(Quelle: Kauer/DJV)

Zeitumstellung erhöht Wildunfall-Risiko

26. März 2020 (DJV) Berlin

Im Frühjahr herrscht Hochbetrieb in Wald und Flur: Das erste Grün lockt Pflanzenfresser wie das Reh. Die Folge: mehr Wildunfälle. Aktuelle Zahlen zeigen: Im April und Mai kracht es am meisten. DJV gibt 10 Tipps für den Ernstfall.

Besonders unfallträchtig sind Straßen entlang der Wald-Feld-Kante oder durch den Wald.
Besonders unfallträchtig sind Straßen entlang der Wald-Feld-Kante oder durch den Wald. (Quelle: Kapuhs/DJV)

Am kommenden Sonntag (29. März 2020) werden die Uhren eine Stunde vorgestellt, der Berufsverkehr fällt über Nacht in die Dämmerung. Insbesondere Vegetarier wie das Reh sind dann vermehrt auf Futter- und Reviersuche. Nach einer langen Fastenzeit müssen sie Energievorräte auffüllen. Besonders unfallträchtig: die Zeit von 6 bis 9 Uhr im April und Mai. In den frühen Morgenstunden passieren jeweils mehr als doppelt so viele Wildunfälle wie im März. Das hat eine aktuelle Auswertung von knapp 12.500 Datensätzen aus den Jahren 2017 bis 2019 des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ergeben. Grundlage ist das bundesweite Tierfund-Kataster (www.tierfund-kataster.de).

Besonders unfallträchtig sind laut DJV Straßen entlang der Wald-Feld-Kante oder durch den Wald. Hier gilt: Geschwindigkeit drosseln. Wer Tempo 80 statt 100 fährt, verkürzt den Bremsweg bereits um 25 Meter. Ist ein Tier in Sicht, kontrolliert bremsen, abblenden und hupen. Ist ein Zusammenstoß unvermeidbar: Bremspedal durchtreten, Lenkrad festhalten. Unkontrollierte Ausweichmanöver erhöhen das Unfallrisiko. Danach Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen, Unfallstelle absichern und Polizei kontaktieren.

Weitere Daten und Fakten gibt es im Internet: www.jagdverband.de/wildunfall. Mit der Video-Kampagne "Tiere kennen keine Verkehrsregeln" informieren DJV und ACV Automobil-Club Verkehr zudem über Wildunfälle: www.wildunfall-vermeiden.de

Wie lässt sich ein Wildunfall verhindern?

  • Geschwindigkeit reduzieren entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder.
  • Besonders gefährlich: neue Straßen durch Waldgebiete, da Tiere gewohnte Wege nutzen.
  • Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein – Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.

Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei rufen.
  • Achtung Infektionsgefahr: tote Tiere mit Handschuhen anfassen. 
  • Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wild nicht mitnehmen, Wilderei ist strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
  • Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.

Jeder kann helfen: Mit dem Tierfund-Kataster werden im Straßenverkehr getötete Wildtiere erstmals bundesweit systematisch erfasst. Die gesammelten Daten können helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Über die Tierfund-Kataster-App lassen sich Daten unterwegs und schnell erfassen. Sie ist kostenlos und als iPhone-App und Android-App erhältlich. Bisher haben etwa 17.000 Nutzer mehr als 69.000 Funde gemeldet.

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein hat das Kataster entwickelt. Seit 2017 beteiligt sich der DJV mit dem Tierfund-Kataster an einem Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen. Ziel: gemeinsam mit der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg herausfinden, wie sich die Zahl der Wildunfälle reduzieren lässt.