
Invasive Nilgans erstmals weiter verbreitet als Graugans

Die gebietsfremde invasive Nilgans ist in Deutschland inzwischen weiter verbreitet als die heimische Graugans: Sie kommt in 54 Prozent der Jagdreviere vor – eine Zunahme um knapp die Hälfte seit 2017. Die Graugans kommt lediglich auf 51 Prozent, Zunahme hier: etwa ein Viertel. Die Brutvorkommen der Nilgans steigen zudem rasant: 2023 meldeten bereits 26 Prozent der Reviere ein solches, eine Steigerung um mehr als das 2,5-fache seit 2009. Zu diesen Ergebnissen kommt der Deutsche Jagdverband (DJV) jetzt nach Auswertung von bundesweiten Daten (ohne Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein) aus der Flächendeckenden Erfassung 2023 für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Knapp 24.000 Reviere deutschlandweit haben sich beteiligt, das entspricht etwa einem Drittel der land- und forstwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Der DJV fordert für die Nilgans eine bundesweite Bejagung nach einheitlichen Standards als wesentlichen Teil des Managements, um weitere ökologische und ökonomische Schäden nachhaltig zu verhindern.
8 von 10 Deutschen befürworten Jagd zur Regulation von Beständen
"Vor 10 Jahren hatten wir ein riesiges Gänseproblem in den Niederlanden, verursacht durch ein komplettes Jagdverbot. Die Gänsebestände und damit die Schäden sind explodiert. Zehntausende Tiere wurden schließlich zusammengetrieben und mit Gas getötet. Das ist ethisch fragwürdig, da das Fleisch anfänglich vernichtet wurde und die Tiere einen qualvollen Erstickungstod erleiden mussten", sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Es brauche in der Kulturlandschaft eine Regulation durch Jagd. Ein Großteil der Deutschen befürwortet das: In einer aktuellen repräsentativen Civey-Umfrage haben 8 von 10 Menschen angegeben, dass Jagd ethisch vertretbar ist, wenn Bestände von Tierarten reguliert werden. Über ethische Grundsätze bei der Jagd diskutieren auf dem Bundesjägertag in Bonn am 21. Juni 2025 rund 400 Delegierte sowie Gäste aus Politik, Wissenschaft und Verbänden.
Verbreitungsschwerpunkt im Nordwesten
Den Verbreitungsschwerpunkt hat die Nilgans laut den jetzt vorliegenden WILD-Daten im Nordwesten Deutschlands. Von dort aus breitet sie sich nach Osten und Süden aus. In Bremen haben knapp unter 100 Prozent der teilnehmenden Reviere ein Vorkommen gemeldet, ebenfalls viele Meldungen gibt es in Hamburg und Nordrhein-Westfalen. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen liegt der Wert unter 25 Prozent. Die Graugans kommt schwerpunktmäßig in der Norddeutschen Tiefebene vor, die geringste Verbreitung hat die heimische Gans in Baden-Württemberg, Saarland und Thüringen.
Nilgans verdrängt sogar Greifvögel vom Nest
Im Jahr 2017 hat die EU die Nilgans in die Liste der gebietsfremden invasiven Arten aufgenommen. Damit einher geht für Deutschland die Verpflichtung, ihren Bestand einzudämmen. Die Gans ist sehr konkurrenzstark und kann heimische Wasservogelarten verdrängen, sogar Störchen und Greifvögeln macht sie den Brutplatz streitig. Im Siedlungsbereich sorgt die Nilgans durch Verkotung von Liegewiesen und Badegewässern für Konflikte, zudem durch Fraß auf landwirtschaftlichen Flächen.