(Quelle: Kauer/DJV)

“Wir können die Aufregung nicht nachvollziehen“

6. August 2025 (DJV/CIC) Berlin

Die legale Jagd auf einen Löwen in Simbabwe wollen westliche Tierrechtsorganisationen nutzen, um Stimmung zu machen. Dafür hat er sogar einen Namen bekommen: Blondie. Im Interview erläutert Tinashe Farawo, Sprecher der Nationalparkbehörde, die Hintergründe der Jagd. Ein Aspekt: Sicherheit der Bevölkerung. Innerhalb von 5 Jahren haben hunderte Menschen ihr Leben verloren durch Angriffe von Wildtieren.

Tinashe Farawo, Sprecher der Nationalparkbehörde Simbabwe, kritisiert westliche Tierrechtsorganisationen.
Tinashe Farawo, Sprecher der Nationalparkbehörde Simbabwe, kritisiert westliche Tierrechtsorganisationen. (Quelle: The Herald)

CIC: Wie viele Menschen starben in den letzten zehn Jahren in Simbabwe durch Angriffe von Löwen und Elefanten?

Tinashe Farawo: In den vergangenen fünf Jahren verloren wir landesweit fast 300 Menschenleben durch Elefanten, Löwen, Krokodile und Hyänen. Seit 2018 steigen diese Zahlen dramatisch an. Täglich erreichen uns Notrufe aus dem ganzen Land.

Welche Jagdvorschriften gelten in Simbabwe, und wurden diese bei der fraglichen Löwenjagd befolgt?

Unsere Jagdgesetze sind sehr strikt: Wir jagen ausschließlich männliche Löwen im Alter von mindestens fünf bis sechs Jahren. Jäger, die ältere Tiere (sieben bis acht Jahre) erlegen, erhalten sogar Bonusquoten als Belohnung. Die fragliche Jagd auf einen Löwen war vollkommen legal. Sie fand unter behördlicher Aufsicht auf privatem Land und außerhalb des Hwange-Nationalparks statt. Wir können die Aufregung um diese Jagd nicht nachvollziehen.

Wie ist das Zusammenleben mit Löwen außerhalb der Nationalparks? Sehen Simbabwer den Tod eines Löwen so dramatisch wie Menschen in Europa?

Das Zusammenleben mit Wildtieren ist eine große Herausforderung. Die Menschen in den Dörfern erzählen Ihnen andere Geschichten als Naturschützer. Löwen werden in Schlingen gefangen oder vergiftet. Die Landbewohner verlieren ihr Vieh oder sogar ihr Leben und damit ihre Existenzgrundlage: Für sie ist ein toter Löwe nicht dramatisch.

Wir versuchen den Menschen klarzumachen: Ein lebender Löwe bedeutet wirtschaftliche Chancen und Arbeitsplätze. Jagdtourismus bringt Geld ins Land – davon profitieren wir seit Jahren.

Deutsche Wölfe greifen Nutztiere an, in Holland wurde vergangene Woche ein Kind mutmaßlich durch einen Wolf verletzt. Was raten Sie europäischen Behörden?

Unser Rat war schon immer: Wildtiere nachhaltig bewirtschaften! Man muss wissenschaftlich ermitteln, wie viele Tiere ein Ökosystem verkraften kann. Nur so lassen sich Ressourcen langfristig schützen und Konflikte vermeiden.

Wie groß sind die Raubtierpopulationen in Simbabwe?

Nach unseren Studien leben in Simbabwe 1.500 bis 2.000 erwachsene Löwen, etwa 1.500 Leoparden und sehr viele Hyänen. Landesweit sprechen wir von einer Überpopulation an Hyänen.

Jährlich vergeben wir 100 Jagdlizenzen für Löwen, tatsächlich werden aber nur 45 bis 50 erlegt. Zusätzlich sterben Löwen durch Unfälle: Sie werden von Zügen überfahren oder aus Rache für getötetes Vieh vergiftet und gefangen.

Führt die Dürre zu mehr Raubtierangriffen?

Bei Hyänen sehen wir einen enormen Anstieg – die Dürre schwächt ihre Beutetiere. Löwen- und Leopardenpopulationen bleiben dagegen stabil mit leichtem Wachstum.

Warum trug der Löwe ein Senderhalsband?

Das Halsband diente der Forschung über Jagdauswirkungen auf Löwenpopulationen. Ein Halsband bietet keinen Schutzstatus – besenderte Tiere dürfen legal gejagt werden. Im Hwange-Park tragen nur 12 bis 18 von über 500 Löwen Halsbänder.

Fordern die Menschen eine Reduzierung gefährlicher Wildtiere? Gibt es Entschädigungen für Opfer?

Der Druck aus den Gemeinden ist enorm. Menschen werden getötet oder verletzt. Überall im Land finden Sie Gräber von Menschen, die von Wildtieren getötet wurden.

Ein Entschädigungssystem existiert noch nicht, aber wir arbeiten an einer Gesetzesänderung: Ein Hilfsfonds soll entstehen, so wie in Botswana.


Anfragen an Tinashe Farawo, Nationalparkbehörde Simbabwe:
Mail: tfarawo@zimparks.org.zw
Telefon: +263 77 243 3901

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