(Quelle: Kauer/DJV)

Die Jagd ist alle Tage neu: Unverhofft und spannend!

1. Januar 2018 (Rusack/privat) Berlin

Beim gemeinsamen Fuchsansitz haben Henning Rusack und seine Freundin eine ganz besondere erste Begegnung.

#jaeben18 (Quelle: Rusack/privat)

Erst seit kurzem stehen die Felder in unserem Revier eher braun statt grün. Stoppel und Rundballen, soweit das Auge reicht. Eine gute Gelegenheit sich aufzumachen, einen Fuchs zu erlegen. Ich packte meine Sachen zusammen, nahm das Gewehr und stiefelte zum Auto. Meine Freundin begleitete mich. Im Revier angekommen, hatten wir uns ein schönes Plätzchen ausgeguckt. Mit dem Rücken am Rundballen lehnend, suchten wir immer wieder die Stoppeln und das benachbart noch stehende Getreide ab.In der Ferne stand ein Rudel Damwild. Leise zog ein Bock an uns vorüber und Herr Mümmelmann ließ sich selbst von unserem Wind nicht stören, weiterhin den leckeren Klee auf der Fläche rechts von uns zu kosten. Ein wunderbarer Sommerabend mit wirklich schönem Anblick. Ein fast kitschiger roter Sonnenuntergang und leises Vogelgezwitscher machten den Abend wildromantisch. Auch meine Freundin war Feuer und Flamme. Nur in der Ferne hörte man noch das geschäftige Treiben der Landwirtschaft. Langsam wurde es dunkler und damit auch leise. Die Vögel hörten auf zu singen und die Dämmerung setze ein. Stille. Für mich begann nun die spannende Phase und meiner Freundin war es fast schon ein wenig unheimlich. 


Noch einmal suchten wir die Umgebung ab und da, tatsächlich ein Fuchs. Im letzten Büchsenlicht kaum zu erkennen. Leider zu weit entfernt, behielten wir beide ihn genau im Blick. Er war eifrig dabei zu mausen und dennoch aber stets wachsam. Die Zeit verstrich beinahe wie im Fluge und der Punkt war nahe, die Koffer zu packen, als wir hörten, wie weit hinter uns das Rehwild anfing zu schrecken. Der Wald wurde unruhig und die Nervosität meiner Freundin stieg mit gleich. 'Vielleicht ja Sauen!' flüsterte ich ihr zu. - Wie gerne wäre sie jetzt nach Hause gefahren. 


Ich hoffte also auf eine Rotte Sauen, die sich ihren Weg durch den Busch bahnte und meine Gedanken drehten schon Pirouetten: 'Die Sauen wissen genau, wo die Stoppel sind.' 'Ganz in der Nähe verläuft ein alter Fernwechsel.' 'Das Licht wird in jedem Fall noch reichen.' 'Wenn es ein einzelnes Stück ist, dann wird das Ansprechen schwer!' 'Mensch, das Rehwild und mittlerweile sogar Damwild ist aber sehr nervös.'… Das Schrecken wurde lauter und kam näher. Rehwild und Damwild schreckte gleichermaßen. Da! Durchs Glas meinte ich etwas auf dem Stoppelacker zu erkennen. Zu weit weg, aber definitiv keine Sau. Ein Reh! Es zog langsam die Ackerkante hinunter, spitz auf uns zu. Ich wies meine Freundin darauf hin und angestrengt versuchten wir es durch das Fernglas zu verfolgen. Spitz, im letzten Licht, braunes Stück auf braunem Grund - nicht einfach! 

Zu unserer anderen Seite ästen ein Tier und ein Kalb. Dicht beieinander, sichtlich angespannt und sehr aufmerksam. Bestimmt wegen des Schreckens, denn gesehen haben, konnten sie uns nicht. Immer wieder warfen sie auf, um zu sichern und vermittelten uns so das Gefühl, dass irgendwo irgendwas sein musste. Ich glaste die Fläche ab, wieder zurück zu dem Reh. Ich beobachtete es. Es zog nun breit - und schnell! Es schien nicht flüchtig, aber schnell! Komisch irgendwie, die Form passte nicht mehr zu einem Reh. Für Raubwild zu groß! Eine Sau war es nicht und auch kein Stück Damwild. Ich habe es nicht mehr aus den Augen gelassen, während es schneller werdend, diagonal über den Stoppel in Richtung Tier und Kalb ziehend, dichter kam. Jetzt auf einmal klar zu erkennen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. 'Ein Wolf!' flüsterte ich zu meiner Freundin: 'Ein Wolf!' Ich griff zur Vogelklage, keine Reaktion. Im Gegenteil, er wurde flüchtig und jagte das Tier mit dem Kalb an. Schreckend flüchteten sie mit lautem Krach durch das Getreide dem Wald entgegen. Weiteres Wild schreckte, der ganze Wald war in Aufruhr. Der Wolf hinterher und die Bühne war leer. Beängstigend!

Wow, was war da gerade passiert? So schnell wie es anfing, war es auch schon wieder vorbei! Wir warteten. Es war spannend solange man den Wolf gesehen hatte und ungewiss als er außer Sichtweite war. Ein bisschen weiche Knie hatten wir wohl beide. Das war also unsere erste Begegnung mit einem Wolf! Sichtlicht angespannt und aufgekratzt machten wir uns bald auf den Weg nach Hause. Am darauf folgenden Morgen in aller Frühe ließen wir es uns nicht nehmen, nochmal an die Stelle zurück zu kehren: Kein Riss, kein Schweiß, kein Haar. Die zwei schienen es geschafft zu haben. Was blieb, waren die Spuren und Fährten im Sand und ein unglaublich spannendes Erlebnis auf der Jagd. Henning Rusack