(Quelle: Kauer/DJV)

Jägersprache ist alltagstauglich

10. September 2020 (DJV) Berlin

"Wissen wie der Hase läuft" - eine Redewendung aus der Jägersprache. Schon mehrere Jahrhunderte benutzen Jäger ihre eigene Sprache. Ihrer Bildhaftigkeit hat sie es zu verdanken auch heute noch verwendet zu werden.

Anlässlich des Tags der deutschen Sprache stellt der DJV einige Redensarten vor.
Anlässlich des Tags der deutschen Sprache stellt der DJV einige Redensarten vor. (Quelle: DJV)

Zahlreiche Redewendungen aus unserem Alltag haben ihren Ursprung in der Jägersprache. Ihre Wurzeln gehen zurück bis in das 7. Jahrhundert, sie umfasst heute rund 13.000 Wörter. Auch einige heute noch gebräuchliche Redewendungen sind schon mehrere hundert Jahre alt. Das sie solange überdauert haben, liegt an ihren bildhaften Schilderungen. Anlässlich des Tags der deutschen Sprache (12. September) stellt der Deutsche Jagdverband (DJV) einige Redensarten vor.

Die Redewendung "jemand drückt sich vor etwas" hat direkten Bezug zur Jägersprache: Das Wild drückt sich an den Boden oder versteckt sich im Unterholz, um vom Jäger nicht gefunden zu werden. Im alltäglichen Sprachgebrauch versucht eine Person, eine unangenehme Pflicht zu umgehen. Ähnlich klingt die Redensart "am Drücker sein". Ist der Jäger am Drücker hat er den Finger am Abzug der Waffe. Er ist kurz davor einen Schuss abzugeben und trägt die volle Verantwortung. Wenn jemand "weiß wie der Hase läuft", dann kennt er sich aus. Der Jäger weiß, dass ein aufgescheuchter Hase  in einem großen Bogen wieder zurückkehrt. Deshalb wartet er vor Ort und macht schließlich Beute.

Besonders bildhaft sind zahlreiche Begriffe aus der aktuellen Jägersprache. Hasen hören beispielsweise mit "Löffeln"  und Rehe sehen mit "Lichtern". Wenn der Jäger den Hochsitz besteigt, dann "baumt er auf". Wenn ein Jäger einen Rehbock "anblattet", dann imitiert er mit einem Buchenblatt den Ruf einer Ricke und lockt ihn an. 

Redewendung Ursprung
"...einen Haken schlagen..." Es ist häufig zu beobachten, dass Hasen, wenn sie verfolgt werden, ihre Laufrichtung ändern. Das Ziel ist den Verfolger zu irritieren oder sogar abzuschütteln. Besonders wenn sie von Vierbeinern verfolgt werden. Wenn jemand im alltäglichen Sprachgebrauch "einen Haken schlägt" ändert er ebenfalls abrupt seine Laufrichtung - oder er ist sprunghaft.
"jemanden auf's Korn nehmen" Auf einem Büchsenlauf befinden sich "Kimme" und Korn". Liegen diese auf einer Linie, kann ein Ziel erfolgreich anvisiert werden. Somit sitzt das Ziel bildlich beschrieben auf dem Korn. "Aufs Korn nehmen" bedeutet also es auf jemanden oder etwas abgesehen zu haben.
"...durch die Lappen gehen..." Bei der sogenannten "Lappjagd" hängte man Stoffquadrate an Leinen zwischen Bäumen. Bei Bewegungsjagden sollte damit flüchtiges Wild in eine andere Richtung gelenkt werden. Selten kam es aber vor, dass das Wild sich nicht beirren lies und "durch die Lappen ging".
"...etwas regelrecht abklappern..." In früheren Zeiten wurde die "Treiberwehr" bei Bewegungsjagden mit Holzklappen ausgestattet. Der Lärm beunruhigte das Wild und veranlasste es zur Flucht. Treiberketten werden auch heute noch eingesetzt um das Wild in Bewegung zu bringen und den Schützen zuzutreiben. In unserem Sprachgebrauch bedeutet es, dass jemand mehrere Personen oder Orte nacheinander aufsucht.
"vorlaut sein" Ein Jagdhund bellt nicht, sondern er gibt "Laut", sobald er das Wild gewittert ("Spurlaut") oder gesichtet ("Sichtlaut") hat. "Vorlaut" ist ein Jagdhund hingegen, wenn er zu früh einen Laut abgibt, obwohl noch kein Wild in der Nähe ist. Eine Person ist vorlaut, wenn sie sich frech oder unaufgefordert äußert.
"...die Lunte riechen..." Die "Lunte" war früher eine langsam glimmende, in Schwefelsäure getauchte Schnur, womit Vorderlader-Gewehre gezündet wurden. Dieser typische Geruch lies rechtzeitig einen Feind oder Hinterhalt erkennen. Wenn das Wild vom Jäger "Wind bekommt", riecht es auch die "Lunte". Als Lunte wird unabhängig davon auch der Schwanz des Fuchses bezeichnet.
"...in die Binsen gehen..." Bei der Enten- oder Schnepfenjagd benötigt der Jäger einen Hund, der die Beute schnell findet und bringt. Dabei kann es passieren, dass die Beute im dichten Schilf landet, wo der Hund sie nicht finden kann. Der Schuss des Jägers kann noch so gut sein, aber die Beute ist verloren. Trotz guter Vorbereitung kann auch die eine oder andere Prüfung "in die Binsen gehen".
"...etwas zur Strecke bringen..." Nach einer erfolgreichen Bewegungsjagd wird das erlegte Wild zu einem zentralen Platz, dem Streckenplatz, gebracht. Hier wird es nach Wildart sortiert und auf Reisig gebettet. Dieser Vorgang wird "Strecke legen" genannt. Im Alltag wird ein Straftäter zur Strecke gebracht, die Polizei überwältigt ihn und nimmt ihn fest.