(Quelle: Kauer/DJV)

„In Hegegemeinschaften liegt große Chance“

24. Oktober 2012 (dewist) Berlin
6. Rotwildsymposium abgeschlossen / Grundbesitzer und Landnutzer künftig stärker gefordert

Rund 170 Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Praxis diskutierten auf Schloss Wackerbarth bei Dresden über die Hegegemeinschaft von morgen. „Der Umgang mit Wildtieren ist vergleichsweise einfach, der Umgang mit den beteiligten Menschen ist dagegen schwer“ – mit diesen Worten des renommierten US-amerikanischen Wildbiologen Aldo Leopold (gest. 1948) eröffnete der Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung Prof. Dr. Fritz Vahrenholt das 6. Rotwildsymposium der Stiftung. Die Veranstaltung wurde vom Freistaat Sachsen aus Mitteln der Jagdabgabe und vom Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) gefördert. „Hegegemeinschaften managen die Rotwildpopulation auf Flächen von bis zu 100.000 Hektar und sind die geeigneten Institutionen, um dem Rothirsch in Deutschland ein artgerechteres Leben zu ermöglichen“, so Dr. Richard Lammel vom CIC. „Damit Hegegemeinschaften den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden können, müssen sie sich von reinen Abschussgemeinschaften zu professionellen Wildtierschutz- und Nutzgemeinschaften weiterentwickeln“, fordert Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.

Große Übereinstimmung aller Teilnehmer herrschte daher bei der Forderung, zukünftig auch Grundbesitzer und Landnutzer in Hegegemeinschaften zu integrieren. „Nur mit ihnen gemeinsam lassen sich die Schäden durch Wildtiere bei der Landnutzung reduzieren und Verbesserungen im Lebensraum unseres Wildes umsetzen“, so Baron Münchhausen. Darüber hinaus müssten die Vorgaben zur Hege des Rotwildbestandes mit mehr Verbindlichkeit durchgesetzt werden. Sanktionen beim Fehlverhalten Einzelner seien notwendig, damit Hegegemeinschaften stärker werden. Das Beispiel Rheinland-Pfalz zeige, dass Hegegemeinschaften bis zu Körperschaften des öffentlichen Rechts weiterentwickelt werden können, in denen die Mitgliedschaft der Jagdreviere eine Pflicht ist. „Rotwildhege allein auf Basis freiwilliger Zusammenschlüsse zu organisieren, wird langfristig der Vergangenheit angehören“, prognostizierte Baron Münchhausen.

Auch das Aufgabenspektrum der Hegegemeinschaften werde sich erweitern und von der Entwicklung von Lebensraumgutachten bis hin zur aktiven Öffentlichkeitsarbeit reichen. Der beim 6. Rotwildsymposium anwesende Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV), Hartwig Fischer (MdB), unterstrich dies und sagte: „In den Hegegemeinschaften von morgen liegt die große Chance, Öffentlichkeitsarbeit für Wild und Jagd zu machen – Hegegemeinschaften können die zentralen Einrichtungen eines modernen Wildtiermanagements sein und bieten die Chance, den Ansprüchen der Wildtiere durch Kooperationen aller Nutzergruppen vor Ort annähernd gerecht werden.“

Mit der folgenden Abschlusserklärung ging das 6. Rotwildsymposium zu Ende:

Die Hegegemeinschaft von morgen

Die Hegegemeinschaft von morgen gleicht die Bedürfnisse der Wildtiere an ihren Lebensraum und die Nutzungsansprüche des Menschen in diesem Lebensraum aus. Sie kümmert sich um alle vorkommenden jagdbaren Arten und betreut deren Lebensraum. Pro Fläche existiert nur eine Hegegemeinschaft, deren Handeln sich an einer Leitart orientiert. In Gebieten mit Rotwildvorkommen sollte Rotwild diese Leitart sein.

Die Grenzen der Hegegemeinschaft werden durch den Lebensraum vorgegeben. Alle Reviere sind verpflichtet, in der Hegegemeinschaft mitzuwirken. Neben den Jagdausübungsberechtigten sind die Eigenjagdbesitzer oder die Vertreter der Jagdgenossenschaft Mitglieder der Hegegemeinschaft. Weitere Nutzergruppen erhalten eine beratende Stimme.

Die Hegegemeinschaft erarbeitet ein Lebensraumgutachten. Darauf aufbauend werden Konzepte und Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes und zur Regulierung und Nutzung der Wildbestände entwickelt. Unter anderem legt die Hegegemeinschaft die Höhe des Abschusses und die Regeln für dessen Durchführung fest. Sie unterstützt ihre Mitglieder bei der zügigen Erfüllung des Abschussplanes. Die Hegegemeinschaft ermöglicht eine regelmäßige Weiterbildung ihrer Mitglieder. Die Fortbildung ihrer Vorstände wird durch den Jagdverband organisiert. Die Hegegemeinschaft ist fachlicher Ansprechpartner für Behörden und andere planende Stellen für Fragen rund um unsere Wildtiere.

Die Hegegemeinschaft informiert regelmäßig ihre Mitglieder und vernetzt sich mit anderen Hegegemeinschaften. Sie betreibt eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit. Sie macht auf die Konflikte zwischen Wildtier und Mensch aufmerksam, wirbt für das Anliegen der Wildtiere und verbessert das Image der Jagd.

Symbolisch für die gemeinsame Zusammenarbeit im Sinne des Wildes und der Jagd, überreichte DJV-Präsident Hartwig Fischer dem Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung, Hilmar Freiherr von Münchhausen, am Ende des 6. Rotwildsymposiums den DJV-Dachziegel. (Foto: Florian Standke)

DJV-Präsident Hartwig Fischer mit dem Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung, Hilmar Freiherr von Münchhausen und Dr. Günther Baumer, BJV-Vizepräsident (Foto: Florian Standke)