(Quelle: Kauer/DJV)

Was das Jagderleben mit mir gemacht hat

2. Januar 2018 (Beiter/privat) DJV

Die Erlebnisse mit meinem Vater auf der Jagd haben mir Angst genommen und Hoffnung geschaffen, Klarheit hinterlassen wo Zweifel war. Die Augen und das Herz geöffnet und öffnen sie immer mehr.

#jaeben18 (Quelle: Beiter/privat)

Als mein Vater vor bald 10 Jahren Jäger wurde, wollte ich nicht viel davon wissen. Mir fehlte im pubertären Alter von 14 Jahren das Verständnis, warum man so schöne Tiere 'einfach töten kann', sie an einem Haken in die Garage hängt und später ihre Knochen auseinander sägt. Dass ich mich ab diesem Alter pescetarisch ernährte, hatte in erster Linie nichts mit der Jägerei meines Vaters zu tun, ein paar Jahre später war mir seine Leidenschaft allerdings noch mehr Grund dafür. Ich wollte nicht das Kleinste davon mitbekommen und blieb stets auf Distanz.

Wie es nun mal ist, Monate und Jahre verstreichen, bleibt man im besten Fall nicht für immer in der Engstirnigkeit eines Teenagers gefangen. Vielleicht lag es auch an dem ein oder anderen Gläschen Sekt, das ich bei Freunden getrunken hatte, an dem Tag im Dezember 2017. So war ich mutig genug für meine erste bewusste Begegnung mit einem toten, am Haken in der Garage hängenden Schwarzkittel. Wohl der erste Schritt in ein neues, anderes Leben.
Nicht nur, dass ich damals nach der Ausbildung zur Mediengestalterin mit der allgemeinen Situation meines beruflichen Werdegangs nicht glücklich war oder dass ich zu diesem Zeitpunkt - auch schon in meinem jungen Leben - eine schwere Zeit durchzustehen hatte.
Es war ein Schritt, ein winzig kleiner, aber doch so ein großer.

Bereits drei Wochen nach dieser Begegnung begleitete ich meinen Vater, der Schütze bei einer Drückjagd war. Völlig aufgeregt und nervös, ohne zu wissen was auf mich zukommen wird und wie ich wohl reagiere, wenn er auf Reh oder Wildschwein schießt, kletterte ich auf den Hochsitz. Von diesem Moment an - ich kann es immer noch nicht glauben - war all meine Angst und Unsicherheit dahin. Ich war absolut euphorisch und hoffte, leider vergebens, dass ein Stück den Weg zu uns findet.

Es folgten weitere Drückjagden, Gänge zur Kirrung, entsorgen von Unfallwild, das erste Mal eine Sau abschwarten, ein Reh zerwirken, Wildbret essen. Erlebnisse, die ich nie erwartet hätte. Erfahrungen, die mich immer noch unheimlich stolz machen.
Auch der erste Frühansitz. Jeder, egal ob Jäger oder nicht, der diese Momente einmal erleben durfte weiß, wie schwer es ist, es auch nur zu versuchen, die Vollkommenheit eines solchen Moments in Worte zu packen. Wenn man ohne nachzudenken alle Zweifel hinter sich lässt und weiß, da muss noch mehr sein. 

Ich könnte wohl mehrere Seiten füllen, würde ich all die schönen Erlebnisse vertiefen, doch möchte ich zu guter Letzt lieber diese Worte von Ottokar G. E. Wagner teilen:
 
Jagen heißt 
 
Jagen - das heißt Träume spinnen,
das Gemüt beschenkt erfreun',
glücklich und mit allen Sinnen,
ob der Raben Balzflug sein.
 
Jagen - das heißt teilzuhaben
an der stillen Wunderwelt,
sich am Glühwürmchen erlaben,
das von Liebe wird durchhellt.
 
Jagd heißt kosten und genießen,
auch in eis'ger Winternacht,
wenn vom Flüsschen in den Wiesen
Dämpfe steigen, wallen sacht.
 
All dieses Naturgeschehen
würzt des echten Waidmanns Sinn.
Weist ihn staunend, fühlend, sehend,
dankbar auf den Schöpfer hin.

 
Die Erlebnisse mit meinem Vater auf der Jagd haben mir Angst genommen und Hoffnung geschaffen, Klarheit hinterlassen wo Zweifel war. Die Augen und das Herz geöffnet und öffnen sie immer mehr.
Heute studiere ich Forstwirtschaft und bin glücklicher und erfüllter als je zuvor.

Sarina Beiter