(Quelle: Kauer/DJV)

Jagd erleben als NOCH Nicht-Jägerin

1. Januar 2018 (Reckert/privat) Berlin

Gemeinsam mit ihrem Freund war Marieluise bei einer Erntejagd mit ganz besonderem Waidmannsheil.

#jaeben18 (Quelle: Reckert/privat)

Meine Opa ist Jäger und somit habe ich schon in frühen Jahren Blut geleckt und wollte immer Jägerin werden. Ich bin 17 und möchte jetzt erst die Schule beenden, bevor ich meinen Jagdschein mache. Dafür gehe ich im Moment viel mit meinem Freund Martin auf Jagd, um mir schon mal ein bisschen Wissen von ihm anzueignen. Ich bin jedes Mal, wenn er raus geht mit dabei. Die Jagd hat uns auch durch Zufall zusammengebracht. Am 22.08.18 war er den ganzen Tag beim Mais häckseln. Ich war in der Schule und konnte leider nicht von früh an dabei sein. Nach der Schule kam er nachhause, erzählte mir, dass bis jetzt nichts los war, in dem Teil wo gehäckselt wurde. Dann haben wir gegessen und auf einmal bekam er einen Anruf, dass er bitte dringen zurück zum Mais kommen soll, es sind überall Kessel und Schweine. Alles klar. Ich habe mich super gefreut, hab mich schnell umgezogen und dann ging es los. Es waren vielleicht 10 min Fahrt.Als wir ankamen sind wir in aller Ruhe zum Ansitzbock gegangen. Der Bock stand direkt unter einer Eiche, somit hatten wir zum Glück Schatten, denn es war extrem heiß. Vor uns war eine Schneise im Mais. (Zum Glück) Wir warteten ungefähr 10 min, bis vor uns auf einmal ein Hirsch stand. Mein Freund hat schnell durch sein Zielfernrohr geguckt und gesehen, dass es sich um einen alten und abnormen Hirsch handelt! (Man muss dazu sagen, dass er in seinem Leben noch nie einen Hirsch geschossen hat.) Egal wie, der Hirsch wollte sich nicht passend drehen, und stand immer schön spitz zu uns, bis er wieder im Mais verschwand. Man merkte Martin die Enttäuschung an, aber er hat auch am ganzen Körper gezittert vor Aufregung. Naja, nun hieß es wieder warten, mit dem Gedanken, dass ja vielleicht nochmal ein Schwein kommt. Da wir die einzigen waren, die am Mais zum Jagen waren, dachten wir, dass wenn der Hirsch hinten an der Kante abhaut, es niemand bemerken wird, da man es nicht gut einsehen konnte von unserer Seite und da ein kleines bisschen hinter dem Mais schon der Wald folgte, wäre der Hirsch sowieso verschwunden. Der Maisschlag wurde immer kleiner und kleiner und unsere Blicke gingen immer rauf und runter, zur Schneise und wieder den Mais rauf und runter. Aber auf einmal meldete der Häcksler etwas. Seine Signalleuchte ging an. Wir dachten es ist ein Schwein. Auf unserer Seite kam auch nichts raus und auf der Schneise wechselte auch nichts rüber. Also dachten wir, dass das Schwein auf der anderen, nicht einzusehenden Seite rüber sein wird. Aber plötzlich...

Der Mais war ja 'getrennt' durch die Schneise. Links war nur noch ein kleiner Teil an Mais und rechts war das etwas größere Stück Mais. Ich saß auf der linken Seite und hörte es immer wieder sehr laut rascheln. Ich dachte mir das kann doch kein Schwein sein aber der Hirsch doch auch nicht, denn er ist vorhin rechts in den Maisteil gegangen und jetzt raschelte es ja links und keiner von uns beiden hat den Hirsch über die Schneise rennen sehen. Martin vernahm es dann auch. Er war schon im Anschlag, da das Tier auf unserer Seite rauswechseln wollte. Und auf einmal, mir vielen beinahe die Augen raus, stand der Hirsch vor uns. Er kam ein kleines Stück trabend aus dem Mais raus. Viel in den Schritt und stand breit da und in diesem Moment, als er seelenruhig dastand, viel auch schon der Schuss. Der Hirsch lag im Knall. Ich habe gezittert vor Freude und Aufregung. Martin verharrte noch eine Weile im Anschlag, falls der Hirsch doch nicht liegen bleibt. Doch der Hirsch blieb mit einem sauberen Schuss liegen. Martin meinte dann zu mir, dass ich bitte erstmal kurz auf dem Ansitzbock bleiben soll und er geht runter gucken. Das tat ich auch. Als er wieder kam sagte er nur die ganze Zeit mit Tränen in den Augen 'der passt, der passt'. Er hat sich so sehr gefreut, geweint und brauchte erstmal einige Zeit um das zu verinnerlichen, was er da gerade für einen Hirsch geschossen hat. Er rief dann einen Bekannten an, der mit Hänger kommen sollte und ihm helfen sollte, den Hirsch zu verladen.In der Zeit, wo der Hänger geholt wurde brach Martin den Hirsch auf. Ich versuchte ihn dabei zu unterstützen wie ich nur konnte. Als das erledigt war, hieß es noch schnell Foto machen. Der Zeitpunkt war perfekt, denn die Sonne war kurz vor dem Untergehen und somit entstanden wunderschöne Bilder für die Ewigkeit. Den Hirsch haben wir dann zu dritt verladen. Fuhren ihn dann zur Kühlzelle, wo er nochmal direkt versorgt wurde. Dann wurde traditionell der Bruch vergeben, noch ein paar Fotos und dann wurde auch schon das Haupt abgeschnitten und der Rest landete dann in der Kühlzelle.Am späten Abend kam noch der Häckslerfahrer vorbei, der uns auch erzählte, dass der Hirsch außen am Mais lang ist und nicht über die Schneise und dann links in den Teil rein ist, und ein paar andere Leute, die das mitbekommen hatten. Es wurde am Abend noch viel gequatscht, Martin musste sich immer und immer wieder seinen Hirsch angucken. Er konnte es einfach nicht fassen. Und ganz wichtig, Martin bekam noch Blut von seinem ersten Hirsch ins Gesicht. Danach ging es dann aber auch nachhause. Der Hirsch wurde auf ungefähr 16-17 Jahre geschätzt.

Das war meine, bis jetzt, schönste Erfahrung auf Jagd. Diese Spannung, der Nervenkitzel und die Natur, das ist für mich Jagd und Jagd erleben. Vor allem aber das zusammen mit meinem Martin erlebt zu haben, hat uns noch mehr zusammengeschweißt und uns eine der schönsten Erinnerungen fürs Leben mitgegeben. So einen Hirsch schießt man nur einmal in seinem Leben. Es ist Martins 'once in a livetime' Hirsch.Ich möchte, in 1 oder 2 Jahren auf jeden Fall meinen Jagdschein machen und später mit genau so viel Glück ebenfalls meinen Hirsch schießen und hoffentlich dann mit Martin an meiner Seite.

Marieluise Reckert