Jäger überwachen gebietsfremde Arten

Forscher haben jetzt den negativen Einfluss des Waschbären auf Amphibien nachgewiesen. So viele Nutrias wie noch nie wurden erlegt. Der DJV unterstützt verschiedene Forschungsprojekte.

Die Europäische Union zählt Nutria, Waschbär, Mink und Nilgans zu den invasiven gebietsfremden Arten. Für Deutschland bedeutet das: deren Ausbreitung überwachen und bereits etablierte Arten eindämmen. Mit dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) erfüllen Jägerinnen und Jäger die Aufgabe des Monitorings sogar ehrenamtlich. Die Daten zeigen, dass beispielsweise der Waschbär 2019 bereits in 57 Prozent der Jagdreviere vorkam – eine Verdoppelung gegenüber 2006. 

Waschbär bedroht Amphibien

Aktuelle DNA-Analysen des Mageninhalts zeigen: Waschbären fressen sogar streng geschützte Gelbbauchunken und Erdkröten. Die Haut mit Giftdrüsen wird vorher gekonnt entfernt. Die nordamerikanischen Kleinbären sind inzwischen bestandsbedrohend für Amphibien an isolierten Laichgewässern – so ein Fazit des Projekts ZOWIAC das der DJV unterstützt. Es steht für zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren. Angesiedelt ist es an der Goethe-Universität Frankfurt. Für den Waschbärspulwurm konnten die Forscher Befallraten von über 90 Prozent feststellen – deutlich mehr als bisher bekannt. Der Parasit ist auf den Menschen übertragbar. Waschbären sind auch Wirte für bestimmte Viren, die Tollwut und Staupe auslösen. 

Projekt ZOWIAC: Leiter Norbert Peter

Rekordstrecke bei der Nutria

Die flächendeckende Erfassung im WILD-Projekt zeigt: Die Nutria war bereits 2015 in allen beteiligten Bundesländern vorhanden. Und sie breitet sich aus. Jägerinnen und Jäger haben in der Saison 2020/2021 erstmals über 100.000 Tiere erlegt. Das sind 57-mal mehr als zwei Jahrzehnte zuvor. Die invasive Art unterhöhlt Uferbereiche und Deichanlagen. Schilfgürtel werden vernichtet und damit der Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten. Der DJV und die Landesjagdverbände Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein fördern ein länderübergreifendes Forschungsprojekt zur Nutria in Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Ziel ist es unter anderem, künftig über DNA-Analyse deren Vorkommen in Gewässern nachzuweisen. Getestet werden zudem moderne Lebendfallen, die über Tiererkennungssoftware gezielt Nutrias fangen sollen.

DJV-Forderungen für den Umgang mit invasiven Arten

Deutschland muss die „EU-Verordnung Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ umsetzen. Elementar sind folgende Punkte:

  • Der Jäger ist erster Ansprechpartner, wenn es um die Eindämmung von Waschbär, Marderhund, Nutria und Mink geht.
  • Der Einsatz von Falle und Waffe ist wirkungsvoll und tierschutzgerecht.
  • Unnötige Einschränkungen der Jagd erschweren die Umsetzung und müssen aufgehoben werden.
  • Bejagungsverbote in Siedlungsgebieten und in Schutzgebieten müssen aufgehoben werden.
  • Personelle und finanzielle Ressourcen müssen effektiv für die Reduktion invasiver gebietsfremder Arten eingesetzt werden.
  • Nicht jagdliche Maßnahmen müssen praktikabel und wirkungsvoll sein.
  • Invasive Arten kennen keine Ländergrenzen, effektive Prävention und Eindämmung erfordern ein bundesweit abgestimmtes Management.

Weitere Informationen

Erstmals über 100.000 Nutrias erlegt

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