zweck verfolgen, den wir unter anderem bei der Verwertung der Felle sehen.

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass der Trappenschutz im Fiener Bruch aufgrund ausbleibender staatlicher Finanzmittel gefährdet ist. Wie geht es weiter?

Der Großtrappenschutz in Sachsen-Anhalt basierte in den letzten Jahren leider ausschließlich auf ELER-Fördermittel (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums). Das letzte Projekt ist Ende September ausgelaufen, die letzten drei Monate des Jahres werden mit einer Zuwendung des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt (Biodiversität 2015 und Natura 2000) gefördert. Vertröstet wird auf die nächste ELER-Förderung. Wann die Anträge gestellt werden können, ist aber ungewiss. Die Gefahr, dass die Kontinuität des Schutzprojektes abreißt, ist deshalb wieder sehr akut. Dabei wurde in den letzten Jahren viel erreicht. Der Großtrappenbestand, der 2004 nur noch einzelne Hennen aufwies, ist auf über 60 Individuen angewachsen. Es gibt wieder Nachwuchs: In diesem Jahr sind acht Wildküken im Fiener Bruch flügge geworden. Gerade auch in das Prädationsmanagement wurde mit der Bereitstellung vieler Fallen, Fallenmeldern, Betreuern und Aufwandsentschädigungen viel investiert. Die Zusammenarbeit mit Jägern und Landnutzern wird immer intensiver. Letztendlich steht wieder das Überleben der Großtrappe in Sachsen-Anhalt auf dem Spiel. Diese Einsicht, da bin ich mir sicher, gibt es ebenso in den verantwortlichen Behörden Sachsen-Anhalts.

Weitere Informationen zur Großtrappe finden Sie unter: 
www.grosstrappe.de

 

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) geht von einem Verkehrsunfall aus.

Der am 10.10. von Pilzsuchern südlich von Siegadal tot aufgefundene Wolf wurde nicht erschossen. Dies gab nun das das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) bekannt. Laut IZW-Sprecher Steven Seet wies der Wolf Verletzungen auf, die auf einen Verkehrsunfall hindeuten. Ihm zufolge sind die Löcher im Fell, die zunächst für Schusswunden gehalten wurden, vermutlich Bissspuren, die dem Tier von einem Artgenossen beigebracht wurden als es bereits verendet war. „Eine Schussverletzung schließen wir definitiv aus", so Seet.

Der Landesjagdverband Brandenburg e.V. (LJVB) nimmt diese Wendung mit Erleichterung zur Kenntnis. „Wir sind froh, dass der Wolfswelpe nicht durch eine Schusswaffe starb. „Der Fall zeigt, dass es angeraten ist, Untersuchungsergebnisse abzuwarten, und sich nicht mit Vermutungen an die Öffentlichkeit zu wenden“, so Georg Baumann, Geschäftsführer des LJVB.

Kurz zuvor hatte Peta den moralischen Zeigefinger erhoben und verkündet: „Wir gehen davon aus, dass der Täter in lokalen Jägerkreisen zu finden ist.“

Österreichische Wissenschaftler werten Daten aus 12 Ländern und 150 Jahren aus

Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen eindeutig nachzuweisen, dass Wildschweine sogar über Klimazonen hinweg von immer milderen Wintern profitieren.  Diese seien europaweit Hauptursache für den Anstieg der Wildschweinbestände, so die Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien. In kälteren Regionen Europas sei der Einfluss des Klimawandels und der damit milderen Winter auf das Anwachsen der Wildschweinpopulation größer als in wärmeren Regionen, so die Forscher. Selbst überdurchschnittlich kalte Winter, die sporadisch auftauchen, hätten kaum mehr negative Effekte auf die Population. Dies liege nach Angaben der Experten des universitätseigenen Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie an ausreichend vorhandener natürlicher Nahrung durch Bucheckern. Sogenannte Mastjahre mit besonders ergiebiger Samenproduktion hätten seit den 1980er Jahren in ihrer Häufigkeit deutlich zugenommen. Die Wissenschaftler haben für ihre Studie Jagdstatistiken aus 150 Jahren für 69 Regionen aus 12 europäischen Ländern ausgewertet. Ihre Schlussfolgerung: Der Klimawandel beeinflusse die Populationsentwicklung direkt, indem die Flaschenhalsfunktion von kalten Wintern auf Überleben und Reproduktion bei Wildschweinen nahezu gänzlich fehle. Indirekt sorge der Klimawandel darüber hinaus für immer mehr Futter: Buchen produzieren immer häufiger große Mengen energiereicher Samen. Bucheckern aber auch Eicheln sind dann vom Herbst bis zum folgenden Frühjahr verfügbar. Heranwachsende Wildschweine können so selbst harte Winter überleben und erwachsene Tiere können Energiereserven anlegen für die Fortpflanzung, folgern die Forscher.

