(Quelle: Kauer/DJV)

Exotisches Federvieh beschäftigt Heidelberger

28. Februar 2013 (dpa) Flintbek
Schwanen- und Nilgans bevölkern die Stadt

Jetzt brüten sie wieder: In Heidelberg gibt es zahlreiche Schwanen- und Nilgänse. Die exotischen Tiere vermehren sich stark. Deshalb werden im Sommer überzählige Vögel auch an Tierfreunde abgegeben.

Der eine freut sich über die Exoten, der andere ärgert sich über ihren massenhaften Kot: In Heidelberg gibt es immer mehr Schwanen- und Nilgänse. Seit auf der Neckarwiese vor der weltbekannten Stadt-Silhouette vor einigen Jahren die watschelnden und quakenden Wesen auftauchten, hat sich das ursprünglich aus Sibirien und Afrika stammende Federvieh massiv vermehrt. Auf dem einige Fußballfelder großen Areal liegt deshalb zu jeder Jahreszeit sehr viel Gänsekot.

Unter den Bäumen am Fluss gibt es massive Ansammlungen von bis zu 100 Gänsen. Die etwas eleganteren Schwanengänse kommen immer im Pulk. Nilgänse dagegen treten auch nur paarweise auf, fliegen die Neckarwiese plötzlich aber auch im „Hunderter-Pack“ an. Dies liegt nicht nur am milden Klima zwischen Odenwald und Rhein oder an den idealen Brutplätzen rund um den Neckar, sondern auch daran, dass Einheimische die Vögel permanent füttern. „Die Tiere fühlen sich hier sehr wohl und kommunizieren dieses optimale Aufenthaltsgebiet auch unter ihren Artgenossen weiter“, sagt der Vogelkundler Michael Wink von der Universität Heidelberg.

Seit Jahren untersucht der Biologie-Professor vor allem die Nilgänse im Rahmen eines Projektes zur Vogelgrippe. „Ursprünglich stammen die heute bis zu 30 000 Nilgänse in Deutschland aus Tiergärten und haben sich wieder selbstständig gemacht“, sagt Wink. „Sie sind sehr schlau und aggressiv.“ Ihr Erfolgsgeheimnis sei, dass sie monogam leben und bis zu dreimal im Jahr ab Februar brüten. Von den bis zu zwölf geschlüpften Gänse-Küken überlebe durchschnittlich jedes dritte Tier – doppelt so viele wie bei Singvögeln.

Mittlerweile gibt es in und um Heidelberg schätzungsweise 300 Nilgänse. Diese brüten gerne in Bäumen oder geschützten Räumen wie Gebäuden. „Auch wenn die Menge der Tiere nicht jedem gefällt, ist diese Anhäufung trotzdem ein tolles Experiment der Natur“, sagt der Ornithologe. Bei keinem der Tiere, die Wink seit Jahren in den Sommermonaten mit seinen Mitarbeitern eingefangen und markiert hat, konnte er bisher das Vogelgrippe-Virus nachweisen.

Damit nicht einheimische Arten komplett verdrängt werden, gibt der zuständige Jagdpächter Klaus Ihlenfeld an Tiergärten, Freilichtmuseen oder auch tierliebe Privatpersonen, die einen großen Garten und Teich haben, nach der Markierung immer wieder Schwanen- und Nilgänse ab. Zeitweise war allein die Schwanengans-Population in Heidelberg auf mehr als 200 Tiere angewachsen.

Eine offene Jagd mit Gewehren und Hunden ist in Heidelberg im Gegensatz zu ländlichen Flussgebieten komplett ausgeschlossen, da die Uferstreifen Sperrbezirke für Jäger sind. Das Einfangen ist auch deshalb notwendig, weil in der Vergangenheit viele Gänsefamilien den Verkehr der Universitätsstadt lahmlegten. Auf der Suche nach Futter überquerten sie sogar vierspurige Straßen.

Außerhalb der Stadt können die Nilgänse auf Antrag von Jagdpächtern aber geschossen werden, sagt der Heidelberger Kreisjägermeister Jürgen Baller. Und landeten dann auf dem Teller. „Mit Rotweinsoße, ein wenig Thymian und Kartoffeln schmecken die Nilgänse wie Stockenten. Ein typischer Wildgeschmack, der viel besser schmeckt als aus der Tiefkühltruhe“, sagt Baller.

Die aus Ägypten stammende Nilgans fühlt sich zunehmend auch in Deutschland wohl. Die Tiere finden ausreichend Futter und haben damit eine gute Grundlage zur Vermehrung. (Foto: Ulrich Velten / pixelio.de)

Die Schwanengans stammt ursprünglich aus Sibirien, der Mongolei und China. In der Rhein-Neckar-Region gibt es eine freilebende Population. Wie hier auf der Neckarwiese in Heidelberg treten sie immer in großen Gruppen auf. (Foto: Cymothoa exigua / wikipedia)