(Quelle: Kauer/DJV)

Für das Gemeinwohl am Abzug

1. Januar 2016 (Sonnenberger/privat) Berlin

Georg Sonnenberger, Volontär beim Donau-Kurier, hat Jäger Daniel Putschögel zur Jagd begleitet und beschrieben, wie er die Pirsch und den Ansitz erlebt hat.

#Jaeben16
#Jaeben16 (Quelle: Sonnenberger/privat)

An einem heißen Sommerabend pirscht Daniel Putschög durch das Unterholz der Nöttinger Heide zwischen Geisenfeld und Ernsgaden. Im Wald ist es weniger schwül als auf freiem Feld. Nur der gedämpfte Lärm der nahen Bundesstraße sowie ab und zu ein zwitschernder Vogel stören die Stille im Wald. Putschögl trägt eine beige Hose, ein grün-weißkariertes Hemd, grüne Gummistiefel und eine braune Schiebermütze. In der einen Hand hat er ein Gewehr mit großem Zielfernrohr und in der anderen einen sogenannten Pirschstock, auf dem er das Gewehr ablegen kann, um sicher zielen zu können. Gemeinsam mit seinem Großvater kümmert er sich um ein 81 Hektar großes Jagdrevier. Das entspricht etwa 113 Fußballfeldern. Gerne gehe er zusammen mit seinem Opa auf die Jagd. 'Er bringt mir handwerklich viel bei', sagt er. Der 24-Jährige studiert BWL an der THI und schreibt gerade seine Bachelorarbeit in einem Münchner Unternehmen, das in der Kosmetikbranche tätig ist. Drei bis vier Tage der Woche verbringt er in München, den Rest in Ingolstadt. Doch seine Leidenschaft ist die Jagd. 'Mein Opa hat mich damals rangeführt', erzählt er. Im Alter von 15 habe er dann den Jugendjagdschein gemacht. Am liebsten verbringe er jede freie Minute in der Natur.

Heute will er einen Rehbock erlegen, denn weibliche Rehe haben bis September Schonzeit. Um einen Bock anzulocken, wendet er die Technik des Blattens an. Dabei bläst man in ein pfeifenähnliches Gerät. Der Ton, der dabei entsteht, klingt wie ein Rehkitz, das nach seiner Mutter ruft. Auf diese Art werden paarungswillige Rehböcke angelockt, da diese wissen, wo ein Kitz ruft, ist ein Reh nicht weit. Doch das Blatten bringt an diesem Tag keinen Erfolg.

Deshalb streift Putschögl weiter durchs Revier. Am Waldrand zur Bundesstraße hat er Wildäcker angelegt. Dort wachsen Pflanzen, die Tiere gerne fressen. Die Arbeitmacht er sich aus Eigennutz, denn wenn das Wild Schäden in den angrenzenden Feldern anrichtet, muss der Jäger dafür finanziell aufkommen. 'Richtig füttern darf man aber nur in Notzeiten', erklärt er. Ein Zaun hindert das Wild, auf der Bundesstraße überfahren zu werden. 'Jäger machen viel mehr, als Tiere zu erschießen', erzählt er. So hänge er beispielsweise auch noch Vogelhäuschen auf, oder sorge für Salzlecken, die die Tiere widerstandsfähiger machen.

Natürlich gehört aber auch das Jagen zu seinen Pflichten. Er halte sich dabei genau an den Abschussplan. Zwei Wildschweine und zehn Rehe erlege er im Jahr ungefähr. Das reiche aber längst nicht aus. Allein Wildschweine würden sich aufgrund des Maisanbaus für Biogasanlagen rasant vermehren. Deshalb veranstaltet Putschögl alle zwei Jahre eine Treibjagd auf Wildschweine, zu der er auch andere Jäger einlädt. Zudem müssten die Füchse kurzgehalten werden, da diese sich besonders in der Nähe von Siedlungen stark vermehren würden. 'Mir kommt es aber nicht auf die Trophäe an, sondern das Erlebnis zählt', erklärt der 24-Jährige.

Um an diesem Tag doch noch etwas vor die Flinte zu bekommen, sucht er nun seinen Lieblingshochsitz auf, die Weiherkanzel. 'Man kommt hier zur Ruhe und kann nachdenken', findet er. Die Aussicht in drei Metern Höhe ist tatsächlich sehr idyllisch. Man blickt direkt auf einen Fischteich, in dem Putschögl vier Karpfen ausgesetzt hat. Auch ein Biber soll zuweilen dort zu sehen sein. Hinter dem Weiher erstreckt sich eine sehr große Lichtung, auf der nur ein paar vereinzelte Baumgruppen den Tieren Deckung bieten.

Als Putschögl auf dem Hochsitz Platz genommen und sich bereit für den Schuss gemacht hat, fängt es an zu regnen. 'Rehe sind Wiederkäuer und müssen alle vier Stunden fressen', weiß Putschögl. Die Chancen stehen also gut, heute noch zum Schuss zu kommen.

Der Tag neigt sich nun dem Ende entgegen. Die Stechmücken, die durch die Nähe des Teichs ideale Bedingungen vorfinden, stürzen sich in Scharen auf den Jäger. Weiterhin hält Putschögl das Gewehr im Anschlag. Zu Hause muss er die Flinte in einem Waffenschrank einsperren. 'Ich wurde aber noch nie überprüft', erzählt er. Um eine Waffe besitzen zu dürfen, ist der Jagdschein notwendig. 2.000 Euro zahle man zurzeit für einen dreiwöchigen Lehrgang inklusive Prüfung. 'Man muss Vögel am Gesang erkennen, Fährten lesen und nicht nur schießen', berichtet er. Während die Jagd früher eine reine Männerdomäne war, würden heutzutage auch immer mehr Frauen den Jagdschein machen. Wer sich als Jungjäger noch nicht die Pacht für ein eigenes Revier leisten könne, suche oft über Facebook-Gruppen nach Einladungen von älteren Jägern.

Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und noch immer ist kein Tier auf der Lichtung aufgetaucht. 'Manchmal sieht man nichts und manchmal viel', kommentiert Putschögl seinen Misserfolg mit stoischer Ruhe. Er wird es gleich am nächsten Tag wieder probieren. Georg Sonnenberger