Wildschweine sind laut Wissenschaftlern anpassungsfähige Generalisten und können deshalb besonders gut vom Klimawandel profitieren - anders als Rehe, die zu den Spezialisten zählen. Weibliche Wildschweine (Bachen) bekommen beispielsweise durchschnittlich 5 Junge pro Wurf, der Zeitpunkt der Geburt ist im Jahresverlauf flexibel mit Schwerpunkt im Frühjahr. Zudem können Wildschweine bei guter Nahrungsgrundlage bereits im Geburtsjahr geschlechtsreif werden und erreichen ein Alter von bis zu 12 Jahren. Zum Vergleich: Rehe gebären nur 1 bis 2 Kitze in einem engen, gleichbleibenden Zeitfenster im späten Frühjahr. Die Geschlechtsreife bei Rehen tritt erst im zweiten Lebensjahr ein.

Anbauflächen Mais und Raps in Deutschland seit 1960 Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat bereits mehrfach auf den Zusammenhang von Klimawandel und Anstieg der Wildschweinpopulation hingewiesen. Europaweit ist das Wildschwein auf dem Vormarsch und besiedelt inzwischen sogar kältere Bergregionen in Österreich und in der Schweiz. Mit Dänemark und Schweden hat der anpassungsfähige Allesfresser auch Nordeuropa erobert. Durch Jagd lässt sich das Anwachsen der Population zwar auf regionaler Ebene effektiv eindämmen, eine weitere Ausbreitung des Wildschweins kann jedoch nicht verhindert werden. Unter anderem deshalb, weil der Mensch die Kulturlandschaft in den vergangenen 30 Jahren massiv umgestaltet hat. So stieg die Anbaufläche von Raps und Mais in diesem Zeitraum um das 26-fache, der Ertrag pro Fläche - und damit die verfügbare Wildschweinnahrung - hat sich auf deutschen Feldern nahezu verdreifacht. Zudem sorgt der derzeit laufende Umbau zu naturnahen Wäldern mit hohem Buchenanteil in den nächsten Jahrzehnten großflächig für weitere Nahrung.

Anlässlich der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) von Russland bis in die Europäische Union fordert der DJV von der Politik weitere Anreize für die Bejagung von Wildschweinen in Deutschland, etwa den Erlass der Gebühren für Trichinenproben bei Frischlingen. Sie sind mit über 50 Prozent an der Reproduktion beteiligt.

 

Zur wissenschaftliche Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

 

Von Oktober bis Januar schallt es 'Halali' durch die Wälder, für Jäger hat die Hauptsaison begonnen. Dabei ist die Sicherheit für Jäger, Treiber und Jagdhunde genauso wichtig wie für Waldbesucher. Der Deutsche Jagdverband (DJV) ruft Naturliebhaber dazu auf, Warnschilder zu beachten.

Im Herbst und frühen Winter finden Bewegungsjagden statt – auch Treib- oder Drückjagden genannt. Rot umrandete Dreiecke mit Aufdrucken wie „Treibjagd“ oder „Vorsicht Jagd“ machen an Straßen sowie Wald- und Feldwegen auf Bewegungsjagden aufmerksam. Der DJV bittet Spaziergänger, Jogger, Reiter und andere Naturfreunde, die Warnschilder zu beachten. Auch Flatterband oder an einer Leine aufgespannte Lappen können auf eine Jagd hindeuten.

