(Quelle: Kauer/DJV)

Ausbreitung eingeschleppter Wildarten in Sachsen

8. Mai 2015 (ljv sn/djv) Dresden

Eine besorgniserregende Ausbreitung des Waschbären und anderer eingeschleppter Wildarten wurde in Sachsen festgestellt. Die neue Wildtiererfassung wird im Rahmen des Landesjägertages vorgestellt. 

Der Waschbär hat sein Verbreitungsgebiet deutschlandweit in sieben Jahren nahezu verdoppelt.
Der Waschbär hat sein Verbreitungsgebiet deutschlandweit in sieben Jahren nahezu verdoppelt. (Quelle: Rolfes/DJV)

Seit dem Jagdjahr 2000/01 registrieren die Jäger im Freistaat systematisch Vorkommen und Verbreitung von Wildarten im Rahmen der „Wildtiererfassungen“ des Landesjagdverbandes Sachsen. Auch die Neubürger Waschbär und Mink wurden darin berücksichtigt. Im aktuellen Projekt „Wildtiererfassung 2013 im Freistaat Sachsen“ konnten die Daten zum Vorkommen von Wild auf der Basis von 582.000 ha Revierfläche wissenschaftlich fundiert ausgewertet werden. Das entspricht ca. 37% der Jagdwirtschaftsfläche im Freistaat. Die Ergebnisse ausgewählter Arten der Wildtiererfassung sind darüber hinaus auch in die bundesweite flächendeckende Erfassung im Rahmen des „WildtierInformationssystem der Länder Deutschlands“ (WILD) des Deutschen Jagdverbandes e.V. eingeflossen. Zum Landesjägertag, der wichtigsten Versammlung der organisierten Jäger im Freistaat Sachsen, am 09. Mai 2015 in Freital werden die umfangreichen Ergebnisse vorgestellt.

Wichtige Ergebnisse ausgewählter invasiver Arten:

Der aus Nordamerika stammende Waschbär hat sein Verbreitungsgebiet in Deutschland in sieben Jahren nahezu verdoppelt und kommt jetzt fast in jedem zweiten Jagdrevier vor (46 Prozent). In Sachsen ist er sogar auf 57 Prozent der im Projekt erfassten Revierflächen anzutreffen. Die Hauptvorkommen dieses Kleinbären befinden sich in den nördlichen und östlichen Regionen des Freistaates, wie beispielsweise in den Landkreisen Leipzig, Nordsachsen, Meißen, Bautzen und Görlitz. In den südlichen Landesteilen konnten weitere neue Vorkommen registriert werden. Die Jagdstrecke ist kontinuierlich gestiegen und war im Jagdjahr 2012/2013 mehr als doppelt so hoch, wie in der vorherigen flächendeckenden Erfassung im Jagdjahr 2010/2011.

Der niedlich aussehende Waschbär ist ein Allesfresser. Diverse pflanzliche und tierische Kost, wie z.B. Obst, Fisch, Eier und sogar Essenreste aus dem Hausmüll gehören zu seinem Nahrungsspektrum. Der clevere Kleinbär kann sehr gut schwimmen und klettert gern auf Bäume. Mit seinen „Händen“ greift er geschickt in Baumhöhlen und plündert alle Vogelnester, die er erreichen kann. Die deutliche Abnahme von Graureihern im nördlichen Teil Sachsens wird bereits mit dem häufigen Auftreten von Waschbären in der Region in Verbindung gebracht (Kormoranmonitoring 2010, LfULG, Freistaat Sachsen). Nach Mitteilungen in der „Sächsischen Zeitung“ gehen Vogelbeobachter davon aus, dass die Graureiher auf der Gauernitzer Elbinsel und die einst größte Lachmöwenkolonie in Sachsen im Zschornaer Teichgebiet durch die Waschbären stark gefährdet sind.

Der ebenfalls aus Nordamerika stammende Mink, auch amerikanischer Nerz genannt, ist ein semiaquatisch lebender Wassermarder. Er kommt in 19 Prozent der an der Erfassung beteiligten Reviere vor. Eine deutliche Zunahme ist vor allem entlang von Gewässern wie der Elbe und der Mulde in den nördlichen Gebieten Sachsens zu verzeichnen. Aber auch an den zahlreichen Gewässern in der Oberlausitz ist er zu finden. Es wird davon ausgegangen, dass beim Aufbrechen von Gehegen in einer Pelzzuchtfarm in Sachsen-Anhalt ca. 1.500 bis 2.000 Tiere überlebt und sich entlang der Elbe ausgebreitet haben (Aeikens 2012). Da der Mink nachtaktiv ist, werden die Tiere aufgrund ihrer schwarzen Färbung oft übersehen. Auch der Mink nimmt durch seine Lebensweise und Ernährungsvorlieben erheblichen Einfluss auf eine Vielzahl einheimischer Fisch- und Vogelarten, insbesondere auf bodenbrütende Wasservögel.

„Die Daten der Wildtiererfassung sind alarmierend. Um seltenen Arten, wie der Großtrappe und der Sumpfschildkröte, sowie vielen bodenbrütenden Wasservogelarten helfen zu können, muss man deren Lebensräume verbessern und Fressfeinde reduzieren“, so Dr. Gert Dittrich, Präsident des Landesjagdverband Sachsen e.V. (LJVSN). Angesichts der rasanten Ausbreitung räuberisch lebender gebietsfremder Arten (Neozoen) fordern der LJVSN und dessen Dachverband, der Deutsche Jagdverband e.V. (DJV), eine intensivere Erforschung des Einflusses invasiver Wildarten auf die heimische Artenvielfalt und eine Intensivierung der Fangjagd. Einschränkungen der Fangjagd, wie in einigen Bundesländern geplant bzw. bereits umgesetzt, sind kontraproduktiv und können den Bestand seltener und geschützter Tierarten gefährden.

Die Wildtiererfassung 2013 des Landesjagdverbandes Sachsen wurde aus Mitteln der Jagdabgabe gefördert. Der Bericht ist in der Geschäftsstelle des Landesjagdverbands Sachsen e. V. erhältlich. Tel.: 0351-4017171; www. ljv-sachsen.de.

29. 4. 2014

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