(Quelle: Kauer/DJV)

Invasive Nilgans erstmals weiter verbreitet als Graugans

9. Juni 2025 (DJV) Berlin

Flächendeckende Erfassung 2023: 54 Prozent der Reviere melden ein Vorkommen. Eine Zunahme um knapp die Hälfte in sechs Jahren. DJV fordert Regulierung der Bestände durch Bejagung nach einheitlichen Standards – und erhält hohe Zustimmung in der Bevölkerung.

Erstmals ist die invasive Nilgans in Deutschland weiter verbreitet als die heimische Graugans.
Erstmals ist die invasive Nilgans in Deutschland weiter verbreitet als die heimische Graugans. (Quelle: Kauer/DJV)

Die gebietsfremde invasive Nilgans ist in Deutschland inzwischen weiter verbreitet als die heimische Graugans: Sie kommt in 54 Prozent der Jagdreviere vor – eine Zunahme um knapp die Hälfte seit 2017. Die Graugans kommt lediglich auf 51 Prozent, Zunahme hier: etwa ein Viertel. Die Brutvorkommen der Nilgans steigen zudem rasant: 2023 meldeten bereits 26 Prozent der Reviere ein solches, eine Steigerung um mehr als das 2,5-fache seit 2009. Zu diesen Ergebnissen kommt der Deutsche Jagdverband (DJV) jetzt nach Auswertung von bundesweiten Daten (ohne Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein) aus der Flächendeckenden Erfassung 2023 für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Knapp 24.000 Reviere deutschlandweit haben sich beteiligt, das entspricht etwa einem Drittel der land- und forstwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Der DJV fordert für die Nilgans eine bundesweite Bejagung nach einheitlichen Standards als wesentlichen Teil des Managements, um weitere ökologische und ökonomische Schäden nachhaltig zu verhindern.

8 von 10 Deutschen befürworten Jagd zur Regulation von Beständen

"Vor 10 Jahren hatten wir ein riesiges Gänseproblem in den Niederlanden, verursacht durch ein komplettes Jagdverbot. Die Gänsebestände und damit die Schäden sind explodiert. Zehntausende Tiere wurden schließlich zusammengetrieben und mit Gas getötet. Das ist ethisch fragwürdig, da das Fleisch anfänglich vernichtet wurde und die Tiere einen qualvollen Erstickungstod erleiden mussten", sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Es brauche in der Kulturlandschaft eine Regulation durch Jagd. Ein Großteil der Deutschen befürwortet das: In einer aktuellen repräsentativen Civey-Umfrage haben 8 von 10 Menschen angegeben, dass Jagd ethisch vertretbar ist, wenn Bestände von Tierarten reguliert werden. Über ethische Grundsätze bei der Jagd diskutieren auf dem Bundesjägertag in Bonn am 21. Juni 2025 rund 400 Delegierte sowie Gäste aus Politik, Wissenschaft und Verbänden.

Verbreitungsschwerpunkt im Nordwesten

Den Verbreitungsschwerpunkt hat die Nilgans laut den jetzt vorliegenden WILD-Daten im Nordwesten Deutschlands. Von dort aus breitet sie sich nach Osten und Süden aus. In Bremen haben knapp unter 100 Prozent der teilnehmenden Reviere ein Vorkommen gemeldet, ebenfalls viele Meldungen gibt es in Hamburg und Nordrhein-Westfalen. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen liegt der Wert unter 25 Prozent. Die Graugans kommt schwerpunktmäßig in der Norddeutschen Tiefebene vor, die geringste Verbreitung hat die heimische Gans in Baden-Württemberg, Saarland und Thüringen.

Nilgans verdrängt sogar Greifvögel vom Nest

Im Jahr 2017 hat die EU die Nilgans in die Liste der gebietsfremden invasiven Arten aufgenommen. Damit einher geht für Deutschland die Verpflichtung, ihren Bestand einzudämmen. Die Gans ist sehr konkurrenzstark und kann heimische Wasservogelarten verdrängen, sogar Störchen und Greifvögeln macht sie den Brutplatz streitig. Im Siedlungsbereich sorgt die Nilgans durch Verkotung von Liegewiesen und Badegewässern für Konflikte, zudem durch Fraß auf landwirtschaftlichen Flächen.

 

Die invasive Nilgans breitet sich immer weiter in Deutschland aus. (Quelle: DJV)
Die invasive Nilgans breitet sich immer weiter in Deutschland aus. (Quelle: DJV)
Die heimische Graugans ist in Deutschland nur noch auf Platz zwei. (Quelle: DJV)
Die heimische Graugans ist in Deutschland nur noch auf Platz zwei. (Quelle: DJV)
2023 wurden mehr Brutvokommen von Nilgans als Graugans in Deutschland gemeldet. (Quelle: DJV)
2023 wurden mehr Brutvokommen von Nilgans als Graugans in Deutschland gemeldet. (Quelle: DJV)

Das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) ist ein bundesweites Monitoringprogramm zu Vorkommen, Populationsdichte und -entwicklung von Wildtieren. Es stellt seit 2001 einen dauerhaften Baustein der ökologischen Umweltbeobachtung dar. Wichtigstes Ziel: die Dokumentation von Wildtierpopulationen, um daraus Strategien für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung zu entwickeln. Revierinhaberinnen und Revierinhaber erfassen Daten ehrenamtlich, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen werten sie anschließend aus. Die Ergebnisse werden im WILD-Jahresbericht veröffentlicht. Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier: WILD-Monitoring und WILD-Jahresberichte.

Die Flächendeckende Erfassung, ein Baustein von WILD, ist das größte Wildtiermonitoring der Jägerschaft und deckt ein Drittel der land- und forstwirtschaftlichen Fläche Deutschlands ab. 2023 beteiligten sich über 24.000 Revierinhaber. Deutschlandweit melden Revierinhaberinnen und Revierinhaber alle zwei Jahre das Vorkommen verschiedener Arten in ihrem Revier. Bei der Flächendeckenden Erfassung im Frühjahr 2025 stehen neben den Niederwildarten, Neozoen, Raubsäuger und Wasserwild im Fokus. Jetzt können Daten auch digital in der neuen Datenbank eingetragen werden  auch per Tablet oder Smartphone. Den aktuellen Erfassungsbogen (Muster) gibt es auch in Papierform. Achtung: Einzelne Bundesländer haben erweiterte Erfassungsbögen. Weitere Informationen dazu gibt es beim jeweils zuständigen Landesjagdverband. Auf der Seite des DJV sind die zuständigen WILD-Länderbetreuer gelistet.