Auf Sicherheit im Jagdbetrieb wird in Ausbildung und Praxis allergrößter Wert gelegt. Um Jagdteilnehmer und Unbeteiligte vor Gefahren zu schützen, gelten strenge Regeln. Insbesondere bei Bewegungsjagden müssen sich alle an der Jagd unmittelbar Beteiligten durch signalfarbene Kleidung deutlich von der Umgebung abheben. Das Jagdgebiet ist für Erholungssuchende in der Regel deutlich gekennzeichnet, und das Schussfeld für jeden einzelnen Schützen ist genau festgelegt. Hochsitze und erhöhte Stände sorgen dafür, dass Schüsse in Richtung Boden abgegeben werden. Die Erde dient also als natürlicher Kugelfang.

Bei Bewegungsjagden ziehen zahlreiche Treiber und Hunde langsam durch den Wald. Durch die dabei entstehende Unruhe werden Rehe, Wildschweine und Co. auf die „Beine“ gebracht und ohne Hast in Richtung der Schützen „gedrückt“. So haben die Jägerinnen und Jäger die Möglichkeit, Alter, Geschlecht und Konstitution der Wildtiere besser zu erkennen und einen Schuss sicher zu platzieren.

Mit den Bewegungsjagden erfüllen Jägerinnen und Jäger einen Großteil der staatlichen Abschusspläne und produzieren dabei Wildfleisch, ein hochwertiges Nahrungsmittel aus nachhaltiger Nutzung. Ohne Bejagung würden sich beispielsweise Pflanzenfresser wie Reh- oder Rotwild in unserer Kulturlandschaft stark vermehren und Bäume im Wald schädigen. Besonders beim Wildschweinbestand wird in dieser Zeit effektiv eingegriffen. Aber auch anpassungsfähige Räuber wie Fuchs, Marderhund und Waschbär könnten ohne Jagd die sowieso stark bedrohten Kleinsäuger und bodenbrütende Vogelarten regional stark dezimieren.

Hintergrund Wildschweine

Die Kulturlandschaft in Deutschland hat in den letzten 25 Jahren tiefgreifende Veränderungen gesehen, von denen besonders Wildschweine profitieren. So hat unter anderem der Wandel in der Energiepolitik dazu geführt, dass auf mittlerweile 10 Prozent der Bundesfläche Mais und Raps angebaut werden – 26mal mehr Nahrungsquelle und Lebensraum als in den 1990er Jahren. Dies schlägt sich in steigenden Bestands- und Jagdstreckenzahlen nieder. Die Drückjagdsaison zwischen Oktober und Januar bietet Jägern die wohl effektivste Maßnahme, um Wildschweinbestände zu reduzieren.

Weitere Informationen zur Sicherheit bei der Jagd

Im Jahr 2014 gab es in Deutschland 56 Millionen Führerscheininhaber und ca. knapp 3400 Verkehrstote. Bei 370.000 Jagdscheininhaber gab es vier Tote durch jagdlich geführte Schusswaffen. Demnach ist es als Führerscheininhaber sechs Mal wahrscheinlicher, beim Autofahren zu sterben als es für Jäger ist, durch eine Jagdwaffe tödlich getroffen zu werden. Vergleicht man ähnliche Zahlen zum Bergwandern, so ist die Gefahr etwa 40 mal größer beim Wandern zu verunglücken als auf der Jagd. Im Jahr 2014 wurden bei Jagden zwei Unbeteiligte verletzt.

DJV-Interview mit Dr. Sandra Blome zur Afrikanischen Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine der bedeutendsten Viruserkrankungen beim Schwein; es können sowohl Haus- als auch Wildschweine an ihr erkranken. Das ASP-Virus gelangte 2007 nach Georgien und in den Kaukasus und hat sich von dort weiter verbreitet bis nach Ostpolen und ins Baltikum. Besonders junge und geschwächte Tiere sind anfällig für das ASP-Virus. Der DJV fordert in diesem Zusammenhang ein Aussetzen der Gebühren für die Trichinenbeschau bei Frischlingen in Deutschland. So wird für Jäger ein Anreiz geschaffen, den Frischlingsabschuss zu erhöhen.

Mit Blick auf die Drückjagdsaison ist die Afrikanische Schweinepest ein wichtiges Thema für Jägerinnen und Jäger. Der DJV befragte hierzu Dr. Sandra Blome vom nationalen Referenzlabor für Tierseuchen.

