Deutscher Jagdverband Verbandsbericht 2015/16 - page 76

76
Mehr Länder erlaubenSchalldämpfer
Die Diskussion um den Einsatz von Schalldämp-
fern bei der Jagd hat dazu geführt, dass immer
mehr Bundesländer derenNutzung ermöglichen. In
Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg und
Rheinland-Pfalzwerden Jägern seit Kurzem der Be-
sitz und die Verwendung eines Schalldämpfers er-
laubt. In anderen Bundesländern denken die Jagd-
und Innenbehörden über die Änderung ihrer
Verwaltungspraxis nach, etwa über die Streichung
des sachlichen Verbots im Landesjagdgesetz. Denn
in einigen Bundesländern ist die Jagd mit dem
Schalldämpfer nicht erlaubt.
Waffenrechtlich sind Schalldämpfer zwar nicht
verboten, aber – nachAnsicht derWaffenbehörden –
erlaubnispflichtig. Bislang haben die Behörden die
Erlaubnis nur in Ausnahmefällen erteilt. Das Ver-
waltungsgericht Minden hat seine bisherige restrik-
tive Auffassung in einer Entscheidung vom 31. Au-
gust 2015 revidiert.
Der DJV setzt sich dafür ein, dass Jäger Schall-
dämpfer bei der Jagd verwenden dürfen, ohne dass
dies vorgeschrieben wird – vor allem hinsichtlich
des Gesundheitsschutzes und des Tierschutzes, da
das feine Gehör der Hunde vom lauten Schussknall
beeinträchtigt werden kann.
Angst vorWilderei oder einer anderweitigen kri-
minellen Verwendung ist dabei unbegründet: Der
Schuss mit dem Schalldämpfer ist immer noch
sehr laut und weit zu hören. Lediglich die gesund-
heitsschädliche Schallspitze wird genommen. Das
Bundeskriminalamt bestätigt, dass Schalldämpfer
für Langwaffen keine Rolle bei der Waffenkrimi-
nalität spielen.
Strafanzeigenwegenangeblicher
Waschbärtötung
„Vortäuschung einer Straftat“ und Irreführung von
Polizei und Öffentlichkeit haben hessische Jäger
zwei selbst ernannten „Waschbärschützern“ vor-
geworfen, die im Frühjahr 2015 nach dem Fund
von zwei Waschbärkadavern Strafanzeige gegen
unbekannt erstattet hatten. Der DJV hat deshalb
gegen beide Personen Strafanzeige bei der Staats-
anwaltschaft in Gießen gestellt, nachdem sich he-
rausgestellt hatte, dass die in der Presse darge-
stellte Version zumindest fragwürdig war. So hatte
das hessische Landeslabor bei dem einen noch
vorhandenen Waschbärkadaver keine Anzeichen
Kurzmeldungen
der behaupteten Gewaltverletzungen gefunden,
jedoch das tödliche Staupevirus nachgewiesen.
Gegen einige Passagen aus der entsprechenden
DJV-Pressemitteilung wollten die Betroffenen ge-
richtlich vorgehen und stellten einen Antrag auf
einstweilige Verfügung, den das Landgericht Mar-
burg aber abwies. Gegen das Urteil legten die
Antragsteller keine Berufung ein, sodass die Ent-
scheidung inzwischen rechtskräftig ist. Die Ermitt-
lungsverfahren wegen der Strafanzeigen sind noch
nicht abgeschlossen.
AIHTS –ZertifizierungvonFallen
Das „Agreement on International Humane Trapping
Standards“, kurz AIHTS, ist ein internationales Ab-
kommen, das die Europäische Union unterzeichnet
hat. Demnach ist auch Deutschland verpflichtet,
künftig Fallen einzusetzen, die Normen für eine
humane Fangjagd genügen. Auf Initiative des DJV
zertifizierte das Fur Institute of Canada das Eiab-
zugseisen (38 cm Bügelweite) und den Kleinen
Schwanenhals (46 cm Bügelweite) für den Fang von
Baum-, Fichtenmarder und Zobel nach AIHTS-Kri-
terien. In einem vom DJV beauftragten Gutachten
des Thünen-Instituts für Waldökosysteme (Ebers-
walde) wird bestätigt, dass die Wirkungsuntersu-
chung und die Zertifizierung gemäß AIHTS vom
Baummarder auf denSteinmarder übertragbar sind.
Auf der Halbinsel Eiderstedt in Schleswig-Hol-
stein wurden von der Stiftung Tierärztliche Hoch-
schule Hannover (TiHo Hannover) in einem Wie-
senbrüterschutzprojekt die Betonrohrwippfalle (für
Rotfuchs) und die Strack’sche Holzkastenfalle (für
Steinmarder) praktisch getestet. Beide Fallentypen
erfüllen die erforderlichenAIHTS-Kriterien.
LernortNatur auf der didacta
Im Februar 2015war der DJVmit seiner Jägerinitia-
tive Lernort Natur bereits zum 24. Mal Aussteller
auf der didacta, der größten Bildungsmesse Euro-
pas. Dort war die Initiative zusammenmit zahlrei-
chen Partnern aus dem ländlichen Raum eingebun-
den in dieGemeinschaftsschau „Landwirtschaft und
Ernährung erleben lernen“. Das Angebot von natur-
pädagogischen Materialien wurde durch die Rollen-
de Waldschule der Kreisjägerschaft Köln ergänzt.
DieMessewird vor allem von einem pädagogischen
Fachpublikum besucht, und viele Besucher sind be-
1...,66,67,68,69,70,71,72,73,74,75 77,78,79,80,81,82,83,84,85,86,...88
Powered by FlippingBook