(Quelle: Kauer/DJV)

Risiken, die Jäger kennen sollten

4. September 2013 (djv) Berlin

Afrikanische Schweinepest: DJV befragt Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)

Merkmal am aufgebrochenen Stück: Einblutungen in die Niere (Quelle: FLI)
Merkmal am aufgebrochenen Stück: Einblutungen in die Niere (Quelle: FLI) (Quelle: FLI)

Krankheitsfälle mit der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen sind kürzlich in Russland aufgetreten. Die Sorge bei Landwirten und Veterinären ist groß, dass sich das Virus in EU-Länder ausbreiten könnte. Auch Jäger sollten deshalb bestimmte Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen. Welche das genau sind, hat die Veterinärin und Seuchenspezialistin Dr. Sandra Blome vom Friedrich-Loeffler-Institut im DJV-Interview erklärt.

DJV: Was ist die Afrikanische Schweinepest?

Dr. Sandra Blome (FLI): Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die Haus- und Wildschweine gleichermaßen betreffen kann. Sie ist klinisch nicht von schweren Verlaufsformen der Klassischen Schweinepest zu unterscheiden und führt in der Regel binnen einer guten Woche zum Tod der Tiere. Gegen die Erkrankung kann nicht geimpft werden. Eine Gefahr für den Menschen, Jagdhunde oder andere Wildarten besteht nicht.

Welches Risiko besteht, die Krankheit aus dem osteuropäischen Ausland nach Mitteleuropa zu übertragen?

In Russland sind nach wie vor sowohl Haus- als auch Wildschweine von der Seuche betroffen. Ein Risiko für das Schwarzwild besteht insbesondere über unachtsam entsorgte Speisereste, z.B. an Autobahnrastplätzen und auch Campingplätzen. Eine direkte Einschleppung über verbundene Schwarzwildpopulationen erscheint zum jetzigen Zeitpunkt nicht wahrscheinlich, kann aber, insbesondere aufgrund zusammenhängender Schwarzwildhabitate, nicht ausgeschlossen werden.

Wie wird die Afrikanische Schweinepest übertragen?

Die Afrikanische Schweinepest wurde in Russland vor allem durch den Kontakt des Schwarzwilds mit illegal entsorgten Tierkörpern aus nicht-kommerziellen Kleinsthaltungen von Hausschweinen in die Population eingetragen. In der Rotte kann der Erreger durch direkten Kontakt und Kontakt zu verendeten Artgenossen aber auch Ausscheidungen übertragen werden. Der effizienteste Übertragungsweg ist der Kontakt zu Schweiß. Wenige Tropfen enthalten genug Virus um eine Infektion auszulösen. Da das Virus sehr widerstandsfähig ist, bleiben entsprechende Infektionsquellen über lange Zeit „aktiv“.
Das Virus der Afrikanischen Schweinepest kann auch über Lederzecken übertragen werden, die jedoch in unseren Breiten nicht vorkommen und auch bei der Lebensweise unseres Schwarzwilds keine Bedeutung haben sollten.

Welche Vorkehrungen muss ich bei der Reise ins osteuropäische Ausland treffen?

Neben einer normalen Jagdhygiene ist vor und nach der Rückkehr auf eine gründliche Reinigung und sorgfältige Desinfektion des Schuhwerks und aller Werkzeuge zu achten. Alle Utensilien, die mit Schweiß in Berührung gekommen sind, sind als besonders kritisch anzusehen. Kleidung sollte vor der weiteren Verwendung gewaschen werden.

Wie verfahre ich mit Trophäen aus dem osteuropäischen Ausland bei der Einreise nach Deutschland?

Es sollten nur Trophäen mitgebracht werden, die sorgfältig aufbereitet wurden und bei denen durch Kochen mögliche Viruskontaminationen abgetötet wurden. Auf die Einfuhr unbehandelter Trophäen sollte verzichtet werden (z.B. Saubärte).

Wie erkenne ich Afrikanische Schweinepest am lebenden Stück und am erlegten Stück?

Unter experimentellen Bedingungen haben die betroffenen Tiere hohes Fieber, verweigern die Futteraufnahme und wirken teilnahmslos. In der späten Phase können Bewegungsstörungen, Krämpfe und Blutungen (z.B. Nasenbluten) auftreten. Auch plötzliche Todesfälle sind möglich. Organveränderungen sind selten spezifisch, auffällig sind jedoch häufig vergrößerte, fast schwarze Lymphknoten im Bereich des Magens und der Leber sowie Einblutungen in die Niere und in die Harnblase. Die Lunge wirkt teigig. Eine Vergrößerung der Milz und diverser Körperlymphknoten sowie eine sehr schlechte Blutgerinnung können ebenfalls auffällig sein. Da die Erkrankung das Immunsystem stark schwächt, findet man häufig schwere bakterielle Begleitinfektionen und auch Parasiten (z.B. Lungenwürmer oder starke Räude).
Unter Feldbedingungen ist davon auszugehen, dass die betroffenen Sauen Suhlen und Wasserläufe aufsuchen und die Scheu vor Menschen und Hunden verlieren. Da die Erkrankung sehr schnell verläuft, treten weniger abgekommene Stücke auf als bei der Klassischen Schweinepest. In Russland hat man ganze Rotten verendet in ihren Einständen gefunden. Im Gegensatz zur Klassischen Schweinepest ist keine Altersabhängigkeit der Symptome zu erwarten. Der Frischling zeigt die gleichen Symptome wie die Bache oder der Keiler.

Was müssen Schweinehalter, die auch Jäger sind, generell zur Seuchenvorsorge beachten?

Kleidungsstücke und Utensilien für die Jagd sind strikt von Stallkleidung zu trennen. Wildkammern und andere Einrichtungen für die Behandlung der geschossenen Stücke dürfen keine direkte Verbindung zum Stall haben. Vor dem Betreten der eigenen Stallungen sollte geduscht werden. Generell sollte von Jagdreisen in betroffene Gebiete (Russland, Weißrussland, aber auch Sardinien) abgesehen werden.

Was ist beim Einsatz von Jagdgebrauchshunden im osteuropäischen Ausland zu beachten?

Für Hunde stellt das Virus der Afrikanischen Schweinepest keine Gefahr dar.

Welche Gefahren resultieren aus dem Import von Wildbret und Schweinefleischprodukten aus potenziellen Krankheitsregionen?

Auch wenn von diesen Produkten keine Gefahr für den Menschen ausgeht, stellen solche Fleischerzeugnisse ein potentielles Risiko für die heimische Schweine- und Wildschweinepopulation dar. Sie dürfen daher unter keinen Umständen im Futtertrog von Hausschweinen landen oder in die Reichweite von Wildschweinen kommen. Es sollten daher aus den betroffenen Gebieten keinerlei Schweinefleischprodukte (Haus- und Wildschwein) eingeführt bzw. mitgenommen werden.