  1. Wie ist die aktuelle Situation der ASP in Europa und ist ein Ausbruch in Deutschland zu erwarten?

Dr. Sandra BlomeIn den EU-Mitgliedsstaaten Polen, Litauen, Lettland und Estland werden seit Beginn 2014 regelmäßig Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Haus- und Wildschweinen festgestellt.  Aufgrund der Nähe der ersten Ausbrüche in diesen Ländern zur weißrussischen Grenze ist davon auszugehen, dass  die Einschleppung der ASP in die baltischen Staaten und nach Polen von Weißrussland aus erfolgte. In den betroffenen Regionen gelten Restriktionsmaßnahmen zur Bekämpfung gemäß EU-Recht. Russland berichtet seit mehreren Jahren immer wieder von Fällen, die Lage in Weißrussland ist aufgrund fehlender Daten schwer einzuschätzen. In den letzten Monaten meldete zudem die Ukraine Fälle von ASP.

Eine Einschleppung der ASP nach Deutschland, besonders über kontaminierte Fleischprodukte, kann nicht ausgeschlossen werden.

2. Welche Übertragungswege für ASP sind bereits bekannt oder gelten als wahrscheinlich?

Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände übertragen werden. Unter ungünstigen Bedingungen kann ein unachtsam entsorgtes Wurstbrot ausreichen, um die Seuche einzuschleppen und auch in Deutschland Ausbrüche zu provozieren. Besonders effizient ist die Übertragung über Schweiß (Blut). Kleinste Tropfen reichen für eine Infektion, daher ist Hygiene bei der Jagd besonders wichtig.

3. Welche Symptome sind typisch für ASP und gibt es auch äußerlich erkennbare Kennzeichen, die den Jäger auf die Erkrankung des beobachteten Wildschweins hinweisen?

Bei europäischem Schwarzwild führt die Infektion zu sehr schweren, aber unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen. Durchfall und Blutungsneigung (Nasenbluten, blutiger Durchfall, Hautblutungen) können ebenfalls auftreten. Erkrankte Tiere zeigen mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft („Liegenbleiben in der Suhle“) oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientiertheit. Die Erkrankung betrifft alle Altersklassen und Geschlechter gleichermaßen und führt in nahezu allen Fällen zum Tod des Tieres etwa innerhalb einer Woche.

Beim Aufbrechen der Stücke sollte auf vergrößerte, „blutige“ Lymphknoten, eine vergrößerte Milz und feine, punkt- oder flächenförmige Blutungen in den Organen, der Haut oder Unterhaut geachtet werden. Die Lunge und die Atemwege sind häufig mit Schaum gefüllt.

Das Fehlen solcher Auffälligkeiten schließt nicht aus, dass es sich dennoch um ASP handelt. Die Erkrankung kann nicht anhand der Krankheitserscheinungen von der Klassischen Schweinepest (KSP) und anderen schweren Erkrankungen  unterschieden werden.

4. Wie sollte man sich verhalten, wenn ein totes Wildschwein gefunden wird?

Da es lokale Unterschiede gibt, können hier nur die generellen Bausteine aufgeführt werden. Diese sind: Information der zuständigen Veterinärbehörde, wenn Schweinepest als Todesursache nicht ausgeschlossen werden kann, Absprache der Probennahme und mögliche Hygienemaßnahmen.

Als Probenmaterial eignen sich besonders Schweiß- und Milzproben, notfalls Proben von anderen Organen  oder ein Knochen. Sogar in Verwesung befindliche Stücke können noch untersucht werden.

Besondere Vorsicht sollte man bei Gegenständen walten lassen, die Kontakt zu Schweiß von Schwarzwild hatten. Hierzu gehören unter anderem Stiefel, Lappen, Wildwannen, Messer und Kleidungsstücke.

Außerdem sollte nicht außeracht gelassen werden. , dass Trophäen und Schwarzwildprodukte aus betroffenen Regionen ein Risiko für die Einschleppung der ASP darstellen können, wenn sie nicht ordnungsgemäß dekontaminiert worden sind. Gleiches gilt für die verwendeten Kleidungsstücke und Gegenstände.

