(Quelle: Kauer/DJV)

Nicht nur ein Erlebnis, sondern eine verankerte Erinnerung

1. Januar 2018 (DJV/privat) Berlin

Meine Familie ist eine traditionelle Jägerfamilie.

#jaeben18 (Quelle: DJV/privat)

Meine Familie ist eine traditionelle Jägerfamilie. Mein Großvater war ein sehr ehrgeiziger Mensch. Er besaß einen Schießstand und mehrere Reviere. Somit wuchs ich direkt in die Jägerei mit rein. Als Kind begann es mit Tontauben auflesen, Pflege und Hege des Schießstandes bis hin zur Essensausgabe beim Parcoursschiessen. Man kam mit vielen jungen und alten Jägern in Kontakt. Man hörte gespannt den Erlebnissen zu und saugte jede noch so kleine Erzählung auf. Manchmal weckte er mich spät abends und sagte: 'Möchtest du mitkommen, die Taschenlampe halten?' Egal, ob es 23 Uhr nachts war. Ich war dabei. Mein Vater zog es auch genauso in die Tradition und büffelte erfolgreich für seinen Jagdschein. Mit dem besten Lehrer an seiner Seite. Seinem Vater! Sie gingen oftmals gemeinsam auf Jagd, was für ihn eine große Bedeutung hatte. Denn mein Großvater konnte die Jagd nicht weiter fortführen. So schoss er einen letzten Bock und übergab das Revier meinem Vater.

Lange stellte ich mir die Frage, ob ich das auch schaffe. Ich behielt die Gedanken für mich und lauschte meinem Vater bei seinen Gesprächen und Erzählungen. Bis diesen Sommer die Gedanken in meinem Kopf immer lauter wurden. Kaum ausgesprochen, war mein Vater so aufgeregt und stolz. 'Meine Kleine macht den Jagdschein.' So saß ich ziemlich schnell mit auf dem Ansitz. Erste Lehrstunde für mich. Mein Vater sagte: 'Um 19.30 Uhr kommt der Bock.' Ich schaute auf die Uhr, es war 18:30 Uhr. Wir lauschten. Er flüsterte: 'Die Vögel sind Petzen, merke dir das! Wenn der Wald ruhig ist und sich was bewegt, reagieren die Vögel.' Ich konnte es nicht so recht glauben, aber plötzlich stand der Bock da. Er leuchtete rotbraun durch das trockene Gras. Wunderschön, wie er da stand. Es wurde still. Er gab mir ein Handzeichen. Und kurz darauf folgte ein lauter Knall. Der Bock sprang einen halben Meter hoch, danach brach er zusammen. Nach einigen Minuten gingen wir runter. Da lag er. Etwa 80 Meter von der Kanzel entfernt.

Dann suchte mein Vater ein Eichelblatt für den Bruch. Ein, wie ich finde, wichtiger Brauch. 'Weidmannsheil', sagte ich, 'Weidmannsdank' kam zurück. So schnell lernte ich auch die wichtigen Teile des Anstandes unter Jägern.Wir suchten uns einen geeigneten Platz zum Aufbrechen. Somit konnte ich miterleben, wie hart und gleichzeitig interessant diese Arbeit ist. Ich sog die Momente nur so auf. Ich half stolz und tatkräftig mit und so luden wir den Bock auf und traten den Heimweg an.

Das Adrenalin des Erlebten senkte sich langsam. Ich wusste, das ist mein erstes wichtiges Jagderlebnis. Nach dem Versorgen tranken wir im Keller ein 'Weidmannsbier' und beendeten den Abend mit einer sehr emotionalen Umarmung. 'Meine Kleine...', flüsterte Papa. Ein paar Tage später brachte er mir stolz als Erinnerung an unseren Ansitz das Gehörn mit. Es hängt seitdem in meiner Küche. Und es ermutigt mich den Jagdschein in Angriff zu nehmen - ohne Zweifel !