(Quelle: Kauer/DJV)

Im Herbst häufen sich Wildunfälle

27. Oktober 2025 (DJV) Berlin

Wildschweine landen von Oktober bis Dezember vermehrt unter den Rädern. Besonders viele Meldungen gibt es in den Morgenstunden. Auch das Damwild ist jetzt stark betroffen. Doch häufigstes Unfallopfer ist eine ganz andere Art.

Im Herbst häufen sich Wildunfälle
Im Herbst häufen sich Wildunfälle (Quelle: Grell/DJV)

Im Herbst häufen sich die Wildunfälle – besonders mit Wildschwein und Damhirsch. Über das Jahr gesehen liegt allerdings das Reh ganz vorn. Fast die Hälfte aller gemeldeten Wildunfälle geht zu Lasten dieser kleinsten und am weitesten verbreiteten Hirschart in Deutschland. Diese Ergebnisse hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute veröffentlicht. Wissenschaftler haben dafür über 102.000 Datensätze ausgewertet, die Verkehrsteilnehmer von 2017 bis 2025 im Tierfund-Kataster gemeldet haben. Der DJV ruft zu vorsichtiger Fahrweise auf, besonders in der Dämmerung sowie in und um Wälder.

Wenn aus dem Wildschwein ein Nashorn wird

Die Daten aus dem Tierfund-Kataster zeigen: Unfälle mit Wildschweinen passieren besonders oft in den Monaten Oktober bis Dezember. Die meisten Meldungen gibt es in den Morgenstunden von 6 bis 10 Uhr. Die Maisernte sorgt dafür, dass Wildschweine derzeit besonders aktiv sind – Nahrung und Unterschlupf gehen verloren. Hinzu kommt die beginnende Paarungszeit. In der traurigen Hitliste der häufigsten Unfallopfer landen Wildschweine lediglich auf Platz 6 – gemeinsam mit dem Igel. Bei einem Zusammenstoß mit Tempo 60 wirken beim Schwarzkittel allerdings Kräfte, als würde sich ein Nashorn auf die Motorhaube setzen.

Damhirsch kann in die Frontscheibe geschleudert werden

Im Oktober bis in den November hinein passieren die meisten Wildunfälle mit Damwild. Diese Hirschart kommt hauptsächlich im Norden und Osten Deutschlands vor. Hier sorgt die Paarungszeit ähnlich wie beim Wildschwein für erhöhte Aktivität. Bei einem Zusammenstoß ist der hohe Schwerpunkt des Tieres besonders gefährlich für Autofahrer: Es kann über die Motorhaube hinweg in die Frontscheibe geschleudert werden.

Reh ist trauriger Spitzenreiter

Über die Jahre hinweg hat sich das Reh einen zweifelhaften Spitzenplatz gesichert: 49 Prozent der gemeldeten Wildunfälle. Auf Platz 2 folgt die Gruppe der Raubsäuger Fuchs, Dachs, Waschbär, Marderhund mit 14 Prozent Anteil. Dahinter liegen Hase und Kaninchen mit zusammen 10 Prozent.

Nutzer erfassen mit dem Tierfund-Kataster Wildunfälle erstmals bundesweit systematisch. Die gesammelten Daten können helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Über die zugehörige App lassen sich Daten unterwegs schnell eingeben. Sie ist kostenlos und für iPhone oder Android erhältlich. Alle Funde gibt es in interaktiven Karten und Diagrammen auf der Internetseite. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben das Tierfund-Kataster 2011 ins Leben gerufen. Ende 2016 hat der DJV das Projekt auf ganz Deutschland ausgeweitet.

  • Vorsicht in der Dämmerung: Geschwindigkeit reduzieren entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder.
  • Besonders gefährlich: Neue Straßen durch Waldgebiete und entlang von Waldrändern, da Tiere gewohnte Wege nutzen.
  • Tier am Straßenrand in Sicht: abblenden, hupen, bremsen. Wenn's eng wird: scharf bremsen und nicht ausweichen.
  • Ein Tier kommt selten allein: Am Straßenrand mit Nachzüglern rechnen.
  • Mit Tempo 80 statt 100 durch den Wald: Bremsweg verkürzt sich bereits um 25 Meter – das kann Leben retten.
  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei rufen.
  • Achtung, Gefahr: Tote Tiere nur mit Handschuhen anfassen, Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wild nicht mitnehmen: Das ist Wilderei und strafbar.
  • Geflüchtetes Tier unbedingt melden: So kann der Jäger mit speziell ausgebildeten Hunden das verletze Tier leichter finden.
  • Für die Versicherung: Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.