5. Haben Bund und Länder einen Notfallplan falls die ASP in Deutschland ausbricht und was muss    die Jägerschaft dann beachten?

Den rechtlichen Rahmen der Bekämpfung gibt in Deutschland  die Schweinepestverordnung vor. Basierend auf den dortigen Regelungen, wurde ein Notfallplan erstellt, der neben den Maßnahmen im Hausschwein auch die Bekämpfung der Wildschweinepest enthält.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Seuchenlage werden derzeit die Details erneut diskutiert.

Die Schweinepestverordnung enthält folgende Eckpunkte:

Jeder Verdacht auf Afrikanische Schweinepest wird durch die zuständige Behörde mittels labordiagnostischer und epidemiologischer Untersuchungen abgeklärt. Sollte ein Ausbruch amtlich bestätigt werden, wird um die Abschuss- oder Fundstelle ein sogenannter „gefährdeter Bezirk“ festgelegt (wie bei der KSP) und durch Schilder ausgewiesen („Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen – Gefährdeter Bezirk“). In diesem Bezirk werden auch die Hausschweine Untersuchungen unterzogen und unterliegen bereits weitreichenden Restriktionen. Für die Bekämpfung im Schwarzwildbereich können die Jagdausübungsberechtigten zur Mitwirkung bei den festgelegten Maßnahmen verpflichtet werden (z.B. verstärkte und konzertierte Bejagung).

Für den Jagdausübungsberechtigten sind insbesondere folgende Punkte wichtig:

  • Im gefährdeten Bezirk ist jedes erlegte Wildschwein durch den Jagdausübungsberechtigten zu kennzeichnen (Markierung und Begleitschein) und einer labordiagnostischen Untersuchung zuzuführen (Details zum Ablauf legen die zuständigen Behörden vor Ort fest)
  • Der Tierkörper, der Aufbruch und der Begleitschein sind einer behördlich festgelegten Wildsammel- oder Annahmestelle zuzuführen.
  • Bei Gesellschaftsjagden hat das Aufbrechen der Tiere und die Sammlung des Aufbruchs zentral zu erfolgen.
  • Jedes verendet aufgefundene Wildschwein ist der Behörde unter Angabe des Fundorts anzuzeigen und zu kennzeichnen. Aufbruch und verendet aufgefundene Tiere werden unschädlich beseitigt. Gleiches gilt für positiv getestete Wildkörper.
  • Auch in angrenzenden Gebieten können weitreichende Untersuchungen angeordnet werden.

Wissenschaftssendung Quarks & Co. berichtet über die Jagd

Vor Kurzem stellten die Macher der WDR-Fernsehsendung Quarks&Co die Frage "Brauchen wir noch Jäger?" und präsentierten acht Filme, die Moderator Ranga Yogeshwar kommentierte. Der Deutsche Jagdverband hat die Sendung analysiert, die acht gröbsten inhaltlichen Fehler gegenüber der Redaktion bemängelt und eine Richtigstellung eingefordert. Besonders kritisch sieht der Dachverband der Jäger die teilweise tendenziöse Moderation, die einer seriösen Wissenschaftssendung nicht gerecht wird.

Der DJV hat im Vorfeld die Redaktion von Quarks&Co bei der Recherche unterstützt und umfangreiches Infomaterial zur Verfügung gestellt. Unter anderem auch zum Wandel in der Agrarlandschaft, der anpassungsfähige Arten wie Wildschweine begünstigt. Dadurch steigen die Gefahr von Schäden in Feldern und das Seuchenrisiko - zwei elementare Gründe für die Jagd. Der Wandel in der Kulturlandschaft sei aber kein Thema, wenn es um die Frage gehe "Brauchen wir noch Jäger?", so die ablehnende Haltung der Redaktion.

Prädikat "mangelhaft", resümiert der DJV und ruft zur sachlichen Kritik per E-Mail auf: redaktion.quarks@wdr.de

Unsere Mängel fanden wir in den Themenkomplexen:

  • Krähenjagd
  • jagdbare Arten
  • verwilderte Hauskatzen
  • Auslöschung von Arten durch die Jagd
  • Jagdhistorie
  • Wald-Wild-Konflikt
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