(Quelle: Kauer/DJV)

"Mein Traum ist es, in den Bundeskader zu kommen"

9. Juli 2015 (DJV) Berlin

Der neue Vize-Europameister der Junioren im jagdlichen Schießen kommt aus Niedersachsen und heißt Hannes Mester. Im DJV-Interview verrät der 18-Jährige, wie man drei Tage Schießwettkampf bei 38 Grad Celsius überlebt und was er für die Zukunft plant.

Hannes Mester beim Flintenschießen.
Hannes Mester beim Flintenschießen. (Quelle: Mester)

DJV: Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz in der Juniorenklasse bei den Europameisterschaften im jagdlichen Schießen. War das Ihre erste Europameisterschaft?

Mester: Ja, es war die Erste. Ich habe schon viele Bezirks- und Landesmeisterschaften geschossen und auch schon Bundesmeisterschaften mitgeschossen. Aber eine Europameisterschaft ist schon noch mal was anderes, das ist das Toplevel.

Während wir hier in Deutschland bei 38 Grad im Schatten gedöst haben, haben Sie in Tschechien auf Wild- und Wurfscheiben geschossen. Wie waren die Bedingungen?

Ähnlich heiß. An den Trainings- und Wettkampftagen (Anm. d. Red., der Wettkampf erstreckt sich über drei Tage) hatten wir tagsüber Temperaturen zwischen 32 und 38 Grad. Das ging hart an die Konzentrationsgrenze.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe viel Wasser getrunken, mindestens drei bis vier Liter. Trinkt man zu wenig, bekommt man Kopfschmerzen und wird unkonzentriert. Besonders beim Kugelschießen habe ich extrem geschwitzt, weil ich da eine dicke Jacke trage, damit ich den Herzschlag nicht so spüre und ruhiger bin.

Die Juniorenklasse im Europäischen Wettbewerb geht bis 21 Jahre, in Deutschland bis 27 Jahre. Macht das für Sie einen Unterschied, wenn Sie an den Start gehen?

Nicht so richtig. Klar ist es so, dass man in Deutschland denkt, "Da schießen noch Leute, die haben fünf oder sechs Jahre länger trainiert als ich.", aber ich weiß auch, was ich kann. Es ist natürlich auch logisch, dass zur EM keine schlechten Schützen an den Start gehen und dass es schwer wird. Aber ich denke, ich habe ein gutes Selbstvertrauen, ich kenne die Leistung, die ich bringen kann.

Motiviert Sie der zweite Platz bei der EM und wo sehen Sie sich in Zukunft?

Natürlich spornt das an! Mein Traum wäre es, in den erweiterten Bundeskader zu kommen und für Deutschland zu schießen. Ein erster Platz in der Juniorenklasse bei der EM wäre auch super. Das Oberhighlight wäre natürlich die Europameisterschaften zu gewinnen…

… und das ist ein langer Weg. Die Leistungsdichte in der offenen Klasse ist extrem. Da entscheiden zwei Punkte, ob man das Treppchen schafft, oder nicht.

 „Das war in der Juniorenklasse schon ähnlich. Der erstplatzierte, schwedische Junior war auch nur drei Punkte vor mir. Eine Wurfscheibe bringt vier Punkte. Sowas ist natürlich ärgerlich. Ich weiß aber, wenn ich mich reinknie, dann kann ich das auch schaffen.

Sie klingen sehr motiviert. Liegt das Schießen bei Ihnen in den Genen?

Meine Mutter ist heute noch eine aktive Sportschützin im Kleinkaliber und Luftgewehr. Sie hat in der Vergangenheit auch ziemlich viele Titel und Meisterschaften gewonnen. Aber auch mein Vater hat es mir vererbt. Als ich 14 war, meinte er "Hannes, willst du nicht mal mit zum jagdlichen Schießen kommen?". Mit 15 habe ich durch eine Sondergenehmigung mitschießen dürfen und dann gleich den Jugendjagdschein gemacht. Ohne meinen Vater wäre ich da nicht in die Gänge gekommen. Er unterstützt mich auch heute noch finanziell, da das jagdliche Schießen auch nicht billig ist.

Was kostet denn so ein Trainingstag?

Das können Sie sich leicht ausrechnen: An einem Trainingstag verschieße ich 150-200 Schuss Schrot und gute 30-40 Schuss Hornet.

Wie häufig trainieren Sie?

Ich trainiere zwei Mal die Woche, zwei bis drei Stunden auf dem Schießstand Ohrensen (Horneburg). Mit dem Niedersachsenkader trainiere ich unter Ralf Möller auch in Liebenau das Parcoursschießen. Das kam mir natürlich auch in Tschechien zugute.

Das ist schon ziemlich zeitaufwendig.

Ja, schon. Ich mache ja nebenher noch eine kaufmännische Ausbildung in der Lebensmittelbranche.

Kommt man da überhaupt noch zur Jagd?

Ich denke, ich kann mir die Zeit gut einteilen. Zur Jagd gehe ich meistens am Wochenende. Da ich relativ früh Feierabend habe, kann ich unter der Woche trainieren. Die Jagd darf natürlich nicht unter dem Schießen leiden. Ich bin auch ein leidenschaftlicher Jäger.

Worauf jagen Sie am liebsten?

Am liebsten jage ich auf Schwarzwild, aber ich mag auch Rehwild. Ich gehe in Stemmen/Sittensen zur Jagd.

Liegt Ihnen dann die Kugeldisziplin mehr?

Eigentlich nicht. Mir liegen beide Disziplinen gleich gut. Beides macht mir auch gleich viel Spaß.

Haben Sie einen jagdlichen Traum?

Mein Traum wäre eine Jagdreise nach Alaska, um dort Elch und Wolf zu jagen.

Welche Waffen schießen Sie im Wettbewerb?

Als Flinte schieße ich die Rizzini Primeer Sporting in 12/70. Meine Büchse ist eine Weihrauch Hornet.

Haben Sie noch etwas, was Sie loswerden wollen?

Ich möchte meinem Vater, Axel Mester, für seine großzügige Unterstützung danken, ohne die das alles gar nicht möglich wäre. Außerdem möchte ich Bernd Dalinghaus, meinem Betreuer, danken.

 

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