(Quelle: Kauer/DJV)

Holsteiner Lebensraumkorridore (HLRK)

Der DJV hat im Jahr 2008 gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (Projektträger), den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein, dem Wildpark Eekholt und dem Ökologie-Zentrum der Universität Kiel das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Holsteiner Lebensraumkorridore“ mit dem Ziel initiiert, für Tier- und Pflanzenarten das Überleben in der Kulturlandschaft zu sichern.

Logo Holsteiner Lebensraumkorridore (Quelle: DJV)

Der DJV hat im Jahr 2008 gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (Projektträger), den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein, dem Wildpark Eekholt und dem Ökologie-Zentrum der Universität Kiel das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Holsteiner Lebensraumkorridore“ mit dem Ziel initiiert, für Tier- und Pflanzenarten das Überleben in der Kulturlandschaft zu sichern. Dafür werden Verbundmaßnahmen und Strategien für eine geeignete Hinterlandanbindung von Querungshilfen in dem rund 400 km² großen Projektgebiet nahe Hamburg und im Dreieck der Bundesautobahnen A7, A20 und A21 entwickelt. Das Leuchtturmprojekt der Bundesregierung will damit beispielgebend und an zentraler Stelle für die Umsetzung der nationalen Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt wirken.

Im Juni 2013 wurde auf der vom DJV koordinierten eintägigen Fachveranstaltung „Leute. Landschaft. Lebensräume – Wiedervernetzung und Kompensation gemeinsam gestalten“ Bilanz der ersten, fünf Jahre dauernden Projektphase gezogen. Über 60 Wiedervernetzungsexperten konnten sich vor Ort im Rahmen einer Exkursion von der Vielzahl erfolgreich durchgeführter Verbundmaßnahmen überzeugen. Die Wissenschaftler der Universität Kiel konnten mehr als 350 teils stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten auf bzw. nahe der Grünbrücke Kiebitzholm nachweisen. Viele von ihnen hatten sich bereits die Lebensräume jenseits der Barriere A21 erschlossen. Möglich wurde das durch die Anlage vieler unterschiedlicher Trittsteine innerhalb eines Korridors beiderseits der Grünbrücke, wie z.B.

  • das 17 ha große Naturwaldband für anspruchsvolle waldgebundene Pflanzen und Käfer,
  • zahllose offene Bodenstellen für Eidechsen und Heuschrecken,
  • viele neu angelegte Kleingewässer für Amphibien und Libellen sowie
  • extensive Beweidung durch Rinder (Galloways) und Pferde (Koniks) zur Landschaftspflege.

 

Die anlässlich der Tagung erstellte Broschüre „Biologische Vielfalt sichern durch Wiedervernetzung“ gibt einen sehr anschaulichen Überblick über die Inhalte des Projektes und fasst die bislang durchgeführten Maßnahmen zusammen. Die Broschüre kann kostenlos in der DJV-Geschäftsstelle angefordert werden, sie steht aber auch auf der Projektseite www.lebensraumkorridore.de zum Herunterladen zur Verfügung.        

Mit Schreiben vom 30.09.2013 bewilligte das zuständige Bundesamt für Naturschutz ein nachfolgendes, im (über-)regionalen Maßstab tätiges, Projekt mit einer Laufzeit bis 2017. Damit soll von dem lokalen in den (über-)regionalen Maßstab gewechselt werden, um einen wirksamen Verbund von weiteren geplanten Querungshilfen an der A7 bei Brokenlande und Bad Bramstedt mit ihren jeweiligen ökologischen Hinterlandanbindungen und den dazwischen liegenden Schutzgebietssystemen zu schaffen. Damit würden Lebensräume über einen ganzen Barrierenkomplex hinweg wiedervernetzt und ein wichtiger Baustein einer national bedeutsamen Verbundachse wiederhergestellt werden.

Das Projekt “Holsteiner Lebensraumkorridore” ist Ende November 2013 mit dem Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ geehrt worden. Den Preis überreichte Ulf Kämpfer, Staatsekretär im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein an den Projektleiter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Dr. Björn Schulz, und weiteren Projektpartnern. Die Auszeichnung erhalten Projekte, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzten.

Im Frühjahr 2014 wurde das Projekt zudem zum UN-Dekade-Projekt des Monats März gewählt. Damit kann im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit das Banner „UN-Dekade Projekt des Monats“ mitgeführt werden.  

Im März 2017 hatte der DJV zusammen mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und dem Ökologiezentrum der Universität Kiel zu einer Tagung nach Berlin eingeladen. Etwa 130 Fachleute aus den Bereichen Straßenbau, Verwaltung, Forst, Jagd und Naturschutz nahmen teil. Vorgestellt wurden Ergebnisse aus den beiden E+E-Vorhaben „Holsteiner Lebensraumkorridore“ und „Regionenübergreifende Wiedervernetzung“. Dabei wurde deutlich, dass neue Erkenntnisse bereits in Leitfäden des Straßenbaus eingeflossen sind bzw. erfolgreich in anderen Bundesländern umgesetzt wurden.

Die Verbände ADAC, DJV, NABU und WWF legten zudem ein gemeinsames Papier mit dem Titel „Leben braucht Bewegung“ zur Wiedervernetzung vor. Darin fordern sie Bund und Länder auf, sich stärker um die Umsetzung von Wiedervernetzung und Biotopverbund zu bemühen: Ziel müsse es u.a. sein, die Zahl der Verkehrsunfälle mit Wildtieren – auch zum Schutz des Menschen – um jährlich 5 Prozent zu verringern. Dafür brauche es geeignete Maßnahmen wie Querungshilfen, Wildwarnanlagen oder Zäune. Außerdem sollte ab sofort mindestens ein Prozent der Investitionen in Bundesfernstraßen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen an bestehenden Bundesautobahnen und Bundesfernstraßen verwendet werden. Bis 2027 sollten so die 93 wichtigsten Wiedervernetzungsabschnitte aus dem Bundesprogramm Wiedervernetzung abgearbeitet sein.

Hartwig Fischer auf der Fachtagung Lebensraumkorridore für Mensch und Natur in Berlin (Quelle: Kapuhs/DJV)
Hartwig Fischer auf der Fachtagung Lebensraumkorridore für Mensch und Natur in Berlin (Quelle: Kapuhs/DJV)
"Mit Blick auf das Artensterben können wir uns nicht leisten, noch mehr Landschaft unüberwindbar zu zerschneiden." Rita Schwarzelühr-Sutter, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium (BMUB) (Quelle: Kapuhs/DJV)
Die BfN-Präsidentin Prof. Jessel sprach sich für einen eigenen Haushaltstitel zur Umsetzung des Bundesprogramms Wiedervernetzung aus. (Quelle: Kapuhs/DJV)
Die BfN-Präsidentin Prof. Jessel sprach sich für einen eigenen Haushaltstitel zur Umsetzung des Bundesprogramms Wiedervernetzung aus. (Quelle: Kapuhs/DJV)