(Quelle: Kauer/DJV)

"Wildschweine sind wie Zander. Man muss sie überlisten."

28. April 2016 (ljv baden-württemberg e.V.) Stuttgart

Jetzt gehen sie wieder los: die landesweit stattfindenden Jägerprüfungen. Einer, der sich vor sechs Monaten dazu entschlossen hat, „ein Jäger zu werden“, ist David. Der LJV Baden-Württemberg hat mit ihm über seine Beweggründe, den Jagdschein zu machen, gesprochen.

David - Kurz vor der Jägerprüfung
David - Kurz vor der Jägerprüfung

LJV: David, bei einem Jäger handelt es sich „um einen übergewichtigen, grün gekleideten, schwerbewaffneten Alkoholiker, der durch den Wald auf kürzestem Weg in das nächste Gasthaus geht.“ Erkennst Du Dich wieder?

David (lacht): Klar. Unbedingt. Siehst du doch. Aber mal im Ernst- gibt es diese Spezies? Naja. Also die Jäger, die ich in sechs Monaten Ausbildung kennengelernt habe, fallen nicht unter diese Beschreibung. 

LJV: Sechs Monate Ausbildung - warum kein „Crashkurs am Wochenende“, so auf die Schnelle?

David: Weil ich mich vorher umgehört habe. Eigentlich war ich schon versucht, komprimiert und in Form von „Druckbetankung“ den Kurs zu machen. Am Ende hat mich ein befreundeter Jäger davon abgehalten. Auch die anderen, die ich gefragt habe, haben mir zum konventionellen, längeren Kurs bei der Jägervereinigung vor Ort geraten. Viel Praxis und deutlich über die Pflichtanzahl an Stunden hinaus. Im Nachhinein denke ich: richtige Entscheidung. Auch wenn es für einen Selbstständigen manchmal nicht ganz einfach ist sich über den langen Zeitraum die ganzen Termine freizuschaufeln. Gerade an den Wochenenden. Familie habe ich ja auch noch.

LJV: Selbstständig, Familie und Jagdschein - erzähl´ uns von dir! Was sagt deine Frau zum neuen Engagement?

David: Ok. Ich bin 40 Jahre alt. Verheiratet. Als ich ihr gesagt habe, was ich vorhabe, hat sie nur gesagt: „Mach´ das. Finde ich gut.“ Eine Grundsatzdiskussion war nicht nötig. Außerdem bin ich Papa von zwei wundervollen Kindern. Bambini-Fußballtrainer. Staatlich geprüfter, selbständiger Heilpraktiker. Leidenschaftlich gesunder Esser. Von Berufswegen. Ich bin bereits Angler. Wir - auch die Kids - lieben Fisch. Vor allem, wenn man weiß, wo er her kommt. Und wenn ich ihn dann noch selbst gefangen habe, umso besser. So ungefähr stellen ich und meine Frau uns das auch mit der Jagd vor: Weniger Fleisch vom Discounter, dafür mehr Wild. Einfließen lassen in den Alltag: Grillen, Bolognese, Schnitzel. Nutzen was nachwächst.

LJV: „Grünes Abitur“. Übertreibung oder Zustimmung?

David: Zustimmung. Keine Frage. Das was du dir da an theoretischem und praktischem Wissen anzueignen hast, das ist kein Spaziergang. Auch wenn mir so Fachbereiche wie Wildtierkunde recht leicht fielen. Die ganzen rechtlichen Grundvoraussetzungen z.B. sind schon ein echt sportliches Paket.

LJV: Würdest du das noch mal auf dich nehmen?

David: Ja. Absolut ja. Sobald die Prüfung vorbei ist, möchte ich endlich raus. Jagd echt erleben. Ich stelle fest: Ich gehe jetzt bereits mit einem ganz anderen Blickwinkel in die Natur. Intensiver. Mit mehr Gespür für Zusammenhänge. Mir ist schon klar, dass ich nur theoretisch perfekt ausgebildet bin. Die Praxis kommt jetzt im Revier unter Anleitung von erfahrenen Leuten. Da freu´ ich mich drauf und weiß auch, dass das wichtig ist.

LJV: Du sagst „im Revier“ und „erfahrene Leute“. Also gehen wir davon aus, dass du für die Zeit nach der Prüfung bereits Anschluss gefunden hast? War das schwer?

David: Nein. Anschluss habe ich über eine Kollegin aus dem Kurs. Ihr Mann ist bereits Jäger, sie macht den Schein mit mir zusammen. Und dann kam die Einladung, mit dem Schein in der Tasche bei ihm jagen gehen zu können. Ganz einfach, sehr spontan und herzlich. Und ganz in der Nähe.

LJV: Irgendetwas im Kurs, was dir zu kurz kam?

David (überlegt): Ja. Der Schwerpunkt liegt irgendwie stark auf den jagdlichen Zusammenhängen in Bezug auf die Forstwirtschaft. Was die Landwirtschaft angeht, hörst du eigentlich nur „Schäden, Schäden und nochmals Schäden“. Hase, Fasan, Rebhuhn: nicht so wirklich Thema. Obwohl das doch auch zur Jagd gehört, oder? Niederwild?

LJV: Klar. Aber geschuldet der Situation, dass uns Reh und Wildschwein eben am meisten - vor allem finanziell - beschäftigen und die Reviere hier heute ihre Hauptaufgabe haben, auch kein Wunder. In was für einem Revier wirst du dann jagen?

David: Gemischt. Reh- und Schwarzwild, Hase, Fasan und Ente. Ist für meine Region wohl typisch. Alles prinzipiell da, aber nicht alles in nutzbaren Populationen. Kann man aber was für tun, habe ich gelernt.

LJV: Hast du jetzt schon so eine Art Lieblingswild?

David: Ja. Wildschweine. Wildschweine sind wie Zander. Nehme ich an. Man muss sie überlisten. Das macht sie besonders reizvoll. Ich habe gelernt, warum manche Arten genutzt werden müssen, andere genutzt werden können. Für beides habe ich Argumente, die ich schlüssig finde. Bei den einen muss und kann ich nutzen, um übermäßige Schäden zu vermeiden. Bei den anderen bin ich als Jäger mehr Bauer: ich säe, pflege, kümmere mich, dann darf ich auch nutzen. Richtig so?

LJV: Richtig. Prüfung schon fast bestanden (grinst). Wann geht’s los?

David: Heute.

LJV: Und?

David: Kein Problem.

LJV: Dann drücken wir dir alle Daumen!