(Quelle: Kauer/DJV)

Beim Urlaub hört der Tierschutz auf

1. Juli 2015 (djv) Berlin

Bei vielen Haustierhaltern hört der Tierschutz zur Ferienzeit auf. Das darf nicht sein, appellieren die Jäger, weil nicht nur Haus- sondern auch Wildtiere darunter leiden.

Wohin mit dem Vierbeiner wenn die Familie in den Urlaub fährt? Viel zu oft werden Katzen einfach vor die Tür gesetzt und Hunde am nächsten Rastplatz „vergessen“. Das hat doppelt Folgen: Der Besitzer verstößt nicht nur gegen Regeln des Tierschutzes, er gefährdet auch heimische Wildtiere. "Die Verantwortung für ein Haustier endet nicht zur Ferienzeit. Schon bei der Urlaubsplanung muss berücksichtigt werden, wo das Haustier untergebracht werden kann", appelliert der Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und Veterinär, Dr. Wolfgang Bethe.

Während herrenlose Hunde oft im nächsten Tierheim landen, werden besonders Katzen zur Gefahr für Vögel, Amphibien und kleine Säugetiere. Jüngst haben Forscher der Universität Exeter in Großbritannien nachgewiesen, dass selbst verantwortungsvolle Katzenhalter die Schäden ihrer Lieblinge ignorieren. Die Forscher hatten in zwei britischen Dörfern 45 Katzenbesitzer auf die Jagdstrecken ihrer insgesamt 86 Katzen aufmerksam gemacht und waren auf taube Ohren gestoßen. Die Katzenhalter wiesen nicht nur die offensichtliche Faktenlage zurück, sondern verweigerten auch mögliche Präventivmaßnahmen, wie etwa die Begrenzung des Freigangs für ihre Lieblinge oder die Kastration.

Der DJV fordert seit Jahren das Paderborner Modell, das eine Registrierungs- und Kastrationspflicht für Hauskatzen vorsieht. Sind Haustiere einmal registriert, kommt der Halter nicht so leicht aus der Verantwortung. Die Kastration stoppt die ungeplante Vermehrung. Nur so kann der Teufelskreis von mehr und mehr verwilderten Hauskatzen durchbrochen werden. "So lange diese Maßnahme nicht umgesetzt ist, rufen wir alle Jäger dazu auf, verwilderte Katzen fernab von Siedlungen in Kastenfallen lebend zu fangen und im nächsten Ordnungsamt abzugeben", sagt Dr. Wolfgang Bethe. "Das ist zwar eine Verlagerung des Problems auf Kosten der ohnehin schon unterfinanzierten Tierheime, aber das ist offenbar der Wunsch der Gesellschaft."

Der deutsche Tierschutzbund (DTB) schätzt die Zahl der verwilderten Katzen in Deutschland auf etwa zwei Millionen. Hochrechnungen auf Basis zahlreicher Studien belegen, dass verwilderte Katzen und Hauskatzen in Deutschland mindestens 100 Millionen Vögel pro Jahr und 300 Millionen kleine Säugetiere erbeuten. Nicht umsonst listet die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Katze auf Platz 39 der 100 gefährlichsten invasiven Arten.

Seit Jahren belegen internationale Studien den Einfluss von Katzen auf die heimische Fauna. In den USA erbeuten Hauskatzen bis zu vier Milliarden Vögel. Nach Angaben der britischen Mammal Society sind es in Großbritannien etwa 275 Millionen Wildtiere, davon 55 Millionen Vögel. In Österreich haben Forscher der Wiener Universität für Biodiversitätsforschung im vergangenen Jahr den Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna nachgewiesen.

Checkliste für Urlauber mit Haustieren

  • Kann ich mein Haustier mitnehmen?
  • Wenn nein, wo kann ich es während der Urlaubszeit tiergerecht unterbringen? Wie viel kostet das?
  • Ist die Unterbringung im Urlaubsbudget enthalten?
  • Hat das Tier einen ausreichenden Impfschutz?
  • Wann kann ich das Tier abgeben?
  • Habe ich alle wichtigen Informationen an die temporäre Unterkunft kommuniziert (z.B. Impfungen, Futter, Allergien, Unverträglichkeiten) und bin ich im Notfall erreichbar (Handynummer)?
  • Wann kann ich das Tier wieder abholen?

 

Haustierpensionen in Deutschland

http://www.tiere.de/Tierpension

http://www.snautz.de/hunde/hundepensionen/

Literatur

J. L. McDonald et al. (2015): Reconciling actual and perceived rates of predation by domestic cats. Ecology and Evolution. Volume 5, Issue 12. DOI: 10.1002/ece3.1553

K. Hackländer, S. Schneider und J.D. Lanz (2014): Gutachten „Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna und mögliche Managementmaßnahmen“. Universität für Bodenkultur. Wien.

S.R. Loss, T. Will und P.P. Marra (2013): The impact of free-ranging domestic cats on wildlife of the United States. Nature Communications. Nr 4, Artikelnummer 1396, DOI: 10.1038/ncomms2380.

O. Geiter, S. Homma, R. Kinzelbach (2002): Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland. Untersuchung der Wirkung von Biologie und Genetik ausgewählter Neozoen auf Ökosysteme und Vergleich mit den potenziellen Effekten gentechnisch veränderter Organismen. Heft 25/2002, Umweltbundesamt. Berlin. ISSN 1862-4804.

M. Woods et al. (2003): Predation of wildlife by domestic cats Felis catus in Great Britain. Mammal Rev. 2003, Volume 33, No. 2, 174–188.

J.S. Coleman, S.A. Temple und S.R. Craven (1997): Cats and Wildlife. A Conservation Dilemma. In: wildlife.wisc.edu, University of Wisconsin.

statista (2013): „Studien und Statistiken zu Haustieren“. http://de.statista.com/themen/174/haustiere/