(Quelle: Kauer/DJV)

CITES: Dunkle Wolken in Sotschi

5. Oktober 2018 (DJV/CIC) Berlin/Sotschi

Bis heute tagt der 69. ständige CITES-Ausschuss im russischen Sotschi, um die internationale Generalversammlung der Vertragsparteien im Jahr 2019 in Sri Lanka vorzubereiten. Über die Frage, ob dörfliche Gemeinschaften Afrikas künftig in die Entscheidungsprozesse von CITES einbezogen werden, sind dunkle Gewitterwolken an Sotschis Himmel aufgezogen: Deutungshoheit und Machterhalt amerikanischer und europäischer NGOs setzen sich offenbar gegen die Lebensinteressen indigener und lokaler Bevölkerungsgruppen durch. CIC und DJV warnen vor dieser neuen Form von Kolonialismus.

"Der CIC unterstützt die Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an der Entscheidungsfindung von CITES" sagt Tamás Marghescu, Generaldirektor des CIC.
"Der CIC unterstützt die Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an der Entscheidungsfindung von CITES" sagt Tamás Marghescu, Generaldirektor des CIC. (Quelle: Steinbrink-Minami/DJV/CIC)

Westliche Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen befürchten offenbar eine Einschränkung ihrer Monopolstellung, sollten Vertreter indigener Bevölkerungsgruppen künftig ein Mitspracherecht bei CITES erhalten. Stimmen, die ausdrücken könnten, dass ein Zusammenleben mit Wildtieren konfliktträchtig ist, werden durch intensives Lobbying der Tierrechts- und Teile der Tierschutzszene auf dem aktuellen Treffen von CITES in Sotschi unterdrückt. Der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) und der Deutsche Jagdverband (DJV) fordern eine Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an Entscheidungsprozessen von CITES, wie es beim Übereinkommen für die biologische Vielfalt (CBD) der Fall ist.

"Stellen Sie sich vor, eine afrikanische Naturschutzorganisation nähme Einfluss auf die künftige Nutzung deutscher Wälder ohne Beteiligung des kommunalen oder privaten Waldbesitzers. Das spiegelt die Absurdität des Verfahrens in Sotschi wieder", so Dr. Dirk-Henner Wellershoff, CITES-Beauftragter im DJV-Präsidium.

Durch Tiere wie Löwe oder Elefant kommt es in der Nähe menschlicher Siedlungen zu teils lebensbedrohlichen Situationen, zu Ernteschäden oder Verlusten von Nutztieren. Menschen, die mit Löwe oder Elefant leben müssen, setzen sich nur dann für deren Schutz ein, wenn ihnen daraus ein Wert entsteht. Ein Beispiel, wie örtliche Bevölkerungsgruppen von dieser Wertschöpfung profitieren können, sind Einnahmen aus nachhaltiger Jagd. Entfallen diese, wird das Wildtier zum Konkurrenten des Menschen und als solcher verfolgt und vertrieben. Selbst Regierungen, die bei CITES die Entscheidungsträger stellen, verschweigen unter dem Einfluss der Lobbyarbeit von Organisationen wie der Born Free Foundation diese Erkenntnis. Die Einbeziehung lokaler und indigener Bevölkerungsgruppen - die wesentlicher Bestandteil im Übereinkommen für die biologische Vielfalt (CBD) ist - wird massiv torpediert.

Der ehemalige Generalsekretär des CITES-Kongresses, Willem Wijnstekers, bringt es auf den Punkt in Sotschi: "Es ist eine Schande, wie das Thema Beteiligung von Communities bei der Entscheidungsfindung von CITES bisher behandelt wird. Die Arbeitsgruppe, die damit betraut ist, Details auszuarbeiten, muss weiterhin nach annehmbaren Lösungen suchen."

"Der CIC unterstützt die Beteiligung lokaler Bevölkerungsgruppen und indigener Völker an der Entscheidungsfindung von CITES, da diese Menschen tagtäglich mit den Konsequenzen der CITES-Beschlüsse leben müssen", sagt Tamás Marghescu, Generaldirektor des Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC).  

Wenn überhaupt, sei erst im Mai 2019 mit Resultaten zu rechnen, die frühestens 2022 weiter diskutiert würden.