(Quelle: Kauer/DJV)

Wolf nördlich von Magdeburg totgefahren

18. November 2013 (dpa/sa) Washington/Tübingen
Experten in Sachsen-Anhalt sind nicht überrascht

Wölfe sind in Deutschland seit Jahren wieder heimisch – inzwischen auch in Sachsen-Anhalt. Gesichtet werden sie nur selten. Ein Unfall hat nun gezeigt, wie nah sie uns sind.

Höchstwahrscheinlich ein Wolf ist auf der Bundesstraße 189 zwischen Stendal und Magdeburg totgefahren worden. Ein 66 Jahre alter Autofahrer hatte der Polizei am Samstag zwar zunächst von einem Zusammenstoß mit einem Reh nahe der Ortschaft Dolle berichtet. Als er gemeinsam mit den Beamten nachschaute, entdeckten sie aber einen Wolf, wie die Polizei in Haldensleben mitteilte. Da es sich um ein geschütztes Tier handelt, wandte sich die Polizei an die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, die sich um den Wolfsschutz kümmert. Ein Experte habe bestätigt, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Wolf handelt.

„Wir sind nicht überrascht, denn wir wissen, dass auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow ein Rudel mit Jungwölfen lebt“, sagte Andreas Berbig von der Referenzstelle Wolfsschutz beim Biosphärenreservat Mittelelbe am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Die Wölfe hätten einen großen Aktionsraum von 200 bis 250 Quadratkilometern.

Der tote Isegrimm ist inzwischen gekühlt und soll in der kommenden Woche im Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht werden. Laut Berbig soll dabei zweifelsfrei festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt. „Es ist wahrscheinlich ein Wolf, aber es gibt auch Hunde, die wie Wölfe aussehen.“ Eine genetische Untersuchung solle zudem Aufschluss über die Herkunft des Tieres geben und darüber, ob es zu einem bekannten Rudel gehört oder neu zugewandert ist. In Deutschland gibt es insgesamt rund 25 Wolfsrudel oder -paare.

Zu den Gründen, warum der Wolf – eigentlich ein nachtaktives Tier – am Samstag bei hellem Tageslicht über die Bundesstraße bei Dolle lief, konnte Berbig nur mutmaßen. Ein Mitarbeiter der zuständigen unteren Naturschutzbehörde habe von Schildern mit der Aufschrift „Vorsicht Treibjagd“ an der Straße berichtet. Berbig schließt nicht aus, dass das Tier ausweichen wollte.

Auf die Frage, ob etwa Pilzsammler sich jetzt Sorgen um ihre Sicherheit machen müssten, sagte der Experte: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Pilzsucher in Konflikt mit einem Wildschwein geraten, ist deutlich größer.“ Bislang sei kein Fall bekannt, in dem ein Mensch von einem Wolf bedroht worden ist. In der Lausitz gebe es inzwischen eine zehnjährige Erfahrung mit wiederangesiedelten Wölfen. Dort komme es auch immer wieder vor, dass Tiere auf Straßen oder auf einer Bahnlinie überfahren werden – vor allem junge, unerfahrene Tiere.