(Quelle: Kauer/DJV)

Vom Kaffeetisch zum Jagdschein

23. Oktober 2019 (Tempelhoff/privat) Berlin

Als begeisterter Wildtierfotograf konnte Manfred Tempelhoff einem Nicht-Jäger die Natur, das Wild und die Jagd näherbringen. Die gemeinsamen Stunden in der Natur prägten und führten letztlich zur erfolgreichen Jägerprüfung.

#jaeben19
#jaeben19 (Quelle: Tempelhoff/privat)

Es begann vor 4 Jahren bei einer gemütlichen Kaffeerunde mit einer befreundeten Familie und einem Anruf den ich als störend empfand. Ein bekannter Jäger rief mich an und teilte mir mit, dass er einen starken Rehbock im Anblick hatte, der es wert wäre, abgelichtet zu werden.

Nachdem ich mich bei unseren Bekannten für die Störung entschuldigt hatte, wollte meine Frau wissen was denn so wichtig war, um Sonntagnachmittag während der Kaffeezeit anzurufen. Ich gab Auskunft und bereitete meine Frau darauf vor, dass sie diesen Abend wieder allein verbringen würde.

Ab diesem Zeitpunkt drehte sich das Gespräch am Kaffeetisch nur noch um mein Hobby, die „Wildtierfotografie“.  Die Aufforderung mein Notebook zu holen ließ nicht lange auf sich warten. Nun ging das Fachsimpeln über Belichtung, Verhalten im Revier, Wind, die beste Zeit des Auf- und Abbaumens usw. los. Ab diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich zum Teil für meinen Bekannte unverständliches Zeug erzählte. Trotz seiner teilweise skeptischen Blicke, blieb ich im Rahmen unseres Weitern Gesprächs, konsequent bei der Verwendung der „Jägersprache“. Was sich im Nachhinein als richtig erwies, denn je mehr Begriffe aus der „Jägersprache“ vielen, je größer wurde sein Interesse.

Im Laufe des Gesprächs tauchte natürlich auch die Frage auf, wie ich zu dem Hobby gekommen bin. Ich erläuterte, dass ich ab meiner frühesten Kindheit, mich am liebsten im Wald aufgehalten habe. Hirsch und Co, aus den Harzwäldern, übten einen größeren Reiz auf mich aus, als alles andere. Sicher hat mein Großvater an meinem Interesse  einen gehörigen Anteil an Schuld, wies er mich doch schon sehr früh in viele Geheimnisse des Waldes und der Jagd ein.

Die Frage der Möglichkeit einer Teilnahme an einem Abendansitz ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem ich die Frage seiner Teilnahme mit dem Jäger geklärt und das ok erhalten hatte, wurde sofort eine Belehrung über Sicherheit, Verhalten auf der Kanzel  usw. durchgeführt.

Pünktlich zur verabredeten Zeit war mein Bekannter am vereinbarten Treffpunkt und nun begann das große Abenteuer. Die Zweige knackten, das trockene Laub raschelte unter seinen Füßen und ständig prasselten Fragen auf mich ein. Nach mehreren kritischen Blicken meinerseits wurde es auf unserem Anmarsch zur Kanzel ruhiger.

Nachdem sich jeder auf der Kanzel eingerichtet hatte begann das große Warten, aber es wurde nicht langweilig, da Eichelhäher, Gimpel, Buntspecht und Co. uns die Zeit vertrieben. Schon ab dem Zeitpunkt als der Buntspecht auftauchte war staunen angesagt. Hatte mein Bekannter doch noch nie diesen Vogel bei seiner „Arbeit“ beobachtet und konnte dementsprechend seine Bedeutung für den Wald nicht einschätzen. Ich konnte im Rahmen der „Wartezeit“ mit meinen  Erläuterungen kaum folgen.

So verflog die Zeit und dann stand er da und absolute Ruhe war angesagt. Der Fotoapparat trat in Aktion. Nachdem ich eine Serie geschossen hatte, wurde im Flüsterton über das Ansprechen des Stückes gesprochen. Es vielen solche Begriffe wie Träger, Haupt, Gehörn usw.

Nach ca. 15 Min. traten weitere Stücke auf die Lichtung, der Fotoapparat musste wieder ran und anschließend gab es weitere Flüstergespräche zum Thema Ricke und Schmalreh.

Plötzlich drehte der Wind, die Stücke bekamen Witterung und sprangen unter der Abgabe von Schrecklauten ab, was natürlich für meinen Bekannten auch neu war.

Nach ca. 30 Min. Wartezeit baumten wir ab. Auf dem Weg zum Auto hatten wir nur das Thema Reh, Rot- und Damwild, Schwarzwild, Fuchs usw.

Bei unserer Verabschiedung kam natürlich die Frage“ kann ich noch mal mit“?

Nach mehreren gemeinsamen Abendansitzen auf Reh- Damwild und herrlichen Sonnenuntergängen merkte ich das sein Interesse am Thema Jagd ständig größer wurde. Nach Absprache mit dem Jagdpächter sprach ich ihn an, ob er gemeinsam mit mir an einer Drückjagd als Treiber teilnehmen wolle, was er sofort bejahte.

Die Teilnahme hinterließ  ihre Spuren, die Eröffnung, das Treiben und das Strecke legen mit den entsprechenden Jagdsignalen waren auf unserer Heimfahrt das Thema.

Nach der Teilnahme an einer weiteren Drückjagd trat er mit der Frage an mich heran, ob ich wüsste wo und wie man die Jagdprüfung ablegen könne. Ich suchte das Gespräch mit mir bekannten Jägern, die mir eine Jagdschule empfahlen.   Er meldete sich an und bestand die Prüfung.

Nun kann ich ihn Fragen ob ich mit ihm gemeinsam auf Jagd oder selbstständig auf Fotojagd gehen kann.

Natürlich trat im Rahmen unserer gemeinsam verbrachten Zeit auch die Frage auf warum ich keinen Jagdschein gemacht habe. Ich gestehe „das rote Handwerk ist nichts für mich“, aber ich beteilige mich an Arbeiten im Revier und ich ziehe den Hut vor jedem Jäger, vor seiner Arbeit im Revier, vor dem umfangreichen Wissen zu den Themen Wald, Wild und Naturschutz. Ich bin als begeisterter Naturfreund und Nicht-Jäger, Mitglied im Landesjagdverband Brandenburg.

 

Von Manfred Tempelhoff

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