(Quelle: Kauer/DJV)

So etwas, erlebt man nur einmal!

1. Januar 2018 (Kasparek/privat) Berlin

Es sollte mein erster nächtlicher Ansitz werden, doch erstens läuft es anders und zweitens als man denkt.

#jaeben18 (Quelle: Kasparek/privat)

Ich war unglaublich aufgeregt und nervös zu gleich. Dick eingepackt in meinen viel zu großen, geliehenen Jagdklamotten stand ich bereit zur Abfahrt im Flur. Das Fernglas um den Hals und den Schal bis ins Gesicht gezogen ging es endlich los. Der vermeintlich geeignete Hochsitz war bereits ausgesucht und so ließen wir unser Auto am Wegesrand stehen, um die letzten paar Meter zu Fuß zu gehen. 


Rund und groß stand der Mond am Himmel und erhellte den Wald um uns herum erstaunlich gut. Mein Herz fing an etwas schneller zu schlagen und mein Atem schlug immer öfter kleine Nebelwolken in die Luft, denn so nachts im Wald unterwegs zu sein, ist schon was Anderes. Jedenfalls für mich. Langsam machten wir uns auf den Weg und pirschten uns leise in Richtung Hochsitz. Hier und da ein Knacken und Rascheln und sofort war der Jackenärmel meines Freundes meiner. Fest im Griff ging es weiter. Links von uns ein großes Waldstück, uneinsichtig und schon etwas gruselig. Rechts von uns ein Senfschlag, welcher Hüfthoch stand und frostig im Mondlicht schimmerte.


Im Schlagschatten gingen wir Schritt für Schritt als plötzlich neben uns Senf etwas raschelte. Wir blieben stehen und lauschten, doch es war nur kurz und dann sofort wieder ruhig. Meine Augen weit aufgerissen, wohl wissend dass meine Sehkraft dadurch nicht besser wird, versuchte ich etwas zu erkennen. Einen Schatten, eine Bewegung, irgendwas… doch da war nichts. 


Mein Herz fing schneller an zu schlagen und immer wieder blickte ich mich um. Nicht dass ich in der Aufregung irgendetwas verpassen würde. Auf leisen Sohlen pirschten wir weiter und da, wieder ein Rascheln, kurz danach ein lautes schnauben. Nun waren meine Knie endgültig weich und ehe ich mich versah, war mein Freund schnelles Schrittes auf dem Weg zur oben liegenden Ecke des Schlages. Ich hatte Mühe hinterher zu kommen doch die Spannung in meinem Körper lies mich nicht anhalten. Das Rascheln und schnauben wurde immer lauter und schneller und der Senf wackelte sichtlich in unsere Richtung als an der Ecke angekommen ein dickes Schwein aus dem Senf gerannt kam. 


Ich blickte meinem Freund über die Schulter als der Schuss fiel. Es war keine Zeit sich die Ohren zu zuhalten und ich hatte das Gefühl, ich sei kurze Zeit taub und blind. Durch das Feuer konnte ich außer kleiner Sterne nichts erkennen und meine Ohren piepten wie ein Tinnitus. Dann war stille. Mein Freund drehte sich um, sah mich an und erst dann konnte ich sein breites Grinsen im Gesicht erkennen. Ich wünschte ihm ein Waidmannsheil, ohne überhaupt realisiert zu haben, was da eben geschehen war. Ein paar Minuten ließen wir die Zeit verstreichen und machten uns dann los, um den Anschuss zu kontrollieren. Tatsächlich, da lag es. So ein großes Wildschwein hatte ich noch nie gesehen und schon gar nicht so dicht. Es war unglaublich. Ana Kasparek